Wenn das der Willy wüsste! Mindestens einen Kniefall würde er machen vor der Weisheit seiner Enkel in der SPD, die ihren medienpolitischen Kongress gerade genutzt haben, sich so richtig schön lächerlich zu machen. Nein, nicht, weil sich die deutsche Sozialdemokratie entschlossen hat, dabei mitzuhelfen, Meinungsfreiheit und Datenschutz im Internet per Jugendmedienstaatsvertrag unter Vorbehalt zu stellen. Sondern weil die traditionsreiche ehemalige Arbeiterpartei ihren angereisten Medienexperten vor der Öffnung des Wlan-Netzes des Willy-Brandt-Hauses einen Treueschwur abverlangt: Der Nutzer müsse sich verpflichten, nicht nur keine "rechtswidrigen Informationen" zu verbreiten, sondern außerdem versprechen, keine "Inhalte zu übermitteln", die "ehrverletztende Äußerungen enthalten" oder das "Ansehen der SPD schädigen können".
Ein treuloser Hund, ein spitzes Messer an der frischrasierten Kehle der Partei nahm die Aufforderung zum Anlass, das entsprechende Formular sofort und unbearbeitet ins Internet zu stellen - offenkundig in der Absicht, ehrverletztend tätig zu werden, um das "Ansehen der SPD schädigen können". Es ist ihm gelungen.
Parteichef Sigmar Gabriel bleibt nun nur, den gewissenlosen Maulwurf suchen zu lassen. Und ihn vor ein fliegendes Parteigericht zu stellen, sobald die Verurteilung des abtrünnigen Ex-Bundesbankers Thilo Sarrazin und der Ausschluss des derzeit noch amtierenden aufständischen Krauschwitzer Bürgermeisters Hans Püschel durch sind. Willy Brandt, der Deutsch mit norwegischem Akzent sprechen konnte, aber nie drahtlos gesurft ist, würde zur Anwendung des von ihm selbst ausgedachten Radikalenerlasses raten.