Die semiaride Region des brasilianischen Nordostens, Sertao genannt, umfasst Teile der Bundesstaaten Alagoas, Bahia, Ceará, Minas Gerais, Paraíba, Pernambuco, Piauí, Rio Grande
do Norte und Sergipe im "Polygon der Trockenheit" (Polígono das Secas). In dieser Region kommt es immer wieder zu extrem langen Phasen der Dürre. Der Grund dafür liegt darin, dass die feucht-kalten Luftmassen aus dem Süden die heiße Luft, die über dieser Region liegt, nicht verdrängen können. Es gibt also meteorologisch bedingte natürliche Ursachen für die Trockenheit. Man vermutet aber, dass die Entwaldung der Küstenregionen im Nordosten zu einer Verstärkung des Effektes geführt hat. Die Region verfügt nur über einen dünnen Pflanzenbewuchs mit dornigen Büschen und wenig Blättern. Diese Art des Bewuchses wird in der Region "caatinga" genannt.
Trotzdem leben Menschen in dieser Region. In Zeiten großer Dürre leiden sie stark unter den Folgen. Die ohnehin eingeschränkte Landwirtschaft wird zum Teil völlig unmöglich. Die Menschen gehen zum Teil lange Wege, um überhaupt an Wasser zu gelangen. Oft wird die Situation so unerträglich, dass die Bewohner in die Küstenregionen ziehen, wo sie ihre Hütten errichten und auf diese Weise in wenigen Wochen ganze Favelas in den Städten wie Recife oder Fortaleza entstehen. Eine brasilianische Informationsseite im Internet beschreibt die Folgen so: "Die Dürre verursacht ein Wegfall wirtschaftlicher Ressourcen und führt zu Hunger und Elend in der "Sertão" des Nordostens. Oft müssen die Menschen stundenlang unter der Sonne und in der extremen Hitze gehen, um an Wasser zu kommen, das oft schmutzig und ungenießbar ist. Infolge Fehlens einer angemessenen Ernährung und den Genuss von Wasser von schlechtester Qualität, werden die Bewohner dieser Region oft Opfer vieler Krankheiten. Die Arbeitslosigkeit in der Region ist ebenfalls sehr hoch und führt zu einem Exodus der Landmenschen in die Städte, wo sie sich bessere Lebensbedingungen erhoffen. Der Nordosten ist deshalb abhängig von staatlichen Unterstützungen, die aber nicht immer funktionieren und dort wo sie funktionieren oft keine Bedingungen für eine nachhaltige Entwicklung schaffen."
Zur Zeit trifft es diese Region wieder einmal besonders hart. Es herrscht seit Monaten eine extreme Trockenheit. Kenner sprechen von der schlimmsten Dürre seit 47 Jahren. Für 525 Gemeinden ist inzwischen der Notstand ausgerufen worden. Allein in Bahia sind 2,5 Millionen Menschen betroffen. Blogger Danilo Rocha aus Bahia beschreibt die Folgen: "Tausende von Nordestinos sind gezwungen, hunderte von Kilometern, die sie auch in "leguas" berechnen, zu gehen, um Trinkwasser zu finden. An einigen Orte wird das Wasser mit Tankwagen gebracht, aber das Wasser wird nicht gleichmäßig innerhalb der Bevölkerung verteilt, die sich teilweise um einen Eimer Wasser prügelt. Der Kampf um den Durst zu stillen erzeugt Bilder, die seit Dekaden unsere Fernsehnachrichten dazu untermalen".
Blogger Rocha verweist aber auch darauf, dass bestimmte soziale Strukturen in der Region für den Notsand ursächlich sind. Es sind dies der "Coronelismo" und die "Industria da seca (Dürre-Industrie)", worunter man die Herrschaft der militärischen und wirtschaftlich Mächtigen repräsentiert durch die "Oberste" versteht, die früher und scheinbar auch noch heute schalten und walten, wie wenn Land und Menschen ihnen gehören. Die Dürre erlaubt ihnen, dem Einen zu geben und dem Anderen zu nehmen, je nachdem, wohin sie das Volk gerade manipulieren wollen. Besonders beliebt ist mit Trinkwasser Stimmen bei den Kommunalwahlen zu kaufen. Das andere ist der vielfältige Missbrauch der öffentlichen Mittel. Die Korruption im Zusammenhang mit den Subventionen zur Bekämpfung der Dürre ist mehrfach von der Bundespolizei und Rechnungshof beanstandet worden.
Zum Schluss möchte ich noch einmal Blogger Danilo Rocha zitieren: "Im Zusammenhang mit den Kommunalwahlen in diesem Jahr frage ich mich: Wieviel der 2,7 Milliarden R$ (ca. 1 Milliarde Euro) an Subventionen wurden abgezweigt, um Wahlkampagnen und Stimmenkauf zu finanzieren? Wieviele Menschen müssen noch mehr leiden, um das schöne Leben der Politiker und ihrer Anhänger zu finanzieren? Die Industrie der Dürre und der Coronelismo existieren weiter zu Lasten von leidenden Menschen, die sich abstrampeln für ein wenig Wasser. Das was wir im Nordosten sehen ist eine Verlängerung des historischen Prozesses, das Andauern des Leidens und des Elends zu Lasten des Gewinns unter neuen Namen und neuen Programmen."
Das brasilianische Parlament hat in diesen Tagen zur Bekämpfung der Dürre im Nordosten Massnahmen beschlossen. Es geht darum, dass den Landwirten an Orten, in denen der Notstand ausgerufen wurde, Kredite gewährt werden. Eine weitere Kreditlinie ist für die Unterstützung der betroffenen Bevölkerung genehmigt worden.
Siehe auch:
150 km zu Fuß gegen die Korruption
Informationsquelle:
A seca no Nordeste, a insustentabilidade e as eleições municipais - Blog E esse tal meio ambiente
Seca no Nordeste - Sua Pesquisa
Câmara pode votar MPs que combatem efeitos da seca no Nordeste - BrasilAtual
do Norte und Sergipe im "Polygon der Trockenheit" (Polígono das Secas). In dieser Region kommt es immer wieder zu extrem langen Phasen der Dürre. Der Grund dafür liegt darin, dass die feucht-kalten Luftmassen aus dem Süden die heiße Luft, die über dieser Region liegt, nicht verdrängen können. Es gibt also meteorologisch bedingte natürliche Ursachen für die Trockenheit. Man vermutet aber, dass die Entwaldung der Küstenregionen im Nordosten zu einer Verstärkung des Effektes geführt hat. Die Region verfügt nur über einen dünnen Pflanzenbewuchs mit dornigen Büschen und wenig Blättern. Diese Art des Bewuchses wird in der Region "caatinga" genannt.
Trotzdem leben Menschen in dieser Region. In Zeiten großer Dürre leiden sie stark unter den Folgen. Die ohnehin eingeschränkte Landwirtschaft wird zum Teil völlig unmöglich. Die Menschen gehen zum Teil lange Wege, um überhaupt an Wasser zu gelangen. Oft wird die Situation so unerträglich, dass die Bewohner in die Küstenregionen ziehen, wo sie ihre Hütten errichten und auf diese Weise in wenigen Wochen ganze Favelas in den Städten wie Recife oder Fortaleza entstehen. Eine brasilianische Informationsseite im Internet beschreibt die Folgen so: "Die Dürre verursacht ein Wegfall wirtschaftlicher Ressourcen und führt zu Hunger und Elend in der "Sertão" des Nordostens. Oft müssen die Menschen stundenlang unter der Sonne und in der extremen Hitze gehen, um an Wasser zu kommen, das oft schmutzig und ungenießbar ist. Infolge Fehlens einer angemessenen Ernährung und den Genuss von Wasser von schlechtester Qualität, werden die Bewohner dieser Region oft Opfer vieler Krankheiten. Die Arbeitslosigkeit in der Region ist ebenfalls sehr hoch und führt zu einem Exodus der Landmenschen in die Städte, wo sie sich bessere Lebensbedingungen erhoffen. Der Nordosten ist deshalb abhängig von staatlichen Unterstützungen, die aber nicht immer funktionieren und dort wo sie funktionieren oft keine Bedingungen für eine nachhaltige Entwicklung schaffen."
Zur Zeit trifft es diese Region wieder einmal besonders hart. Es herrscht seit Monaten eine extreme Trockenheit. Kenner sprechen von der schlimmsten Dürre seit 47 Jahren. Für 525 Gemeinden ist inzwischen der Notstand ausgerufen worden. Allein in Bahia sind 2,5 Millionen Menschen betroffen. Blogger Danilo Rocha aus Bahia beschreibt die Folgen: "Tausende von Nordestinos sind gezwungen, hunderte von Kilometern, die sie auch in "leguas" berechnen, zu gehen, um Trinkwasser zu finden. An einigen Orte wird das Wasser mit Tankwagen gebracht, aber das Wasser wird nicht gleichmäßig innerhalb der Bevölkerung verteilt, die sich teilweise um einen Eimer Wasser prügelt. Der Kampf um den Durst zu stillen erzeugt Bilder, die seit Dekaden unsere Fernsehnachrichten dazu untermalen".
Blogger Rocha verweist aber auch darauf, dass bestimmte soziale Strukturen in der Region für den Notsand ursächlich sind. Es sind dies der "Coronelismo" und die "Industria da seca (Dürre-Industrie)", worunter man die Herrschaft der militärischen und wirtschaftlich Mächtigen repräsentiert durch die "Oberste" versteht, die früher und scheinbar auch noch heute schalten und walten, wie wenn Land und Menschen ihnen gehören. Die Dürre erlaubt ihnen, dem Einen zu geben und dem Anderen zu nehmen, je nachdem, wohin sie das Volk gerade manipulieren wollen. Besonders beliebt ist mit Trinkwasser Stimmen bei den Kommunalwahlen zu kaufen. Das andere ist der vielfältige Missbrauch der öffentlichen Mittel. Die Korruption im Zusammenhang mit den Subventionen zur Bekämpfung der Dürre ist mehrfach von der Bundespolizei und Rechnungshof beanstandet worden.
Zum Schluss möchte ich noch einmal Blogger Danilo Rocha zitieren: "Im Zusammenhang mit den Kommunalwahlen in diesem Jahr frage ich mich: Wieviel der 2,7 Milliarden R$ (ca. 1 Milliarde Euro) an Subventionen wurden abgezweigt, um Wahlkampagnen und Stimmenkauf zu finanzieren? Wieviele Menschen müssen noch mehr leiden, um das schöne Leben der Politiker und ihrer Anhänger zu finanzieren? Die Industrie der Dürre und der Coronelismo existieren weiter zu Lasten von leidenden Menschen, die sich abstrampeln für ein wenig Wasser. Das was wir im Nordosten sehen ist eine Verlängerung des historischen Prozesses, das Andauern des Leidens und des Elends zu Lasten des Gewinns unter neuen Namen und neuen Programmen."
Das brasilianische Parlament hat in diesen Tagen zur Bekämpfung der Dürre im Nordosten Massnahmen beschlossen. Es geht darum, dass den Landwirten an Orten, in denen der Notstand ausgerufen wurde, Kredite gewährt werden. Eine weitere Kreditlinie ist für die Unterstützung der betroffenen Bevölkerung genehmigt worden.
Siehe auch:
150 km zu Fuß gegen die Korruption
Informationsquelle:
A seca no Nordeste, a insustentabilidade e as eleições municipais - Blog E esse tal meio ambiente
Seca no Nordeste - Sua Pesquisa
Câmara pode votar MPs que combatem efeitos da seca no Nordeste - BrasilAtual