„Die dunkle Seite des Mondes“ – ein Vergleich zwischen Buch und Film

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Im August 2015 veröffentlichte ich eine Rezension zum Roman „Die dunkle Seite des Mondes“. Jetzt wurde das Buch verfilmt. Zeit für einen Vergleich im Rahmen einer Blogparade.

Zur Jahrtausendwende schrieb der Schweizer Autor Martin Suter ein Buch, das Eindruck machte. So resümierte die FAZ:

„Vor allem aber ist er eine gründlich recherchierte, präzise, elegant und humorvoll geschriebene Geschichte, realistisch und phantastisch zugleich.“

Der Lesestoff hatte wohl genügend Nachklang, um gut 15 Jahre später auf der Kinoleinwand zu landen.

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Regisseur Stephan Rick möchte den geistigen und moralischen Absturz des Wirtschaftsanwalts Urs Blank in 98 Minuten zu erzählen. Und stößt dabei an Grenzen, die dem verknappenden Medium Film zugrunde liegen.

Was ist „besser“?

Jeder kennt den ebenso alten wie nervigen Streit zwischen Buch- und Filmfans: Nachdem die eingefleischten Prosafetischisten ihre Lieblingshelden in Gestalt realer Schauspieler gesehen haben, jammern sie: „Das Buch war viiieeel besser“. Allerdings hinkt dieser Vergleich.

Denn ein Film kann nicht leisten, was ein Buch leistet und umgekehrt.


Filme sind nicht dazu da, um Bücher zu kopieren.
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Sie sind keine auf Zelluloid gebannten Translationen, sondern Interpretationen des Stoffs.

Daher ist die Erwartungshaltung der Fans an Buchverfilmungen häufig verzerrt. Wie öde wäre es, genau den gleichen Ablauf eines Romans brav wiedergekäut, bequem im Kinosessel sitzend und den Nachokäse in den Mundwinkeln verteilend, zu konsumieren? Das ist zumindest nicht die Art von Kino, wie ich sie verstehe. Oder um es mit den Worten im Film zu sagen:

„Wer die Kunst begreifen will, muss in den Wald gehen.“

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Insofern ist es in Ordnung, dass Regisseur Rick mit einem sehr solide spielenden Moritz Bleibtreu als Urs Blank die Phasen des Absturzes verknappt schildert. Der Zuschauer hätte schließlich wenig davon, den verwilderten Anwalt ewig durch die raue Waldlandschaft stapfen zu sehen. Oder vielleicht doch?

Der Wandel, der keiner ist

Die dunkle Seite des Mondes ist ein intrinsischer Roman. Die scheinbar irrationalen Taten Blanks werden einigermaßen nachvollziehbar, wenn sich dessen amoralische Verwandlung ereignet. Und hier vollzieht der Film eine Umdeutung: Während Blank im Roman mehr oder weniger unverschuldet sein Gewissen durch den Drogentrip verliert, mutiert der Film-Urs ohne halluzinogene Wirkstoffe zum Raubtier.

Selbstverschuldete Amoralität

Das führt natürlich zu einer kompletten Umkehr des Verständnisses der Handlung. In Suters Buch ist Urs Blank Opfer und Täter zugleich, im Film nur Täter.

Leider bricht durch das filmische Limit von 1,5 Stunden auch eine weitere Komponente weg, die das Buch so fesselnd gemacht hat: das Groteske. Dass gerade ein stocksteifer Wirtschaftsanwalt zum pöbelnden, Katzenwirbel-knackenden Wüterich wird und im nächsten Augenblick im Wald Pilze pflücken geht, hat nicht zuletzt eine komische Komponente. Suter versteht es, den Leser voller Spannung durch die makabere Geschichte zu leiten.

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Feinde bis aufs Blut: Blank und Ott

Dass der Stoff hier und da Kürzungen zum Opfer fiel, ist ansonsten nicht tragisch.  So unternimmt Blank im Roman einen weiteren Pilztrip, um sich zu heilen, im Film hingegen kommt jede Hilfe zu spät. Solche Feinheiten, die von den Hardcore-Fans gerne moniert werden, sind jedoch vollkommen unbedeutend, wenn es um die künstlerische Adaption geht.

Fazit

Wer mit einer gewissen gedanklichen Flexibilität an die Verfilmung von Die dunkle Seite des Mondes herangeht, der wird im Kino solide Unterhaltung erleben. Zwar hätte Jürgen Prochnow (der den Antagonisten Ott spielt) besser auf die Figur des verknöcherten Wirtschaftsanwalts Urs Blank gepasst, allerdings verleiht Moritz Bleibtreus Impulsivität der Figur eine erfrischende Dynamik.

Pressematerial: Alamode Film

Anmerkung: Ich bedanke mich beim Team von PURE Online Digitale Kommunikation für das zur Verfügung gestellte Filmmaterial.


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