Die Dunkelste Stunde [Film]

Von Privatkino


Titel: Die Dunkelste Stunde
Regie: Joe Wright
Drehbuch: Anthony McCarten

Produktionsland: USA
Dauer: 126 Minuten
Erscheinungsdatum: 2017
Altersfreigabe: FSK 6

Log-Line:

Als die Luftschlacht um England entbrennt und die deutsche Invasion droht, wenden sich das überrumpelte britische Volk, der skeptische König und sogar seine eigene Partei von Churchill ab. Wie soll es ihm in dieser prekären Situation seiner Karriere gelingen, das Land zu einen und den Lauf der Weltgeschichte zu ändern?

Meine Meinung:
Und weiter gehts mit unserer Oscar-Spezial-Runde!

„Now this is not the end. It is not even the beginning of the end. But it is, perhaps, the end of the beginning.“- Winston Churchill

Für mich als kleiner Geschichts-Nerd war dieser Film natürlich ein Pflichttermin, vor allem, wenn er eine Nominierung für den besten Film erhält und Gary Oldman die Hauptrolle spielt. Tatsächlich habe ich ihn bei den ersten Film-Teaser nicht erkannt! Die Verwandlung ist ihm definitiv geglückt!

Hier wird bewust die Legende Churchill (zum Teil stark) vermenschlicht. Ein Mann mit Fehl und Tadel. Ein Politiker mit wildem Temperament, der mal einen Mitarbeiter anbrüllt, nur um kurze Zeit später sich für sein Benehmen reuig zu entschuldigen. Seine Stütze wird hier von seiner Frau (die wiederum wird verkörpert von Kristin Scott Thomas) würdevoll in Szene gesetzt. Churchill der Mensch – war hier wohl das Kredo.

So nett das auch gemeint war, so zäh durchzog sich diese Geschichte im Laufe der Handlung. Im gesamten Film hat Churchill hier nichts wirklich bedeutendes hervorgebracht, mal von einer flammenden Rede abgesehen – wobei ich auch hier ein paar rhetorische (und vielleicht auch literarische) Leckerbissen vermisst habe. Auch wenn der Film nur im 1. Monat nach der Ernennung des neuen Premiers (und von daher viele seiner Aktionen und Reden hier nicht dargestellt wurden / konnten), habe ich mir hier mehr emotionalen Zwiespalt erwartet.

Der Sinneswandel des Königs am Ende blieb in meinen Augen recht schleierhaft (zumal sich die beiden – anders als man es vielleicht bei „The King’s Speech“ gesehen hat –  nicht gut „riechen“ konnten). Die Zerissenheit Churchills wird hier zwar gezeigt, doch konnte ich im Nachhinein dies nur mit einem leichten Achselzucken erwidern.

Gary Oldman hat hier einen guten Churchill gespielt – das Skript aber keine überzeugende Geschichte erschaffen. Auch die Regie von Joe Wright („Wer ist Hanna?“) konnte nur hier und da einige Akzente setzen.

Fazit:
Ein nettes, geschichtliches Portrait eines Mannes, der von Anfang an den Nazis den Kampf angesagt hatte (einer von ganz wenigen, der das auch offen verkündet hat). Ein Mann mit einer begabten Zunge. Viele seiner Zitate haben es in die Geschichtsbücher geschafft. Das Zitat am Anfang meines Berichtes z.B. hielt er in seiner Rede, als die britische Afrika-Division den als unaufhaltbar geltenden Vorstoß Rommels in Afrika paroli bieten konnte und ihn sogar zum Rückzug gezwungen hat. Da verwundert es nicht, dass dieser Mann 1953 den Literaturnobelpreis bekommen hat.

Auch wenn der Film mich nicht vollends überzeugt hat, wünsche ich Gary Oldman für die Oscars alles Gute und hoffe, dass er dieses Mal den Goldjungen mit Nachhause nehmen darf! Wenn jemand für eine Rolle beinahe 400 Zigarren (an)geraucht hat und sich nach dem Dreh sogar medizinisch behandeln lassen musste, dürfte das auch nicht zu viel verlangt sein!

Mein Rating:
6/10

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_dunkelste_Stunde

http://www.imdb.com/title/tt4555426/