Die Drei von der Terrorzelle

Die Drei von der TerrorzelleEs gibt nur wenige wie ihn, die immer auf Ballhöhe sind, egal, ob bei Pferdepolo oder Golf. Hans Leyendecker, im deutschen Journalismus eine geradezu mythische Figur, seit ihm vor Jahrzehnten die eigenhändige Erfindung eines vom eigenen Gewissen geplagten hohen BKA-Beamten gelang, war pünktlich zur Stelle, als eine Pressemitteilung des BKA die von Guttenberg, Fukushima und königlicher Hochzeit längst verdränge Blutbad-Gefahr zurück in die Schlagzeilen zu holen versprach. Ein "Mobiles Einsatzkommando des BKA", analysierte der Edelfederinhaber, habe "in Düsseldorf und Bochum drei junge Männer festgenommen, die angeblich einen Terroranschlag mit selbstgebastelten Bomben planten". Der Anschlag habe "nicht unmittelbar gedroht", ließ sich Leyendecker "aus Ermittlerkreisen" mit exakt denselben Worten bestätigen, die auch der "Stern", die "Wiener Zeitung" und die Rheinische Post zu hören bekamen. Doch sechs Monate nach Ausrufung des inneren Notstandes durch seinen Amtvorgänger Thomas de Maiziere habe sich sich der neue Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich zufrieden damit gezeigt, dem Volk nun doch noch eine "konkrete und bevorstehende Gefahr" als abgewehrt melden zu können.
Die Täter, die über einen "längeren Zeitraum von Spezialisten des BKA überwacht und abgehört worden" seien, würden der Terrororganisation al-Qaida zugerechnet, fand Leyendecker weiter heraus. Einer der Anführer des dreiköpfigen Kommandos, das sich in einem seit Jahren von den Behörden überwachten Sprengmeister-Forum mit Bombenbauanleitungen versorgt hatte, sei "in einem Terrorcamp im Ausland ausgebildet worden sein", enthüllt der "Focus" die unterdessen offenbar an deutschen Behörden, Bundeswehreinheiten und Stadtwerke-Bautrupps orientierte Struktur des Terrornetzwerkes. Die Drei von der Terrorzelle hatten mindestens zwei Chefs, aber höchstens einen Soldaten. Experten sehen darin ein akutes Problem von über längere Zeit gewachsenen Organisationen: Die Verwaltung nimmt überhand, die Zahl der Befehlsgeber steigt, die Zahl der Befehlsemfänger sinkt.
Die "konkreten Anschlagsvorbereitungen" (dpa) der Verdächtigen tragen denn auch die typische Handschrift von Al Kaida. Während eine mit süffisantem Augenzwinkern in Richtung deutscher Geschichte "Aufbauorganisation" mit dem hübschen Namen "Komet" genannte Sondereinheit die Verdächtigen seit sieben Monaten rund um die Uhr observierte, kauften "die Männer in größeren Mengen Chemikalien", was aber nicht gelungen sei. Wie im Sprengmeister-Board empfohlen, sei versucht worden, "Wasserstoffperoxid und Zitronensäure mit aus Grillanzündern gewonnenem Hexamin" zusammenzurühren, enthüllt AFP. Die Verdächtigen hätten überdies schon vereinbart gehabt, mit dem Sprengstoff, den sie eines Tages hofften hergestellt zu haben, "zunächst einen Probelauf zu versuchen" (Leyendecker).
Da derzeit keine Weihnachtsmärkte als Ziele zur Verfügung standen, hat sich die Qualitätspresse in einer Art Dissonanz-Variante des üblichen Rudelchores darauf geeinigt, dass der 29-jährige Marokkaner Abdeladim El-K., der 31-jährige Marokkaner Jamil S. und der 19-jährige Iraner Amid entweder einen belebten Platz, das Finale des European Song-Contests, Nahverkehrszüge oder Stuttgart im Visier gehabt hätten. Es könne allerdings auch sein, dass "noch kein Terrorziel ausgewählt worden sei". Geplant sei aber gewesen, den nicht vorhandenen Sprengstoff zum Bau von Splitterbomben zu verwenden. Deshalb sei gegen einen der Anführer auch sofort ein Haftbefehl erlassen worden.
Die beiden anderen sollen zur weiteren Erhöhung der Sicherheit bis zum Abschluss der Ermittlungen auf freien Fuß gesetzt werden. Es gehe darum klarzumachen, dass "wir unsere bisherigen Antiterrorgesetze nicht nur beibehalten, sondern wo erforderlich auch ergänzen" müssten, wie der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Hans-Peter Uhl, klarstellte. Deshalb, fordert Unionsfraktionsvize Günter Krings, dürfe sich die FDP nicht länger gegen eine dringend gebotene Neuauflage der Vorratsspeicherung von Telefon- und Internetdaten sträuben.


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