Die doppelte Staatsbürgerschaft löst keine Integrationsprobleme

Die doppelte Staatsbürgerschaft löst keine Integrationsprobleme
von Helmut Biehl
Die Frage nach der doppelten Staatsbürgerschaft für Menschen mit Migrationshintergrund ist in diesem Jahr ein Wahlkampfthema. Dabei wird oft als Argument vorgebracht, dass die Betroffenen die Entscheidung für eine einzige Staatsbürgerschaft in der Regel als innere Zerreißprobe empfinden.
Ich habe den Eindruck, dass die betroffenen türkischstämmigen Menschen unter den massiven Erwartungen Ihres direkten familiären und verwandtschaftlichen Umfeldes stehen, „das stolze Türkentum“ nicht aufzugeben. Der durchschnittliche Türke hat eben einen unbefangenen Nationalstolz, der durchschnittliche Deutsche eher ein (sehr) kritisches Verhältnis zum Nationalstaat.
Das Ganze gilt umso mehr, wenn Türken im Ausland leben und in der Gastgesellschaft nicht den gewünschten Erfolg haben, wenn Schwierigkeiten und Widerstände auftreten bei der Anwendung ihrer Traditionen, oder wenn sie gar mit den deutschen Gesetzen in Konflikt geraten. Da können die Betroffenen dann „abspalten“ und alles Negative in der „Badbank Deutschland“ abladen, die dann daran schuld ist, dass ihnen dies oder jenes nicht gelingt.
Bis vor kurzem hielt sich der mutmaßliche Haupttäter der Schlägerattacke vom letzten Oktober am Alexanderplatz in Berlin, ONUR U., bei dem ein deutsch-thailändischer Jugendlicher totgetreten wurde, in der Türkei auf. Deutschland hat kein Auslieferungsabkommen mit der Türkei und die Türkei liefert dann ihre Staatsbürger in der Regel nicht aus. ONUR U. hat beide Staatsbürgerschaften. Ob die Türkei ONUR U. wegen des „Vorfalls“ am Alexanderplatz den Prozess macht, schien eine Weile lang in den Sternen stehen. Kaum war diese Entscheidung zu seinen Ungunsten gefallen, befand er sich binnen kürzester Zeit wieder in Deutschland, wo er auf eine mildere Strafe hoffen kann (in Deutschland war er zum Tatzeitpunkt 19 Jahre alt, wo er mit maximal 10 Jahren Haft rechnen muss; in der Türkei wird er als Erwachsener behandelt und ihm droht lebenslänglich).
ONUR U. ist ein Beispiel für die Buffet-Mentalität. Die Leute haben die Möglichkeit, bei einem „Problem“ taktisch zu entscheiden, auch wenn es um schwere Straftaten wie Raub, Totschlag, Mord („Ehrenmord“) oder Vergewaltigung geht.  Sie suchen sich dann die für sie jeweils günstigste oder am wenigsten schmerzhafte Lösung heraus. Das stärkt sicher nicht das Verantwortungsgefühl für ihr eigenes Tun.
Hinzu kommt bei den Migranten aus dem islamischen Kulturkreis noch die religiöse Komponente. Die wird in meinen Augen prinzipiell unterschätzt, da gerade Menschen aus der Türkei oder den arabischen Ländern ihre Kultur - und das sind für viele ausschließlich ihre Traditionen– über die Religion sprich Islam definieren (ich empfehle hier ausdrücklich das Buch „Der Untergang der islamischen Welt“ von HAMED ABDEL-SAMAD, der sehr gut die innere Zerrissenheit eines Migranten aus Ägypten in einem westlichen Land beschreibt und die Werte-Konflikte aufzeichnet, die diese Migranten in den westlichen Ländern haben und mit sich ausfechten müssen).
Es gibt in meinen Augen drei „Parameter“, die den typischen Deutschen von einem typischen Araber oder typischen Türken unterscheiden. Das sind:

  • Verhältnis zum Nationalstolz
  • Verhältnis zur Religion
  • Verhältnis des Individuums zur Gruppe  

Der typische Deutsche hat (s.o.) ein kritisches Verhältnis zum Thema Nationalstolz. Der typische Türke oder Araber hat (in meinen Augen) zuviel davon; zudem gehen Nationalstolz und männlicher Chauvinismus hier eine krude Allianz ein.
Beim Thema Religion hat der Islam eine Identität stiftende Rolle, die in vielen Fällen abgrenzend verstanden wird. Vielen Migranten aus den besagten Ländern ist selbst gar nicht klar, dass sie sich kulturell im Wesentlichen über den Islam definieren, da Kultur und Religion eine diffuse Einheit bilden. Das ist ein Punkt, den der typische 1.0-Multikulturalist (der eher religionskritisch bis atheistisch orientiert ist) nicht versteht oder wahrhaben will. Auf das Selbstverständnis eines Muslims auf die restliche Welt, der „einzig wahren Religion“ zu folgen, möchte ich hier gar nicht näher eingehen.
In der islamisch geprägten Kultur spielt das Individuum keine Rolle (es sei denn man ist Clan-Chef). Man versteht sich immer als Teil der Gruppe und die Gruppe ist der Clan und/oder die Großfamilie und/oder die religiöse Gemeinde vor Ort. Kritik am Islam versteht ein Migrant somit als Angriff auf seine Kultur, Kritik an seiner Kultur versteht er als Angriff auf seine Religion. Grundsätzlich versteht er Kritik an seiner Person immer auch als Angriff auf seine Gruppe und „seine Leute“. (So wie kürzlich in Weyhe bei Bremen, wo migrantische Jugendliche erneut einen Deutschen totgetreten haben. Hier trat keine CLAUDIA ROTH oder und kein türkischer Botschafter auf, um mit Betroffenheit das Geschehen zu kommentieren und den toten jungen Menschen zu betrauern. Im umgekehrten Fall kann man sich das Medienecho und die Kommentare der Politiker gut vorstellen – im Falle der Brandkatastrophe in Backnang waren einige türkische Politiker mit gewagten Vermutungen schnell zur Stelle).
Der typische Deutsche hat eher ein kritisches Verhältnis zur Religion. Der Begriff „Kultur“ als abendländisch-christliche Weltanschauung schließt die individuelle Freiheit mit ein. Und die individuelle Freiheit beinhaltet als Gegengewicht immer die individuelle Verantwortung. 
Fazit
Die SPD und die GRÜNEN versprechen dem Bräutigam gleich zwei Bräute. Er kann mit beiden Bräuten getrennt ins Bett gehen und Spaß haben. Und wenn die eine Braut stresst und die Kinder alles komplizierter machen, geht er eben zur anderen Braut, wo er keine Konflikte austragen muss. Soll die erste Braut doch zusehen, wie sie mit sich und den Kindern klar kommt.
Ich denke, eine doppelte Staatsbürgerschaft macht nur Sinn bei Menschen, die damit auch verantwortungsbewusst und konstruktiv umgehen können. Und das können sehr viele Menschen sicherlich nicht.
„Das Buffet“ ist eine zu große Versuchung, sich für den jeweiligen Fall das Beste oder das am wenigsten Schmerzende rauszusuchen. Die Leute werden in vielen Lebenssituationen immer taktisch entscheiden.
Mein Vorschlag

· Doppelte Staatsbürgerschaft nicht ausweiten auf weitere Länder als bisher bestehend

· Grundsätzlich bin ich der Ansicht:
Alles, was umsonst ist, wird nicht wertgeschätzt; man muss sich die Staatsbürgerschaft verdienen

· Die deutsche Staatsbürgerschaft sollte es nur auf Probe geben und an Bedingungen geknüpft sein

· Die deutsche Staatsbürgerschaft sollte - innerhalb einer Frist von 10-15 Jahren - auf Widerruf vergeben werden

· widerrufbar, wenn der Betreffende sich Verbrechen schuldig gemacht hat, die im Zusammenhang mit den hier gültigen Grundwerten stehen (Zwangsverheiratung, Ehrenmord, Mord, Vergewaltigung, Totschlag etc.)

· Abschiebung nach der hier abgesessenen Strafe

· Dafür sind Verträge mit den Herkunftsländern abzuschließen

 


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