Tolle Aussichten fürs Wochenende. Der Sommer bleibt. Sonne satt. Herrliches Wetter. Genießen Sie die Sonnenstrahlen. Und auch nächste Woche soll es schön bleiben. Der Sommer nimmt kein Ende. Laue Nächte pur. Diese stereotypen Sprüche aus der Wettervorhersage, von Metereologen und Moderatoren, kotzen mich nicht nur an, sie sind das Abbild einer Massenmeinung, die mir im realen Leben kaum begegnet.
Völlig einig waren sie sich nicht nur darüber, dass sie diese Temperaturen nicht mögen. Auch diese meteorologischen Gestalten, die als Strahlemänner den "Sommer von seiner schönsten Seite" postulieren, obwohl sie am Vorabend noch beobachteten, wie ihre Nachbarin wegen Kreislaufzusammenbruch vom Notarzt abgeholt wurde, gingen den Befragten mächtig auf die Nerven.
Diesen berufsbedingt immer fröhlichen Arschlöchern scheint die Sonne aus dem Arsch. Man verzeihe mir diesen Tonfall, aber diese Fröhlichkeit-und-Sonnenschein-Industrie, die das Wetter fetischiert, die es als eine Art von Hurra-ist-das-Leben-nicht-wundervoll!-Anbeterei verkauft, widert mich täglich mehr an. Man kann sich gar nicht mehr in Ruhe von den Medien desinformieren lassen, ohne auf eines dieser quietschglücklichen Arschlöcher zu treffen. Ständig erinnern sie einen dran, dass der Sommer da ist, bleibt oder gleich wieder kommt. Und das verbinden sie mit Bildern von einer Lebensqualität, die kaum ein Mensch besitzt.
Diese Wetterberichterstattung und ihre boulevardeske Ausschlachtung, dieses Bedienen einer auf dieser Welt grundlegenden Nichtigkeit - schließlich ist auf dieser Erde immer Wetter! -, scheint ein Sport, gemacht von Leuten in gut klimatisierten Räumen für Leute in gut klimatisierten Räumen zu sein. Eine Form von alltagsesoterischer Ist-das-Leben-nicht-geil!-Ideologie, die sich jemand, der sich die Hitze durch seine Finanzkraft nicht vom Halse halten kann, gar nicht leisten kann.
Was tun in heißen Nächten? Empfehlung eines TV-Senders letztens: Ziehen Sie ins Hotel! Denn Hotels sind klimatisiert. Für welche Gesellschaftsschicht entwirft man solche Ratschläge?
Oder so wie neulich dieser Wagner von der Bildzeitung. Er schrieb, wir hätten "einen tollen Sommer", man könnte "bis zwei Uhr morgens beim Italiener sitzen". Mir kam fast das Kotzen. Kommt mir bei Wagner immer. Aber bei diesem speziellen Wagner ganz besonders. Klar, der Typ kann es sich leisten, bis zwei Uhr morgens zu zechen. Dann legt er sich bis mittags hin, steht auf, braucht sich nicht anziehen, bringt zehn bis fünfzehn Sätze aufs Papier, gibt sie telefonisch durch und kassiert sicherlich ein vierstelliges Honorar. Auf Typen wie ihn ist die Wetterberichterstattung zugeschnitten. Auf Typen wie ihn, die bis zwei Uhr nachts Servicepersonal durch die tropische Nacht hetzen können und das dann "Ankurbelung der Wirtschaft" nennen. Aber das ist eine ganz andere Scheiße, um die geht es heute mal nicht.
Dass ich schwitze wie ein Mastbulle ist eine Sache. Die fröhlichen Stimmen, die mir meinen Gestank auch noch als eine ganz besonders tolle Geschichte verkaufen wollen, das ist etwas ganz anderes. So einfach wie beim Wetter erkennt man selten, wie eklatant daneben die Medien an den realen Lebensumständen der Menschen vorbeimoderieren. Wenn der Typ im Radio sagt, dass diese lauen Nächte einfach nur schön seien, dann soll er mal in mein schwüles Schlafzimmer gehen und versuchen dort zu pennen. Die Hitze macht mich aggressiv. Solche Typen noch aggressiver. Ich kann es nicht leiden, wenn die Sonne aus all diesen Arschlöchern herausscheint. Sie sollten ihre Arschbacken zusammenkneifen und die Sonne darin lassen.