Ein paar Anmerkungen zum Thema „Wulff“
Von Jürgen Voß
Donnerstagabend, ZDF, Frau Illner, die Dame mit dem bleckenden Selbstbewusst-sein, hat eingeladen. Thema: Wulff. Danach, Herr Lanz, Thema: Wulff. Heute Frei-tagnachmittag, Nachrichten. Erstes Thema: Wulff. Sind wir verrückt geworden? Oder haben wir – anders als gedacht – einfach nur eine ganz kritische Presse, die ihren Auftrag, „vierte Gewalt“ in unserem Staate zu sein, bitter ernst nimmt? Von der Prole-tenprawda „Bild“ bis zum Zentralorgan für kultivierte Langeweile, der „Zeit“, alle sind dran, an dem armen Präsidenten und haben sich an ihm festgebissen wie ausge-flippte Bullterrier. Der Mann tut mir – das meine ich ganz ernst – inzwischen regel-recht leid. Und es ergeben sich Fragen.
Wo war denn unsere ach so kritische Nachplapperpresse beim neoliberalen Sys-temwechsel in den letzten 15 Jahren? Allein die verpassten Chancen bei den Personalia! Clement, der Superminister, lässt sich viele Jahre von der Leiharbeits-branche schmieren, liefert ihr anschließend das passgenaue Wunschgesetz und kriegt als Dankeschön einen hoch dotierten Austragsposten mit kabarettreifem Titel.
Riester, mit 400 000 Euro nachträglich belohnt für sein gigantisches Geschenk an die Privatversicherungsindustrie, jahrelang übergangen und erst jetzt als Thema entdeckt.
Raffelhüschen, Rürup, Börsch-Supan und Konsorten, Spitzenverdiener im Auf-trage der Versicherungswirtschaft, mal kritisch unter die Lupe genommen von Bild, Süddeutsche oder Zeit? Wüsste ich nicht.
Die unseligen Christiansenrunden, („Deutschland vor dem Reformstau!“) immer exakt gecasted, 5 Neoliberale gegen ein armes Gewerkschaftswürstchen, mal einmal kritisch oder wenigstens satirisch – das wäre nämlich angebracht gewesen - beäugt? (Walter Rossum hat es später mal getan.) Leider Fehlanzeige!
Und erst in jüngster Zeit: Jede Jubelmeldung der Regierung und der offiziellen Statistik unkritisch nachgeplappert: „So viel Erwerbstätige wie noch nie!“ (Erwerbstä-tig im statistischen Sinne= eine Stunde Arbeit pro Woche!); „So wenig Arbeitslose wie zuletzt 1992!“ (obwohl damals ganz anders gezählt wurde); „Die Agenda 2010 mit ihren „Reformen (die völlige semantische Verdrehung dieses Begriffs wäre alleine schon eine Betrachtung wert gewesen!) haben uns (!!) glänzend durch die Krise gebracht“, der Demografieschwindel („zu wenig Kinder für zu viele Alte!“) im Zusammenhang mit der „Rente mit 67“, usw. Das Blamageregister der Medien würde Seiten füllen.
Was hätte man bei diesen Themen mit der Bulldoggenenergie, mit der jetzt die causa Wulff bearbeitet wird, im Interesse der Menschen im unseren Lande an Gutem erreichen und an Schlechtem verhindern können! Doch alles ist anders gelaufen: Der neoliberale Mainstream hat nur im Netz seinen Konterpart gefunden, wenn man mal von wenigen Ausrutschern in den Feuilletons von FAZ und SZ (erst zuletzt von Ingo Schulze in der Ausgabe vom 12.1.) absieht.
Insofern beweist die Kampagne in Sachen „Wulff“ nur, dass unsere Presse und Me-dien könnten, wenn sie wollten. Nur: sie beweisen ihr Können am falschen Objekt. Wären sie doch sonst so kritisch, wie sie sich jetzt mal geben.
Von Jürgen Voß
Donnerstagabend, ZDF, Frau Illner, die Dame mit dem bleckenden Selbstbewusst-sein, hat eingeladen. Thema: Wulff. Danach, Herr Lanz, Thema: Wulff. Heute Frei-tagnachmittag, Nachrichten. Erstes Thema: Wulff. Sind wir verrückt geworden? Oder haben wir – anders als gedacht – einfach nur eine ganz kritische Presse, die ihren Auftrag, „vierte Gewalt“ in unserem Staate zu sein, bitter ernst nimmt? Von der Prole-tenprawda „Bild“ bis zum Zentralorgan für kultivierte Langeweile, der „Zeit“, alle sind dran, an dem armen Präsidenten und haben sich an ihm festgebissen wie ausge-flippte Bullterrier. Der Mann tut mir – das meine ich ganz ernst – inzwischen regel-recht leid. Und es ergeben sich Fragen.
Wo war denn unsere ach so kritische Nachplapperpresse beim neoliberalen Sys-temwechsel in den letzten 15 Jahren? Allein die verpassten Chancen bei den Personalia! Clement, der Superminister, lässt sich viele Jahre von der Leiharbeits-branche schmieren, liefert ihr anschließend das passgenaue Wunschgesetz und kriegt als Dankeschön einen hoch dotierten Austragsposten mit kabarettreifem Titel.
Riester, mit 400 000 Euro nachträglich belohnt für sein gigantisches Geschenk an die Privatversicherungsindustrie, jahrelang übergangen und erst jetzt als Thema entdeckt.
Raffelhüschen, Rürup, Börsch-Supan und Konsorten, Spitzenverdiener im Auf-trage der Versicherungswirtschaft, mal kritisch unter die Lupe genommen von Bild, Süddeutsche oder Zeit? Wüsste ich nicht.
Die unseligen Christiansenrunden, („Deutschland vor dem Reformstau!“) immer exakt gecasted, 5 Neoliberale gegen ein armes Gewerkschaftswürstchen, mal einmal kritisch oder wenigstens satirisch – das wäre nämlich angebracht gewesen - beäugt? (Walter Rossum hat es später mal getan.) Leider Fehlanzeige!
Und erst in jüngster Zeit: Jede Jubelmeldung der Regierung und der offiziellen Statistik unkritisch nachgeplappert: „So viel Erwerbstätige wie noch nie!“ (Erwerbstä-tig im statistischen Sinne= eine Stunde Arbeit pro Woche!); „So wenig Arbeitslose wie zuletzt 1992!“ (obwohl damals ganz anders gezählt wurde); „Die Agenda 2010 mit ihren „Reformen (die völlige semantische Verdrehung dieses Begriffs wäre alleine schon eine Betrachtung wert gewesen!) haben uns (!!) glänzend durch die Krise gebracht“, der Demografieschwindel („zu wenig Kinder für zu viele Alte!“) im Zusammenhang mit der „Rente mit 67“, usw. Das Blamageregister der Medien würde Seiten füllen.
Was hätte man bei diesen Themen mit der Bulldoggenenergie, mit der jetzt die causa Wulff bearbeitet wird, im Interesse der Menschen im unseren Lande an Gutem erreichen und an Schlechtem verhindern können! Doch alles ist anders gelaufen: Der neoliberale Mainstream hat nur im Netz seinen Konterpart gefunden, wenn man mal von wenigen Ausrutschern in den Feuilletons von FAZ und SZ (erst zuletzt von Ingo Schulze in der Ausgabe vom 12.1.) absieht.
Insofern beweist die Kampagne in Sachen „Wulff“ nur, dass unsere Presse und Me-dien könnten, wenn sie wollten. Nur: sie beweisen ihr Können am falschen Objekt. Wären sie doch sonst so kritisch, wie sie sich jetzt mal geben.