Die Chinesen erobern Dietfurt

Seit dem 19. Jahrhundert gelten die Dietfurter als die „Chinesen Bayerns“. Am kommenden Donnerstag (3. 3. 2011) erleben die Besucher der Oberpfälzer Stadt, warum das so ist.
Die Chinesen erobern Dietfurt
Kiliwau: Im oberpfälzischen Dietfurt steigt einmal im Jahr die etwas andere Faschingsfeier. Dort ist nach einer alten Tradition das bunte Treiben fest in chinesischer Hand. Foto: obx-news´
Dietfurt (obx - internet-zeitung) – Einmal im Jahr regieren im oberpfälzischen Dietfurt die Chinesen: Vom Rathaussessel bis zur Müllabfuhr, vom Restaurant bis zum Supermarkt – alles ist fest in chinesischer Hand. Immer am letzten Donnerstag in der Faschingszeit wird die Stadt „Bayerns Chinatown“. Dietfurts Bürger, ob groß, ob klein, schlüpfen in chinesische Tracht, stecken sich China-Zöpfe ins Haar und die Drogerie mit der gelben Hautschminke hat Hochkonjunktur. Ein Kuriosum in Bayern – der Chinesen-Fasching in Dietfurt. Tausende Besucher aus ganz Deutschland werden sich auch in diesem Jahr am 3. März die chinesische Invasion ins bayerische Kernland nicht entgehen lassen.
Eine Anekdote erzählt den Ursprung des verrückten Treibens, das den Dietfurtern den Titel „Bayerische Chinesen“ einbrachte. Demnach soll irgendwann in der Stadtgeschichte der Steuereintreiber des Bischofs in das Städtchen gereist sein, um höhere Abgaben einzutreiben. Die Nachricht vom Besuch gelangte aber vor dem Steuereintreiber in die Stadt. Die Bürger verbarrikadierten die Tore und der Gesandte des Bischofs musste ohne Geld abziehen. Seinem Bischof erzählte er dann: Die verstecken sich hinter ihrer Mauer wie die Chinesen.
„Ob es stimmt, weiß keiner“, meint Anton Bachhuber vom Touristbüro, der auch den Ablauf des Chinesen-Faschings managt. Verbürgt ist aber ein Kalender von 1860 und eine wissenschaftliche Arbeit aus dem Jahr 1869, wo bereits damals die Dietfurter als Chinesen bezeichnet wurden und von einem Chinesen-Viertel die Rede ist. „Der Grundstein für die Faschingstradition wurde aber erst 1928 gelegt, als die Stadtkapelle erstmals in China-Gewändern auftrat“, erzählt Bachhuber.
Schnell hat der Ruf vom Chinesen-Fasching weite Kreise gezogen– quer durch Bayern und ganz Deutschland. „Diplomatische Abordnungen“ von Faschingshochburgen aus der ganzen Republik werden an der Proklamation des Kaisers Ko-Houang-Di teilnehmen und anschließend begleitet vom vielstimmigen „Kiliwau“ in den Straßen der Stadt feiern.
Die gemeinsame Reise der Dietfurter ins ferne China beginnt am „Unsinnigen Donnerstag“ sehr früh: Ab 2 Uhr morgens verkündet der schallende Weckruf einer 30-köpfigen Meute auf ihrem Zug kreuz und quer durch die Stadt den Beginn des „chinesischen Nationalfeiertags“ in der oberpfälzischen Stadt. „Da hebt´s jeden aus dem Bett“, sagt Organisator Anton Bachhuber.
Mit etwa 15.000 Menschen rechnen die Organisatoren, wenn ab 13 Uhr auf der Bühne direkt auf dem Stadtplatz Akteure und Besucher dem Höhepunkt entgegen fiebern: dem legendären chinesischen Maskenzug, bei dem in diesem Jahr pünktlich um 13.61 Uhr (also 14.01 Uhr) etwa 50 Gruppen und viele leibhaftige Chinesen für kurze Zeit „Chinatown“ im Herzen Bayerns lebendig werden lässt.


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