Die Chefinnen oder Frauen als "Boss" in Weltkonzernen - geht das?

Frauen in Führungspositionen sind in Deutschland bislang noch in der Minderheit und nur langsam steigt die Anzahl der Chefinnen, Managerinnen und weiblichen Vorgesetzten. Wie schaffen Frauen es bis an die Spitze, und was unterscheidet sie dabei von den Männern?
In Vorstandsetagen der deutschen Dax-Unternehmen sind nur 5,5 Prozent der Vorstände weiblich. Bis 2016 sollen es 30 Prozent sein.
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Chefinnen oder Frauen

Also Frauen an die "Macht"? Eine unendliche Diskussion. Letztendlich ist ja immer noch Leistung und Qualifikation in der heutigen Gesellschaft maßgebend - oder? Aber na ja: Wenn man sich heute die Männer-Führungsriege so anschaut ... Bild pixabay


In anderen Ländern der EU sieht es nicht besser aus. Nur wenige Führungspositionen, vor allem in den großen Konzernen, sind mit Frauen besetzt. Dabei war die Ausgangslage noch nie so gut: Bei der Bildung sind die Frauen schon an den Männern vorbeigezogen, etwa 60 Prozent der Hochschulabgänger sind weiblich. Zudem schließen sie ihr Studium häufig mit den besseren Noten ab. Dennoch: Frauen in Führungspositionen sind immer noch die Ausnahme, gerade in der wirtschaftlich starken IT-Branche.
Chefin sein ist eine Lebenseinstellung
Beim Thema Frauen und Karriere gibt es viele (Vor-)Urteile. Sind Frauen vielleicht einfach nicht "hart" genug, um sich in der Arbeitswelt und gegen ihre männlichen Kollegen durchzusetzen? Oder sind es nicht gerade die besonderen, "weiblichen", Softskills wie Einfühlungsvermögen, soziale und kommunikative Kompetenz, die Frauen den Weg an die Spitze ebnen? Auf jeden Fall wird eine Karrierefrau schnell in eine bestimmte Schublade gesteckt. Ist sie attraktiv und betont ihre Weiblichkeit, wird gerne einmal unterstellt, sie sei nur aufgrund ihres Äußeren so weit gekommen. Umso härter muss sie dann beweisen, dass sie nicht nur über Aussehen, sondern auch über Köpfchen verfügt. Logisch, dass sich Attraktivität und Karriere auch in der Arbeitswelt nicht ausschließen. Immerhin haben Studien gezeigt, dass auch Männer auf ihrem Karriereweg von einem schönen Äußeren profitieren.
Umgekehrt wird aber auch schnell der Vorwurf laut, eine Frau versuche, sich möglichst "männlich" zu geben, sobald sie zielorientiert und wirtschaftlich vernünftig handelt. Dabei haben beruflich erfolgreiche Frauen längst verstanden, dass beides geht: Mit rationalem Blick mitunter auch unangenehme Entscheidungen treffen, und dabei trotzdem empathisch und zugewandt zu bleiben.
Weshalb finden sich dann so wenige Frauen in den Führungsetagen? Manche sind der Meinung, Frauen stehen sich vor allem selbst im Weg. Ihnen ist der Inhalt, die Art der Arbeit wichtiger, als eine bestimmte hierarische Position oder Stellung zu erreichen. Einige, wie etwa die Autorin Bascha Mika, werfen Frauen vor, sie würden vor der Verantwortung und dem Anspruch einer Chefposition zurückschrecken. Obwohl die fachliche und persönliche Qualifikation stimmt, würden sie sich lieber mit den niedrigeren Positionen zufriedengeben. Tauschen Frauen den Druck und die Verantwortung einer höheren Stellung gegen Bequemlichkeit und pünktlichen Feierabend? Chefin sein, das ist eben etwas für mutige Frauen, und auch eine Lebenseinstellung.
"Karierrefrauen sind Rabenmütter", denken viele 
Doch nicht nur der Weg nach oben selbst, auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist häufig ein Problem. Viele Frauen wollen sich heute nicht mehr entscheiden müssen, sondern wollen beides: Kind und Karriere. Dabei kämpfen sie auch gegen das hartnäckige Bild der "Rabenmutter" an. Vollzeit-Karriere und Kinder - das geht für viele immer noch nicht zusammen. Wohlgemerkt nur bei Frauen. Bei berufstätigen Männern kommt in der Regel niemand auf die Idee, ihre Qualitäten als Vater in Frage zu stellen. Ganz frei machen von den Zweifeln, aufgrund der Arbeit nicht genug Zeit für die Kinder, oder wegen der Kindeserziehung vielleicht einen wichtigen Karriereschritt zu verpassen, können sich auch Top-Managerinnen nicht immer. Angelika Gifford, die Geschäftsführerin Hewlett-Packard sagt, "wer behauptet, es sei einfach, sich als Frau in einer Top-Führungsposition zu behaupten, ohne vom schlechten Gewissen, eine Rabenmutter zu sein, geplagt zu werden, gaukelt etwas vor" ("manager magazin").
Dabei spielen die passenden Rahmenbedingungen eine große Rolle, wie die Vereinbarkeit von Kind und Karriere wahrgenommen wird. Mit dem rechtlichen Anspruch auf einen Kita-Platz wird der Lebenswelt berufstätiger Mütter (und Väter) auch offiziell Rechnung getragen. Ein Beispiel ist hier Frankreich, wo aufgrund guter Betreuungsquoten 80 Prozent der Mütter ganztags berufstätig sind.
Aber auch Unternehmen können ihrerseits dazu beitragen, die gut qualifizierten Frauen auf ihrem Weg an die Spitze zu unterstützen: durch eigene Betreuungsangebote und die Bereitstellung von flexiblen Arbeitsmodellen, wie Home-Office, Teilzeit oder Job-Sharing auch in Führungspositionen. Steigen Frauen aufgrund der Kinder aus dem Beruf aus, geht so schließlich auch den Arbeitgebern wichtiges Potential verloren. Immerhin findet - zumindest in größeren Unternehmen - hier langsam ein Umdenken statt. 
Keine starren Rollenbilder
Ein Umdenken wäre auch in der gesamten Gesellschaft wünschenswert, bei Frauen und Männern. Denn immer noch hat die Berufswahl einen großen Einfluss auf spätere Karrierechancen. Berufe aus dem Bereich der Technik, Informatik oder Wirtschaft werden nur selten von Frauen gewählt, obwohl der landesweite "Girls' Day" seit 2002 versucht, das zu ändern. Häufig entscheiden Mädchen sich immer noch für typisch "weibliche" Berufe, die jedoch selten mit steilen Karrierewegen und entsprechendem Gehalt locken. Die Erziehung ist vielfach immer noch von einem eher konservativen Rollenbild geprägt. Frauen kümmern sich um die Familie und arbeiten höchstens in Teilzeit, während der Mann als "Ernährer" den ganzen Tag im Büro verbringt. Keine fixen Rollenbilder mehr - davon würden sowohl Frauen als auch Männer profitieren. Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern führt nicht nur über mehr Frauen in Führungspositionen, sondern auch über mehr Väter am Wickeltisch.
Die Dokumentation "Chefinnen - Frauen in Weltkonzernen" von Nicola Graef, die Sie am Freitag, 6. März 2015, 20.15 Uhr bei 3sat sehen können, porträtiert zwei Topmanagerinnen - Frauen mit Karriere, Kindern und Partnern, die sie darin unterstützen. Ein spannendes Doppelporträt von zwei Frauen, die es in Weltkonzernen in die obersten Führungsebenen geschafft haben und dabei sehr unterschiedliche Karrierewege gegangen sind.
Quelle 3sat.de
Karriere

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