Die Camper-Typologie – beste Beziehungen zum Stellplatznachbarn

Von Falter56

Auf Campingplätzen kommen Leute zusammen. Viele Leute, die sich als temporäre Nachbarschaftsgemeinschaft auf engem Raum die Wiese, Dusche und öffentlichen Toiletten teilen. Im Sommer 2015 hatten wir für drei Monate die Gelegenheit, die verschiedene Camper-Typen zu beobachten. Ergebnis dieser umfassenden Feldstudie ist eine Typologie, die wir in diesem Blog-Beitrag vorstellen wollen. Eine (nicht ganz ernst gemeinte) Sozialstudie, aus der Sicht eines Faltcaravan-Reisenden.

Eine kleine Camper-Typologie

Im wesentlichen beruht der Typ eines Camper auf zwei Faktoren: seiner Camping-Ausstattung und der Verhaltensweise. Natürlich wirken diese beiden Faktoren nicht isoliert voneinander, sondern bestimmen sich gegenseitig. So wird ein minimalistischer Camper mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen ausufernden Lebensstil führen. Im folgenden eine Typologie von sechs Camper-Charakteren, eine Unterscheidung zwischen den Geschlechtern nehmen wir zwecks besserer Lesbarkeit nicht vor.

1. Abenteuer-Camper
Keiner hat den Abenteuer-Camper je richtig zu Gesicht bekommen. Er ist der Erste, der im Morgengrauen den Campingplatz verlässt und der Letzte welche in den Abendstunden wieder zurückkehrt. Was man vom Abenteuer-Camper jedoch kennt, ist seine Ausrüstung allen voran sein eher unauffälliges Einpersonen-Zelt. Dieses ist das neuste Modell am Markt, Hightech von sehr geringem Gewicht und zudem extrem zweckmäßig. Funktionalität trifft auch auf sein weiteres Equipment zu. Meist hat er davon nicht viel, bewegt sich minimalistisch wie er ist mit Fahrrad, Motorrad oder maximal einem kleinen Auto fort.

2. Dauer-Camper
Den Campingplatz nennen Dauer-Camper ihr zweites zu Hause, haben es sich folglich auf ihrer Parzelle so richtig gemütlich gemacht. Holzzaun zur Markierung der eigenen Ländereien, Aludach zum Schutz des Vorzelts, Blumenkästen zur Dekoration. Nur der Briefkasten fehlt noch. Der Dauer-Camper gehört zum Inventar des Campingplatzes wie es die Waschräume oder der Mini-Kiosk tun. Der Typus kennt jeden Stein und grüßt seinen Nachbarn, die natürlich ebenfalls Dauer-Camper ist.

3. Familien-Camper
Vor allem während der Ferien- und Urlaubszeiten bilden Familien-Camper die unangefochtene Mehrheit auf den Campingplätzen. Gewohnt wird in einer Mittelklasse-Behausungen mit ausreichend viel Platz für Kind und Kegel. Im Zentrum des täglichen Camper-Schaffens steht natürlich die Beschäftigung der Nachhut, ein Grund warum gerade Familien-Camper oft auf den Spielplätzen, Minigolf-Anlagen und Badeeinrichtungen des Campingplatzes anzutreffen sind. Wenn nicht gerade die Kinder versorgt oder das Haustier gefüttert werden, erkundet dieser Typ die nähere Umgebung oder kocht ein deftiges Abendessen für die Sippe.

4. Glotz-Camper
Auf Campingplätzen residieren Glotz-Camper an den strategisch günstigen Eckpositionen von welchen sie den Großteil ihrer Nachbarschaft überblicken können. Am Tag sitzt diese Frischluft-Spezies vor ihrer Behausung und beobachtet, kommentarlos und ohne Regung, das Treiben auf dem Platz. Glotz-Camper fasziniert das Leben ihrer Mitmenschen, Natur und Ruhe fungieren für sie dabei als angenehmer Beobachtungsrahmen. Meist in den Abendstunden offenbart dieser Typus ein weiteres Verhaltensmuster. Er wirft seinen Grill an, brät sein Steak und glotzt dabei weiter unentwegt in die Umgebung.

5. Luxus-Camper
Visitenkarte des Luxuscampers ist seine Ausstattung, die bereits beim Einchecken an der Rezeption hervorsticht. Begnügen sich viele Camper mit einem Zelt um nach Monaten in der Stadt endlich der Natur nah zu sein, reisen Luxuscamper mit Wohnbus sowie zusätzlichem Anhänger samt Smart ForTwo an. Zu diesem Fuhrpark gesellen sich Fahrräder und manchmal sogar noch ein Mofa. Luxuscamper sind der Inbegriff von Trends wie “Glamping”. Sie verfügen über das neuste und schickste Equipment, sind aber auch die ersten die den Campingplatz verlassen sobald sich eine Schlechtwetterfront ankündigt.

6. Party-Camper
Für den Party-Camper dient ein Campingplatz als preisgünstiges Ausgangsbasis von welcher er aus nahe gelegene Sommerdiskotheken ansteuert. So machen Party-Camper gerne die Nacht zum Tag, schlafen am Morgen danach trotz stickiger Luft und Hitzetemperaturen im Zelt bis weit in die Mittagsstunden hinein. Nachmittags findet man diese eher jüngere Camping-Fraktion dann vorm Zelt auf billigen Klappstühlen oder Fußboden sitzend, neben sich Plastiktüten mit Grillfleisch, Bier und Chips aufgetürmt, Proviant für die nächste Nacht. Akustisch erkennt man den Party-Camper an den lautstarken Unterhaltungen über alltägliche banales versehen mit einem philosophischen Touch.

Fazit

Faltcaravan-Besitzer stellen sich jetzt vielleicht die Frage, welchem der Camper-Charakteren sie in der vorgestellten Typologie am nächsten kommen. Nun, wie schon im Blog-Beitrag Zielgruppe thematisiert, sortieren wir Falter-Camper in die Klasse der Familien- und Abenteuer-Camper ein. Zwei Gedanken dazu: 1. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel. 2. Nichts ist entweder Schwarz oder Weiß, d.h. ein Camper kann sehr wohl Familien- und gleichzeitig Luxuscamper sein.

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