»LIZENZ ZUM TÖTEN«»LICENCE TO KILL« (GB, USA 1989; Regie: John Glen)
Verräter werden zu Fischfutter gehäckselt oder am Gabelstapler brutal aufgespießt. In Haifischanlagen, an Stränden, in Meditationszentren, Luxussuiten und Hochglanzcasinos tobt der peitschende Sturmlauf der Gewalt, der sich stets am Puls der 80er verhaftet sieht. "Lizenz zum Töten" als finaler Nachschlag Richard Maibaums, Maurice Binders, John Glens und Timothy Daltons hantiert mit der stürmischen Umarmung, Bond zu binden und doch loszulassen. Symbolisch am Blackjack-Tisch festgehalten – Bond gewinnt und verliert, Bond ist der alte und der neue, der coole und der ruppige. Dieser Bond ist ein irrer Rausch an viehischer Kraft, der weit ausholt, um zuzuschlagen. Mit den zwei despotischsten Ungeheuern (garstig: Benicio del Toro; eisern: Robert Levi), mit den zwei zartschmelzensten Ladys (ausgepeitscht bis zu den Striemen: Talisa Soto; Minipistole in der Tasche: Carey Lowell) und dem verwundbarsten Bond (er blutet förmlich das Adrenalin raus) erobert sich "Lizenz zum Töten", umgeben von skurrilen Scheindeckungen, Geldscheinverlockungen und dem "Diamantenfieber"-Stunt auf zwei Rädern, das Neuland, auf dem Daniel Craig Jahre später poltern wird. Zwischendurch erprobt Bond sonderbare Q-Produkte, übernachtet mit dem Erfinder gar in einem Zimmer, dirigiert ihn vorwiegend in einer amerikanischen Mission, ohne dass er dafür eine Lizenz vorweisen kann. Das Versprechen hat immerhin überlebt: Bond stirbt nicht. Er kehrt immer zurück.
»GOLDENEYE«(GB, USA 1995; Regie: Martin Campbell) Ein Weltreich versinkt, Hammer und Sichel schießen aus dem Boden, zerbersten, stattdessen schießen aus den Trümmern wiederum die modernen Werkzeuge des Agenten: Pistolen, Magazine. Frauenaugen. Gesichter. Identität statt Konformität. Die psychedelisch-erregende Hymne Tina Turners gebärt den modernen James Bond, ein Relikt seiner Zeit, des Kalten Krieges, nun im Hier und Jetzt. Zeitenwechsel; M ist eine Frau, der Aston Martin ein BMW – und: Pierce Brosnan, übernehmen Sie! Was mit den Wehen der Gegenwart beginnt, besinnt sich aber bald auf die Vergangenheit. "GoldenEye" tappt auf kaum mehr leichten Füßen, drosselt den Charme und die Kampfeslust. Aus einer unverwechselbaren ist eine seltsam glattgebügelte, schulterzuckend zirkulierende Filmreihe geworden, die mitunter peinlich im Ton kippt, wenn der psychologisch durchgeleuchtete Bond im Sonnenuntergang über den Freund sinniert, der zum Feind geworden ist. Vorher feierte der Film knisternden Überschwang (die Panzerschlacht) und war sexuell bis zum Orgasmus aufgeladen (ein schäumender Wasser-Szenenwechsel), ab dann bewegt er sich im Genrekanon und beobachtet die üblichen Handgriffe üblicher Gangsterschergen stocksteif, als könnte er nicht mehr über sich selbst lachen. Die Flugeinlage aus "Der Spion, der mich liebte", eine versteckte "Man lebt nur zweimal"-Belegschaft und eine animalisch-zügellose May-Day-Kopie lassen den Schluss zu, dass die Ideen so neu gar nicht gewesen sind.
%C2%BBTOMORROW%20NEVER%20DIES%C2%AB%20(GB,%20USA%201997;%20Regie:%20Roger%20Spottiswoode)
Das%20Aufr%C3%BCsten%20im%20Wettbewerb%20mit%20den%20griesgr%C3%A4migen%20Russen%20scheint%20geschlichtet,%20der%20Kalte%20Krieg%20abgewendet,%20" goldeneye="goldeneye"><=""> war die (hoffentlich) letzte Provokation des Eingreifens, besser gesagt das letzte Überbleibsel von der imaginären Nuklearwaffe, die gestohlen wird, um Nationen zu bedrohen und gegeneiner aufzuhetzen. Die materiellen, antiquierten Waffen wechselt "Der Morgen stirbt nie" jetzt gegen die verbalen, die sichtlich zerstörerischsten: gegen die digitalen Wörter in einer Epoche des unsichtbar vernetzten Feindes, dessen (Frauen-)Körper sich im – wieder einmal – meisterlichen Kleinman-Titelvorspann aus einem polyvalenten Cyber-Glitzerteig an Bits und Bytes erhebt. Da wirkt der geschniegelte Brosnan, Auto-Fernbedienung inklusive, überaus analog, ein Museumsstück, völlig überholt. Doch Brosnan ist zäh, findet nach dem schauspielerisch erstarrten Vorgängerwerk vor allem seine schöpferische Form, genauso wie Bond. Und er wird nie erwachsen. Ein Bond, der in einer Mediengesellschaft der allesüberschattenden Schlagzeile überlegen sein will. Über Höhepunkt zu Höhepunkt hangelt sich "Der Morgen stirbt nie" an einer Steilwand entlang, jongliert mit, freilich ohne sich zu verhaspeln, Kopfschmerzen verursachenden Action-Krawallen (Tiefgarage, Hochhausposter, Motorrad) und bleibt Zeit seiner Dauer Herr über grandios pointierte Schlagabtausche, enthält einen übersprudelnd-verspielten Zeitungsmogul, zwei entschlossene Bond-Girls, deutsche philosophische Killer-Absurditäten und nicht zuletzt die ersichtlichen Querverweise auf den maritim überladenen "Spion, der mich liebte": ein schlingendes Schlachtschiff, ein mitreißender Exzess.
Gesamtwertungen: 8 | 10 5 | 10 7 | 10
Verräter werden zu Fischfutter gehäckselt oder am Gabelstapler brutal aufgespießt. In Haifischanlagen, an Stränden, in Meditationszentren, Luxussuiten und Hochglanzcasinos tobt der peitschende Sturmlauf der Gewalt, der sich stets am Puls der 80er verhaftet sieht. "Lizenz zum Töten" als finaler Nachschlag Richard Maibaums, Maurice Binders, John Glens und Timothy Daltons hantiert mit der stürmischen Umarmung, Bond zu binden und doch loszulassen. Symbolisch am Blackjack-Tisch festgehalten – Bond gewinnt und verliert, Bond ist der alte und der neue, der coole und der ruppige. Dieser Bond ist ein irrer Rausch an viehischer Kraft, der weit ausholt, um zuzuschlagen. Mit den zwei despotischsten Ungeheuern (garstig: Benicio del Toro; eisern: Robert Levi), mit den zwei zartschmelzensten Ladys (ausgepeitscht bis zu den Striemen: Talisa Soto; Minipistole in der Tasche: Carey Lowell) und dem verwundbarsten Bond (er blutet förmlich das Adrenalin raus) erobert sich "Lizenz zum Töten", umgeben von skurrilen Scheindeckungen, Geldscheinverlockungen und dem "Diamantenfieber"-Stunt auf zwei Rädern, das Neuland, auf dem Daniel Craig Jahre später poltern wird. Zwischendurch erprobt Bond sonderbare Q-Produkte, übernachtet mit dem Erfinder gar in einem Zimmer, dirigiert ihn vorwiegend in einer amerikanischen Mission, ohne dass er dafür eine Lizenz vorweisen kann. Das Versprechen hat immerhin überlebt: Bond stirbt nicht. Er kehrt immer zurück.
»GOLDENEYE«(GB, USA 1995; Regie: Martin Campbell) Ein Weltreich versinkt, Hammer und Sichel schießen aus dem Boden, zerbersten, stattdessen schießen aus den Trümmern wiederum die modernen Werkzeuge des Agenten: Pistolen, Magazine. Frauenaugen. Gesichter. Identität statt Konformität. Die psychedelisch-erregende Hymne Tina Turners gebärt den modernen James Bond, ein Relikt seiner Zeit, des Kalten Krieges, nun im Hier und Jetzt. Zeitenwechsel; M ist eine Frau, der Aston Martin ein BMW – und: Pierce Brosnan, übernehmen Sie! Was mit den Wehen der Gegenwart beginnt, besinnt sich aber bald auf die Vergangenheit. "GoldenEye" tappt auf kaum mehr leichten Füßen, drosselt den Charme und die Kampfeslust. Aus einer unverwechselbaren ist eine seltsam glattgebügelte, schulterzuckend zirkulierende Filmreihe geworden, die mitunter peinlich im Ton kippt, wenn der psychologisch durchgeleuchtete Bond im Sonnenuntergang über den Freund sinniert, der zum Feind geworden ist. Vorher feierte der Film knisternden Überschwang (die Panzerschlacht) und war sexuell bis zum Orgasmus aufgeladen (ein schäumender Wasser-Szenenwechsel), ab dann bewegt er sich im Genrekanon und beobachtet die üblichen Handgriffe üblicher Gangsterschergen stocksteif, als könnte er nicht mehr über sich selbst lachen. Die Flugeinlage aus "Der Spion, der mich liebte", eine versteckte "Man lebt nur zweimal"-Belegschaft und eine animalisch-zügellose May-Day-Kopie lassen den Schluss zu, dass die Ideen so neu gar nicht gewesen sind.
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Das%20Aufr%C3%BCsten%20im%20Wettbewerb%20mit%20den%20griesgr%C3%A4migen%20Russen%20scheint%20geschlichtet,%20der%20Kalte%20Krieg%20abgewendet,%20" goldeneye="goldeneye"><=""> war die (hoffentlich) letzte Provokation des Eingreifens, besser gesagt das letzte Überbleibsel von der imaginären Nuklearwaffe, die gestohlen wird, um Nationen zu bedrohen und gegeneiner aufzuhetzen. Die materiellen, antiquierten Waffen wechselt "Der Morgen stirbt nie" jetzt gegen die verbalen, die sichtlich zerstörerischsten: gegen die digitalen Wörter in einer Epoche des unsichtbar vernetzten Feindes, dessen (Frauen-)Körper sich im – wieder einmal – meisterlichen Kleinman-Titelvorspann aus einem polyvalenten Cyber-Glitzerteig an Bits und Bytes erhebt. Da wirkt der geschniegelte Brosnan, Auto-Fernbedienung inklusive, überaus analog, ein Museumsstück, völlig überholt. Doch Brosnan ist zäh, findet nach dem schauspielerisch erstarrten Vorgängerwerk vor allem seine schöpferische Form, genauso wie Bond. Und er wird nie erwachsen. Ein Bond, der in einer Mediengesellschaft der allesüberschattenden Schlagzeile überlegen sein will. Über Höhepunkt zu Höhepunkt hangelt sich "Der Morgen stirbt nie" an einer Steilwand entlang, jongliert mit, freilich ohne sich zu verhaspeln, Kopfschmerzen verursachenden Action-Krawallen (Tiefgarage, Hochhausposter, Motorrad) und bleibt Zeit seiner Dauer Herr über grandios pointierte Schlagabtausche, enthält einen übersprudelnd-verspielten Zeitungsmogul, zwei entschlossene Bond-Girls, deutsche philosophische Killer-Absurditäten und nicht zuletzt die ersichtlichen Querverweise auf den maritim überladenen "Spion, der mich liebte": ein schlingendes Schlachtschiff, ein mitreißender Exzess.
Gesamtwertungen: 8 | 10 5 | 10 7 | 10