Wo speziell "Diamantenfieber" und "Moonraker" einen Tornado an geistesgestörten Gags fabrizierten, ist Bond kurzerhand im Zirkus angelangt und komplettiert die Doof-Trilogie der Serie schonungsloser als schonungslos im Inferno anspruchsfeindlicher Stilblüten – "Octopussy" spielt zu einigen Teilen im Zirkus, dessen Versatzstücke, nachgearbeitete Maskeraden und freche Pointen sich der Film auf der Handlungsebene zunutze macht. Daraus entsteht Moores "Feuerball", ein in Flachgewässern badender, bis zum dreiteiligen, in der Luft erzählerisch klammernden Finale totenbleicher Bond, nicht weil er Bond demontiert, sondern weil er Bond karikiert, und das ausgerechnet nach "In tödlicher Mission". Entlang paranoider Eroberungsallmacht, morgenländischer Dekadenz, zweigeteiltem Deutschland und den nuklearen Kommunismus-Ambitionen der Russen vertauscht "Octopussy" Seriosität mit dem platzendlauten Schenkelklopfer, der gehörschädigender nicht sein könnte. Was Bond zu erfüllen hat, ist nicht viel, muss er sich doch allgegenwärtig verkleiden, als Clown, als Kommunist, als… Krokodil, als Affe, als… Tarzan mitten im zupackenden, zustechenden Dschungel, während seine flächendeckende Macho-Attitüde eine geschmacklose Dimension beansprucht – mit der Kamera auf die Brüste schielen und auf einer Fraueninsel aufräumen. Maud Adams ist wieder an Bord, setzt aber wie der vollgequatschte Film kaum Akzente. Gewitzt: der popkulturelle Fingerzeig auf den Oktopus als Facehugger ("Alien") und den appetitvergehenden Schafskopf beim "Indiana Jones"-Dinner. Zu selten ist das so unsäglich abkupfernd.
%C2%BBTHE%20LIVING%20DAYLIGHTS%C2%AB%20(GB,%20AT%201987;%20Regie:%20John%20Glen)
Timothy%20Dalton%20stand%201987%20f%C3%BCr%20eine%20radikale%20Neuausrichtung%20alteingesessener,%20aber%20fast%20schon%20eingerosteter%20Winkelz%C3%BCge%20Pate.%20Sein%20James%20Bond%20taumelt%20nicht%20mehr%20ins%20Zimmer%20des%20Chefs,%20nachdem%20der%20Flirt%20mit%20dessen%20f%C3%BCr%20Bond-Verh%C3%A4ltnisse%20%C3%BCberalterten%20Sekret%C3%A4rin%20die%20%C3%BCblichen%20eifers%C3%BCchtigen%20Spitzfindigkeiten%20hervorbrachte.%20Sein%20James%20Bond%20ist%20hart%20und%20unnachgiebig,%20aber%20vielmehr%20warm%20und%20beruhigend,%20einer,%20der%20den%20%C3%9Cberblick%20besitzt%20und%20dagegen%20den%20selbstzweckhaften%20Spr%C3%BCcheklopfer%20ins%20Abseits%20stellt.%20Einer,%20der%20aus%20intellektueller%20Selbstsicherheit%20heraus%20die%20Mission%20erfolgreich%20abschlie%C3%9Ft%20und%20doch%20nirgends%20die%20emotionale%20Temperamentlosigkeit%20verliert,%20zu%20besch%C3%BCtzende%20Kollegen%20mitf%C3%BChlend%20zu%20behandeln.%20Entsprechend%20gestaltet%20sich%20" todes="todes"><=""> trotz der verjüngten, jedoch eindimensional gespielten Miss Moneypenny als bodenständig angesiedelter Geheimdienst-Thriller, der die ihm inhärente Überlebenstechnik (ein Ghettoblaster!) zum Wohle der Geschichte gestaltet, während Bond im Kern der Handlung mit seinem Mädchen (Mauerblümchen: Maryam d'Abo) lediglich um den halben Erdball flieht und in Afghanistan noch einmal dem Team explosiv zuarbeitet. Ein verschmitzt-theatralischer Jeroen Krabbé und ein Haudrauf-Waffenfetischist (Joe Don Baker) zeigen sich als Bonds mannigfaltige Kontrahenten, wovon der eine stolz auf seine Museumssammlung blutrünstiger Diktatoren ist, die "das faule Fleisch von der Gesellschaft abschneiden" würden. Inmitten der Weite des Himmels und der Enge der Küche entspringt der Hauch des Todes, den jeder am Nacken spürt.
Gesamtwertungen: 5 | 10 6 | 10 6.5 | 10