Der auserlesene Weltbürger, der schneidig-drahtige Männlichkeitskrieger, die Galionsfigur des gesunden Sexismus im ersten (offiziellen) Einsatz, selbstverständlich autorisiert mit Doppelnull-Lizenz und echtem Walther PPK-Schusswaffengerät. 007, jene Nummer, die zuvor einschließlich Zigarette und dem abschätzigen Blick auf eine in Rot nagellackierte Dame sinnlich eingeführt wurde, jagt Dr. No (quasselige Weltherrschaft: Joseph Wiseman), und danach war kein einziger Bond-Film mehr so ungeschliffen und so puristisch und so von sich selbst irritiert entlang der harten und der weichen Gesten ohne draufgängerisches Pathos. Ein betäubend schwüler Technicolor-Urlaubsfilm, den man auf ein Glas hochwertigen Wein im eigenen Boot zu hoher See genießt. Connery spielt Bond noch etwas unausgeglichen zwischen jähzorniger Bosheit (er erschießt einen Professor kaltblütig) und überheblicher Skurrilität (er klebt seinen Schrank per Haarsträhne ab, um die Schnüffler zu überführen) zum durch Lüftungsschächte kriechenden John McClane der 60er. Trotzdem kristallisieren sich die Variablen der Bond-Formel heraus, während andere weggekürzt bleiben; kein Song, aber ein elektroheißer Maurice-Binder-Vorspann, keine Spielzeuge, aber ein getarntes Bücherregal, kein Sex, aber ausschweifende Küsse und schokoladensüße Damen (Honey!), kein sonderlich zerstörungswütiger Showdown, aber eine als pompöses Gefängnis kleinstädtisch eingerichtete Ken-Adam-Operationszentrale, radioaktiv und bissig. Die Blechblas-Barry-Rhythmen gewähren Bond indes, eine Tarantel zu erschlagen. Als Bond schlägt, schlägt er im sinnesberauschenden Takt des Barry-Scores.
Regisseurwechsel,%20aus%20Terence%20Young%20mach'%20Guy%20Hamilton,%20prompt%20wurde%20Bond%20zu%20dem,%20als%20der%20er%20sich%20zum%20Archetyp%20der%20Legendenbildung%20emporschwang.%20Die%20Modifizierung%20Bonds%20schl%C3%A4gt%20zw%C3%B6lf,%20er%20nimmt%20endlich%20seinen%20extraspeziellen%20Aston%20Martin%20murrend%20entgegen,%20betrat%20davor%20die%20Waffenkammer%20des%20Waffenmeisters%20und%20ist%20bereit,%20stets%20mit%20Hilfe%20eines%20lockeren%20Spruchs%20dem%20Tod%20von%20der%20Schippe%20zu%20springen%20%E2%80%93%20und%20seine%20Widersacher%20damit%20wahnsinniger%20als%20wahnsinnig%20zu%20machen.%20Wo%20sich%20Bond%20im%20Vorg%C3%A4nger%20einer%20giftigen%20schlagringschlagenden%20Frau%20gegen%C3%BCbersah,%20betritt%20er%20nun%20das%20Feld%20gegen%20zwei%20der%20schillerndsten%20Fieslinge%20in%20den%20Rollen%20ihres%20Lebens:%20einmal%20fettleibig%20(Gert%20Fr%C3%B6be,%20der%20die%20innere%20Schw%C3%A4rze%20mit%20kumpelhaftem%20Gold%20%C3%BCberzieht),%20einmal%20asiatisch,%20eben%20t%C3%B6dlich-scharf%20(Harold%20Sakata).%20Inmitten%20des%20innbr%C3%BCnstigen%20Bassey-Songs,%20durchbrechendem%20Laserlicht,%20drehbaren%20Billardtischen,%20brutalen%20Elektroschocktherapien%20sowie%20zwanghaftem%20Gr%C3%B6%C3%9Fenwahn%20gegen%20westliche%20Bevormundung,%20besteht%20" goldfinger="goldfinger"><=""> mehr oder minder aus obskuren Attrappen und krummer Täuschung in goldiger Ummantelung: das pointierte Kartenspiel, das gerissene Golfspiel, multifunktionale Autos und lackierte Pistolen, ein Flugzeug samt Guckspiegeln, Goldfingers protziges Refugium, das – Achtung NS-Analogie! – vorzugsweise all jene Eindringlinge vergast, die nicht ihr Portemonnaie öffnen. Durfte man in "Dr. No" erstmals in das Innere eines Atomreaktors blicken, reproduzierte Ken Adam für den dritten Teil zudem Fort Knox, ein Kentucky-Traum aus Stahl, Beton und hypnotisierender Schwere.
Gesamtwertungen: 7 | 10 6 | 10 7 | 10