Dem zehnten Bond-Apparativ "Der Spion, der mich liebte" durchzucken wahrlich tollkühne Unwahrscheinlichkeiten und schrullige Übersteigerungen in Form der bis dato waghalsigsten Material- wie Technikdemonstration der Bond-Historie. Was Lewis Gilbert hier unter Kontrolle seiner um sich schlagenden Arme dirigiert, ist nicht viel mehr als "Man lebt nur zweimal" zweimal um die eigene Achse gedreht – und doch tragen die verschlingenden Schiffshäfen, die spinnenförmigen Forschungsfestungen, die transformierbaren Fortbewegungsmittel und der ägyptische Hieroglyphenkitsch einer verschwenderisch dekorierten Kontinentreise von Ken Adam dazu bei, dass Gilbert das Meer zur Abziehfolie nautischer wie materieller Poesie verdichtet. Die unvereinbare Widersprüchlichkeit des Wassers repräsentiert hierin den Stützpfeiler eines Films, der sich seinem umschlingenden Weltenbau hingibt. Interessanterweise trifft Roger Moore nach "Leben und sterben lassen" ein zweites Mal auf die standhafte Schmerzlosigkeit des "tödlichen Metalls" (pfundig: Richard Kiel). Barbara Bach als blasierte Agentin auf der anderen Nationenseite leitet hingegen die häppchenweise vonstattengehende Gleichrangigkeit des Bond-Girls ein und vertieft automatisch das Verhältnis anglosowjetischer Kooperation, pünktlich gegen Ende der 70er. Aus der Harmonie Moores und Bachs beeinflusst der Film geschliffene Screwball-Frotzeleien, was in einer Lightshow unweit der Pyramiden Kairos kulminiert: Moore, Bach und der Beißer stehen sich gegenüber, im Licht, im Schatten. Das Orchester im Hintergrund charakterisiert die Figurenkonstellation mit verstörenden Klanggebilden.
Gesamtwertungen: 7 | 10 6 | 10 7 | 10