Die Blutkönigin | Sarah Beth Durst

Von Livereadlove

Titel: Die Blutkönigin (Die Königinnen von Renthia #1)

Autor: Sarah Beth Durst

Übersetzer: Michaela Link

Format: Klappbroschur

Preis: 15,00 €

Seitenzahl: 543 Seiten

Verlag: Penhaligon

ISBN: 978-3-7645-3188-1

Bewertung:

Inhalt

Renthia ist ein Land, das von Königinnen regiert wird. Nur Frauen bekommen die Gabe vererbt, die ihnen die Möglichkeit gibt, die Geister zu kontrollieren, die in ihrer Welt leben. Ohne die Geister gäbe es keinen Wald, kein Wasser, kein Leben, doch ohne die Geister, wären die Menschen auch in Sicherheit.
Als Daleinas Dorf angegriffen wird und ein Holzgeist ihre Familie bedroht offenbart sich ihre Gabe und sie bekommt die Möglichkeit zu einer Thronanwärterin ausgebildet zu werden. Denn nur die stärkste junge Frau, wird nach dem Tod der Königin, ihren Platz einnehmen und genau das wird zu Daleinas Traum.

Mit dieser Geschichte hat Sarah Beth Durst bei mir einen Volltreffer gelandet, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe.

Vor Monaten habe ich im Bloggerportal bei Randomhouse etwas herumgestöbert und bin auf dieses Buch aufmerksam geworden. Ich habe es auf meine Merkliste gepackt und immer mal wieder geschaut, ob mich der Inhalt noch immer anspricht. Als es November war und ich das Buch anfragen konnte, wollte ich es immer noch lesen und habe mich dementsprechend sehr gefreut, das Buch zugeschickt bekommen zu haben. Herzlichen Dank an dieser Stelle!

Vertrau nicht dem Feuer, denn es wird dich verbrennen.
Vertrau nicht dem Eis, denn es wird dich erfrieren.
Vertrau nicht dem Wasser, denn es wird dich ertränken.
Vertrau nicht der Luft, denn sie wird dich ersticken.
Vertrau nicht der Erde, denn sie wird dich begraben.
Vertrau nicht den Bäumen, denn sie werden dich zerfetzen, 
zerreißen, zerfleischen, bis du tot bist.
(S. 7)

Der Einstieg in die Geschichte gestaltet sich sehr einfach. Man lernt die Welt aus den Augen der sechsjährigen Daleina kennen. Das Land Aratay lebt in ständiger Angst vor den Geistern der Elemente. Die Geister haben nur ein Ziel: Menschen zu töten. Gleichzeitig jedoch wollen sie aber auch Dinge erschaffen, was ein sehr unstetes Gleichgewicht schafft. Einzig die Königin kann alle Geister des Landes befehligen. Nur sie kann das Gleichgewicht wahren und wenn sie stirbt, dann muss schnell gehandelt werden, um die Geister erneut zu unterwerfen.

Ihre erste Begegnung mit einem Geist hat Daleina mit sechs Jahren. Daraufhin verspricht sie ihrer Mutter sich nicht wieder in Gefahr zu bringen. Als sie zehn ist, hat sie jedoch keine Wahl, denn ihr Dorf wird angegriffen. Gerade noch rechtzeitig schafft sie es gemeinsam mit ihrer Schwester Arin zu ihrer Mutter ins Haus. Als ihr Vater verzweifelt an die Tür klopft öffnet das Mädchen und lässt damit auch einen Holzgeist in ihr Haus. Als dieser sich ihre kleine Schwester schnappen möchte offenbart Daleina ihre Kräfte. Sie befehligt dem Geist sie in Ruhe zu lassen und er gehorcht. Am Ende des Angriffs steht nur noch ihr eigenes Haus und fast alle anderen Bewohner sind getötet worden. Daleina will nur eines: ihre Familie beschützen können. Und das scheint sie nur dann zu können, wenn sie sich als Thornanwärterin ausbilden lässt.

Das Buch ist so aufgebaut, dass man in verschiedenen Stadien von Daleinas Leben an ihrer Seite ist. Erst mit sechs, dann mit zehn und schließlich erneut mit 15, als sie zur Aufnahmeprüfung der Nord-Ost Akademie geht. Sie wird aufgenommen, obwohl ihr klar ist, dass ihre Begabung weit hinter der, der anderen Mädchen zurücksteht. Trotzdem möchte sie nicht aufgeben, denn nur, wenn sie sich ausbilden lässt, kann sie Menschen helfen, die angegriffen werden. Und genau das, habe ich so sehr an Daleina gemocht. Am Anfang war sie mir etwas zu weinerlich. Immer hat sie Zweifel gehegt und sich selbst niedrig eingeschätzt. Dabei war sie letztlich nur ehrlich zu sich selbst. Sie ist nicht die Begabteste Schülerin, aber die, die am meisten für alles arbeitet. Sie lernt jeden Tag unermüdlich, um ihr Ziel zu erreichen und sie gibt, trotz aller Rückschläge, niemals auf. Ihre Strategien mit den Geistern umzugehen sind vielleicht unkonventionell, aber trotzdem wirkungsvoll. Sie ist unglaublich intelligent, ohne das immer betonen zu müssen und sie ist freundlich und liebenswürdig zu allen Menschen, die ihr begegnen. Sie hätte ab und an etwas Durchsetzungsfähiger sein können aber das passt letztlich nicht zu ihrer Natur. Sie weiß zwar ganz genau, was sie will und wie sie das erreichen kann, aber sie ist nicht bereit jeden Preis zu bezahlen.

„Eine schlechte Königin kann genauso gefährlich sein wie gar keine Königin.“ (S. 487)

Es hat mir sehr gut gefallen, dass man gemeinsam mit Daleina erwachsen wird und ihr dabei zusehen kann, wie sie zu einer tollen jungen Frau heranwächst. Diese Erfahrungen mit ihr zu teilen hat mir noch eine größere Verbindung zu ihr geschenkt, die mir sehr gut gefallen hat. Sie ist mir sehr schnell ans Herz gewachsen und ich habe jedes Glück aber auch jedes Leid mit ihr erlebt.
Ihre Freundinnen habe ich ebenfalls sehr ins Herz geschlossen, denn jede war, auf ihre Art und Weise, eine gute Freundin für Daleina. Sie hat von jeder etwas wichtiges lernen können.

Doch nicht nur Daleina kommt in dieser Geschichte zu Wort, sondern auch Königin Fara und ihr ehemaliger Geliebter und Meister Ven. Die beiden führen eine recht interessante Beziehung, denn Fara zerstört seinen Ruf aus Gründen, die ich an dieser Stelle einmal nicht verraten möchte, und gibt ihm dennoch aber Aufgaben, die er bereitwillig erfüllt. Ven habe ich direkt gemocht, denn er ist eher hart, kaum sentimental und kann Menschen recht schnell einschätzen. Er macht sich nichts aus Luxus und Prahlerei und ist auf seinem Gebiet nahezu perfekt. Anders als Königin Fara, die ihre eigenen Unzulänglichkeiten versteckt, anstatt sich jemandem anzuvertrauen. Ihre große Macht ist ihr zu Kopf gestiegen und genau das, macht sie in meinen Augen zu einer sehr schwachen Persönlichkeit.
Durch die Einblicke in Faras und auch in Vens Gedankenwelt bekommt man einen sehr umfassenden Blick auf die Geschehnisse in Aratay. Nach und nach setzen sich die einzelnen Puzzleteile zusammen und ein Gesamtbild entsteht. Es wird sehr schnell deutlich, dass nicht alles so ist wie es scheint und als das Ende langsam in Sicht kommt, hat sich mein Puls dann doch sehr beschleunigt.

Was mir jedoch am besten gefallen hat, war die Welt in die Sarah Beth Durst uns entführt hat. Aratay und ganz Renthia ist so voller wunderbarer Magie und Geheimnissen, die man am liebsten alle lüften möchte, dass ich gar nicht so genau weiß, wie ich das alles beschreiben soll. Die Art, wie die begabten Frauen mit den Geistern umgehen müssen bzw. können, wie die Geister für ein Gleichgewicht der Welt sorgen, indem sie zwei Dinge wollen die sich gegenseitig ausschließen, wie eine Königin allein die Macht über all diese Geister haben kann. Außerdem leben die Menschen in Dörfern, die auf riesigen Bäumen errichtet wurden und bewegen sich mittels Seilen, Drähten und Brücken von einem Ort zum Nächsten. All das hat mich völlig begeistert und umgehauen. Ich habe nichts gelesen, das vergleichbar wäre und vielleicht hat mich das auch zusätzlich noch einmal begeistert, weil es eben etwas anderes und neues ist. Etwas, das man nicht in jedem zweiten Buch liest und das hat mir gefallen.
Auch die Art, wie Daleina aufgetreten ist. Sie ist eben nicht dieses Wunderkind, das plötzlich eine Begabung hat und damit alle in den Schatten stellt. Nein. Sie muss alles hart umkämpfen und wird eben doch nicht die Beste. Sie weiß aber auch, dass sie es nicht ist und kümmert sich letztlich reichlich wenig darum, denn sie will nur ausgebildet werden um mehr tun zu können als irgendeine Dorfhexe.

Fazit

Sarah Beth Durst hat mir mit „Die Blutkönigin“ ein absolutes Highlight geschenkt. Ich hatte nicht erwartet, dass mich das Buch derart in seinen Bann ziehen würde. Der Aufbau der Welt, die Magie, die darin lebt und Daleina selbst haben mich vollends von sich überzeugen können. Auch wenn das Buch über 500 Seiten lang ist, habe ich es in wenigen Tagen durchgelesen, was nicht nur an dem wirklich angenehmen Schreibstil der Autorin liegt, sondern auch an der aufgebauten Spannung, die sich bis zum Ende hin durchzieht. Eine absolute Empfehlung von mir!