Die Bloggerszene in der Sinnkrise

Von Nebelmaschine
Die Bloggerszene erlebte in den letzten Jahren eine großen Hype. Blogs sprossen aus dem Boden wie Pilze. Man war mit der Berichterstattung der Medien unzufrieden und nahm die Sache selbst in die Hand. Nun hat sich ein gewisser "Sättigunsgrad" an Blogs eingestellt. Viele Blogs genießen großes Ansehen und haben deshalb auch regelmäßigen Besucherzulauf. Doch in letzter Zeit kriselt es in der Szene.
Was sind die Probleme der Blogs? Wieso haben sie es noch nicht geschafft, die Mainstreammedien zu übertrumpfen und wieso gibt es keine gemeinsame Front?
Problem 1: Die Wahrheit
Das was alle Blogger gemein haben, ist ihre kontinulierliche Suche nach der Wahrheit. Sie wollen die Wahrheit finden und hinausposaunen. Das Problem ist jedoch, welche Wahrheit?
Blogs haben düstere Szenarien vorausgesagt: Der baldige Krieg gegen den Iran, die Wiedereinführung der Deutschen Mark und den Kollaps des Dollars/Euros. Nichts davon ist eingetreten. Die Blogs befinden sich in einer Sinnkrise, man fragt sich "Wann?". Ich will nicht unterstellen, dass die Blogger selbst nicht an ihre Prophezeiungen geglaubt haben, sondern, dass viele selbst sehr enttäuscht von den Ereignissen sind. Es hat sich nichts verändert, es ist alles so wie es war. Ja, es wird sogar noch schlimmer. Kommt der große Sturz noch, oder kommt er nicht? Leser verlieren das Vertrauen. Ich selbst habe den baldigen Krieg gegen den Iran vorausgesagt, denn die Zeichen standen eindeutig dafür. Auch ich habe mich geirrt.
Einzustehen einen Fehler gemacht zu haben, ist eine der Stärken, die einen Menschen ausmachen sollte. Die Mainstreammedien werden vom Gesetz gezwungen, einen Berichtigungsartikel zu veröffentlichen, wenn sie falsch lagen. Sie werden also gezwungen, weil sie einen Fehler niemals von sich aus eingestehen würden. Wir Blogger sollten lehren und nicht belehren, denn wer lehrt darf Fehler machen, welche menschlich sind.. Fehler trüben nicht die gute Absicht. Vielleicht jedoch sollten Blogs die Wahrsagungen lassen, denn die Trefferquote ist ziemlich gering.
Problem 2: Kritik
Ein ganz ein heißes Thema. Wenn sich nicht alle bekannten Blogger absprechen und unisono auf Kritik reagieren, wird es nie eine gemeinsame Front geben. Ich spreche von der Kritik der Leser sowie der Kritk der anderen Blogger. Erstmal zur Kritik der Leser.
Die meisten lassen Kommentare auf ihrer Seite zu, um den Lesern die Möglichkeit zu bieten, gegenseitig zu Diskutieren und ihren Senf abgeben zu können. Manche lassen auch überhaupt keine Kommentare zu, eine Möglichkeit der ganzen Sache auszuweichen. Meiner Ansicht nach sind Kommentare wichtig, um auf Fehler aufmerksam gemacht werden zu können und um eine produktive Diskussion entstehen lassen zu können. Doch genau hier liegt das Problem: Selten sind die Diskussionen produktiv. User beschimpfen sich und häufig auch den Blogger. Wieso soll man sich als Blogger das gefallen lassen? Man schuftet hart für die Infos und wird dann auch noch destruktiv beleidigt. Man kann nicht allen schlechten Kommentaren antworten und man will aber auch nicht auf haltloser Kritik sitzen bleiben. Deshalb geben  manche Blogger nur gewisse Kommentare frei, um andere zu löschen. Hier findet Zensur statt. 
Die Frage ist nun, soll man Kommentare frei geben, oder sie zensurieren? Wir kämpfen für die freie Meinungsäußerung und gegen Zensur. Alle Blogger müssen, um Glaubwürdigkeit und Publizität zu wahren, alle Kommentare frei geben! Alles andere schadet unserer Sache. Solange das nicht alle einsehen, werden wir nie den Respekt bekommen, den wir verdienen. Schlechte Kommentare werden von netten und aufmerksamen Lesern sowieso schnell entkräftet oder denunziert werden. Über Beschimpfungen und Beleidigungen sollten wir erhaben sein.

Zur Kritk von Bloggern an Blogger. Produktive Kritik muss her, denn keiner ist vollkommen. Wir müssen offen für jede Art der Kritik sein ! Wir müssen uns als das genaue Gegenteil der verschlossenen Mainstreammedien präsentieren, nämlich als offen und durchaus kritikakzeptierend ! Ich habe vor kurzem wegen meiner Kritik an ASR wüste Vorwürfe von anderen Bloggern erhalten. (Freeman reagiert anscheinend nicht mal mehr auf Emails. Too big to fail ? ) "Wir müssten eine Front bilden und uns nicht gegenseitig kritisieren" war da zu lesen.  Wie sollen wir selbst kritisieren dürfen, wie sollen wir das Vertrauen der Leser erhalten, wenn wir selbst für Kritik verschlossen bleiben?
Auch in einer geschlossenen Front weißt ein Soldat den anderen auf die fehlende Deckung hin, denn sonst sind alle verloren! Wenn wir in der Wahrheitsbewegung keine Kritik dulden, ist sie gestorben.
Der Spiegelfechter hat vor kurzem in diesem Beitrag Freeman und ASR als "Verschwörungstheoretikerblog Alles Schall und Rauch" bezeichnet. Genau so soll es jedoch nicht sein! Produktive Kritik sollte und muss walten. Wer keine Kritik duldet, wird Wut und Protest schüren.

Problem 3: Finanzierung
Seien wir uns ehrlich: Kaum ein Blogger wird je von seiner Arbeit im Internet leben können. Wir befinden uns, für alle dies noch nicht wissen, im elendigen Kapitalismus und müssen schließlich auch von etwas leben. Werbung ist doch keine Lösung Leute! Ihr werdet NIE allein vom Bloggen leben können, deshalb sind Werbungen nur leicht verdientes Beibrot. Dieses Beibrot hat allerdings einen sehr bitteren Geschmack! System kritisieren und ihm dann noch Futter ins Maul schieben? Ich lehne dieses System strikt ab, deshalb lasse ich Argumente wie "Für Arbeit muss man entlohnt werden" nicht gelten! Entlohnung durch Lob ist doch eine viel schönere Entlohnung als mit diesem unseligen Geld. Macht doch nur Ärger der Papierkram!
Wir sind keine großen Medienmacher, also sollten wir auch nicht mit deren Methoden arbeiten. Wer hauptberuflich Bloggen will und abhängig davon ist, soll sich ruhig Werbung raufstellen! Aber ehrlich, wie viele Blogger sind wirklich abhängig von Werbeeinnahmen? Gier ist keine Tugend. Auch dass die Werbung ja auf die Leserschaft abziehlt sollte doch allen bewusst sein. Der Bloginhaber will, dass ihr euch dämliche Schuhe, Burger oder sonst unnützes Zeug kauft und das Geld großen Konzernen in den Rachen schiebt. Fragwürdig, fragwürdig !
Zusammengefasst ist die Blogszene eine wunderschöne Landschaft voll alternativer Nachrichten. Die Fragen: "Ist das der richtige Weg?" oder "Was bringts?" lasse ich im Raum stehen. Ist alles ein Prozess mit Happy End, oder nur ein letzter Hilfeschrei? Ich weiß es nicht, wie sollte ich auch. Vielleicht ist auch alles schon zu spät und nichts kann uns mehr retten. Ich sollte das Wahrsagen besser sein lassen.