Die Beziehung zu Deutschrap – Eine große Hassliebe

Erstellt am 26. Januar 2014 von Hypesrus @hypesrus

Ich kann meine Beziehung zur Musik kaum noch von der Beziehung zu einem anderen Menschen unterscheiden. Und heute will ich von meiner aktuell sehr intensiven Beziehung zu deutschem Rap erzählen.

Es gibt diesen deutschen Rap, der geliebt werden will und der es Wert ist seine Liebe dafür zu geben. Gerne würde ich mich nur mit diesem Teil beschäftigen und das gemeinsame Glück einfach nur genießen. Aber in dieser Beziehung gibt es eben noch einen anderen Teil, dem ich mich nicht entziehen kann und der immer wieder meine Aufmerksamkeit verlangt. Der Teil, der von den Medien gepusht wird, der Teil, für den ich mich regelmäßig schämen muss und der mich sogar ein Stück weit verletzt.

Jede Art von Rap hat für mich seine Daseinsberechtigung und die Arten, die ich nicht mag, werden von mir als die kleinen Macken der Beziehung angesehen mit denen man nunmal leben muss und kann. Was mich persönlich in dieser Beziehung so sehr verletzt, ist die bewusste Außendarstellung und das Verhalten diverser (Möchtegern-) Rapper. Ich will gar nicht darauf eingehen, dass deutscher Rap zu einem großen Teil vergessen hat was HipHop ist oder es bewusst ignoriert, sondern auf das Bild, dass deutscher Rap in die Öffentlichkeit trägt.

Ich freue mich unglaublich für Rap und für die HipHop Kultur, dass wir so weit gekommen sind, dass wir mitten in der Gesellschaft stehen und regelmäßig verschiedenste Rapper die Charts stürmen. Aber genau in der jetzigen Situation sollte man auf seine Außenwirkung achten. Deutscher Rap könnte uns so viel mehr Positives geben, wenn wir ihn lassen würden. Ich weiß nicht, ob ich den negativ auffallenden Künstlern oder den stetig fast ausschließlich darüber berichtenden Medien die Schuld geben soll. Vermutlich ist es die Mischung aus Beidem, die den Hass in meiner Hassliebe zu verantworten hat.

Aktuell geht es mir speziell darum, wie Streitigkeiten in aller Öffentlichkeit ausgetragen werden. Dafür schäme ich mich und es tut mir ganz ehrlich weh zu sehen, wie meine Beziehung derart respektlos behandelt wird. Wenn einige Künstler Streit oder einen sogenannten Beef miteinander haben, kann man das gerne über Disstracks regeln oder meinetwegen sogar in einem legal organisierten Boxkampf. Über eine solche Art der Streitschlichtung bzw. -beendigung würde ich mich sogar freuen und hätte meinen Spaß daran. Was ein Oliver Pocher und ein Boris Becker können, sollte Deutschrap doch schon lange können, oder? Natürlich gibt es da noch gefühlte 100 andere Gründe auf der positiven wie auch negativen Seite und das nicht erst seit heute, aber die aktuelle Situation war für mich der Punkt, der mir keine andere Wahl mehr lies, als meine Gefühle hier zum Ausdruck bringen zu müssen. Ist es diesen Künstlern wirklich egal, wie außenstehende Leute, die nicht in dieser Beziehung stecken, nach den aktuellen Meldungen in den Massenmedien, über diese Beziehung denken? Es wird ein Bild nach Außen getragen, das deutschem Rap einfach nicht gerecht wird – das tut weh.

Im Endeffekt liegt es dann vermutlich einfach daran, dass alles nur Promo ist und die Beteiligten keine Beziehung mit Rap, mit Musik oder gar mit dieser ominösen HipHop Kultur haben, sondern lediglich mit ihrem Bankkonto. Das ist natürlich nachvollziehbar, macht es für mich aber nicht weniger schmerzhaft. Ich werde jetzt weiter versuchen müssen, mich auf die Stärken der Beziehung zu konzentrieren und die schlechten Seiten einfach auszublenden – und vorallem mich viel weniger über alles aufzuregen. Eine Hassliebe für immer – Deutschrap.