Es ist so weit. Meine liebste Zeit des Jahres. Weihnachten. Da kombiniert sich Besinnlichkeit, Gemütlichkeit mit Schnee, Frost und feinster Winterluft. Auch wenn es in diesem Jahr scheinbar eine Art zweiten Sommer in der kalten Jahreszeit gibt. Weihnachten ist aber auch Zeit für Filmklassiker. Jeder von euch hat sicherlich ganz eigene cineastische Rituale zum Fest. Auch ich habe über die Jahre ganz eigene Regeln für den Filmgenuß an den Feiertagen aufgestellt, die ich euch nun in Verbindung mit bekannten oder weniger bekannten Filmtipps vorstellen möchte.
Weihnachten ist laut eigenen Angaben ein Fest der Liebe und Familie. Aber oft ist der Heiligabend auch der Tag an dem es häufig zu Familienzankereien und Streitigkeiten kommt. Was kann man dagegen tun? Herzhaft lachen. Am besten mit Chevy Chase und seiner Christmas Vacation (Schöne Bescherung). Die Griswolds zeigen euch wie schlimm so ein Weihnachtsfest wirklich werden kann, wie man es aber mit Zusammenhalt und Liebe retten kann. Der herrlich absurde und oft extrem triviale Humor der Vacaction-Reihe ist legendär und der Weihnachtsfilm ist absolute Pflicht zum Fest. Ebenfalls ablachen kann man natürlich mit Home Alone (Kevin allein zuhaus) und Home Alone 2 (Kevin allein in New York). Seit meiner tiefsten Kindheit gehören diese beiden Filme zum festen TV-Programm an den Feiertagen. Auch heute noch funktioniert Kevin McCallisters One-Man-Army hervorragend und lockt nicht nur nostalgisches, sondern gar frisches Lachen in uns hervor. Spätestens wenn die feuchten Bandidaten um Joe Pesci und Daniel Stern ihren großen Auftritt haben, gibt es kein Halten mehr. Der Nachfolger in New York hat nicht ganz die Klasse des Originals, lässt sich aber dennoch perfekt als Double-Feature verpacken. Nicht unbedingt ein guter Film, aber trotzdem für einige Lacher gut und definitiv mit der ganzen Familie konsumierbar ist Jingle All The Way (Versprochen ist versprochen) mit Arnold Schwarzenegger. Man muss jedoch ehrlich sein, ohne Arnold würde sich heute keine Sau mehr an diese seichte Weihnachtscomedy erinnern. Wenig Worte muss man über einen der wichtigsten Weihnachtsfilme überhaupt verlieren. Bill Murray. Geister. Weihnachten. Was willst du mehr? Wer Scrooged (Die Geister, die ich rief) nicht kennt, kann nur Weihnachtsmuffel sein.
Aber es müssen ja nicht immer moderne Filme sein. Grade zum Fest lohnt es sich stets, hier und da einen Klassiker aus dem Regal zu holen. Die Kombination aus Klassiker und Weihnachtsfilm findet sich am besten in It's A Wonderful Life (Ist das Leben nicht schön?) wieder. Ein wahrhaftig kitschiger, aber vor allem unglaublich rührender Film, der sowohl die bitteren, als auch die schönen Seiten des Lebens zeigt. James Stewart und Donna Reed in schönem schwarz-weiß Bild. Weihnachten kann so schön sein. Ebenfalls wundervoll und mit Jimmy Stewart besetzt ist The Shop Around the Corner (Rendezvous nach Ladenschluß), eine schöne Romanze über zwei Mitarbeiter in einem Geschenkladen die sich nicht leiden können, aber sich eigentlich schon längst über eine anonyme Brieffreundschaft ineinander verliebt haben. Wer es noch schnulziger, aber auch musikalischer möchte, ist bei Holiday Inn (Musik, Musik) bestens aufgehoben. Bing Crosby singt "White Christmas" und Fred Astaire in Höchstform auf der Tanzfläche - eine perfekte Symbiose.
Ich persönlich mag es an Weihnachten etwas ruppiger. Ganz klar steht Die Hard (Stirb Langsam) weit oben auf meiner Watchliste. Bruce Willis rettet eine Betriebsweihnachtsfeier in dem er Terroristen durch ein riesiges Hochhaus jagt. Legendär! Eigentlich nicht wirklich weihnachtlich, aber für mich schon seit Ewigkeiten zum guten Ton zum Fest gehört James Bond. So familiär wie Weihnachten ist auch der britische Spion. Man weiß stets was man serviert bekommt. Besonders herauskristallisiert hat sich dabei George Lazenbys einziger Auftritt als 007 in On Her Majesty's Secret Service (Im Geheimdienst ihrer Majestät). Bonds Jagd auf seinen Erzfeind Blofeld spielt größtenteils in den Alpen und bietet eine winterliche Atmosphäre. Hinzu kommt, dass OHMSS nicht nur der romantischste Auftritt Bonds ist, nein, der Geheimagent heiratet sogar in diesem Film. Und was hat eigentlich Batman mit Weihnachten zu tun? Im traditionellen Sinn nicht viel. Aber Tim Burtons Batman Returns (Batmans Rückkehr) sprüht nur so vor (Anti-)Weihnachtsstimmung. Die Kapitalismus- und Medienkritik gepaart mit groteskem Winter-/Weihnachtsetting sorgt dafür, dass von allen weihnachtlich angehauchten Burtonfilmen, eben nicht Edward Scissorhands oder Nightmare Before Christmas in meinen Tipps landet, sondern eben Batman Returns. Action pur serviert auch The Long Kiss Goodnight (Tödliche Weihnachten). Über die Jahre hat sich der festliche Krawallmacher zwar abgenutzt, gehört aber nach wie vor zu den besten Actionstreifen der 90er.
Der ultimative Liebesfilm Love Actually (Tatsächlich Liebe) spielt ebenfalls an Weihnachten. Bei Richard Curtis' großartig besetztem (Colin Firth, Alan Rickman, Bill Nighy, Liam Neeson, Emma Thompson, Martin Freeman, Keira Knightley, Hugh Grant, Rowan Atkinson und und und...) Episodenfilm bleibt tatsächlich bei jung und alt kein Auge trocken. Mit diesem Liebesfilm können sich sogar, soweit ich weiß, die härtesten Typen anfreunden. So manipulativ, cheesy und sentimental Love Actually auch sein mag, als Feel-Good-Movie funktioniert er nahe an der Perfektion.
Was für viele auch zum Fest nicht fehlen darf ist etwas Thrill und Grusel. Wer es seicht und atmosphärisch mag, sollte sich Joe Dantes Klassiker Gremlins ansehen. Die kleinen, verrückten Monster faszinieren auch 30 Jahre nach Release noch. Ein toller Familienfilm mit Horrorelementen, die jedoch keinem negativ aufstoßen dürften. Das Original Black Christmas aus den 70ern liefert neben seiner spannenden Horrorstimmung auch noch eine kleine Filmgeschichtsstunde. Schließlich gehört Bob Clarks Film mit der bezaubernden Olivia Hussey zu den ersten Slashern überhaupt. Trashig und blutig wird es in Silent Night, Deadly Night. Little Billy sorgt dafür, dass die Weihnachtsnacht zur gruseligsten im ganzen Jahr wird. Der Film macht richtig Spaß, ist atmosphärisch auf der Höhe und ist herrlich blutig. Auch Steven C. Millers Version der Silent Night mit Jaime King und Malcolm McDowell ist aus meiner Sicht wirklich sehenswert. Wer lieber ins Kino zum Gruseln möchte, kann sich aktuell Krampus in den Lichtspielhäusern ansehen.
Abschließend noch zwei ganz persönliche (Anti-)Empfehlungen, die mit ganz persönlichen Erfahrungen verbunden sind. Zum einen empfehle ich euch ein Binge-Watching einer großen Familientradition bei uns: Fantaghirò. Dabei handelt es sich um ein italienisches Fantasy-Märchen, welches sich in den 90ern besonders in Deutschland großer Beliebtheit erfreute. Versteht mich nicht falsch, Fantaghirò ist voller Logikfehler und liefert pures Overacting, aber in der richtigen Couch-Kuschel-Stimmung fasziniert dieses mehrteilige TV-Epos einfach nur. Außerdem wolltet ihr doch schon immer wissen, was der italienische Kulthorrorregisseur Lamberto Bava so nach Demons, A Blade In The Dark und Macabre so abgedreht hat oder?
Mein schlimmstes Weihnachtsfilmerlebnis lieferte übrigens Disneys TV-Film I’ll Be Home for Christmas (Eine wüste Bescherung) ab. Besetzt mit dem einen Sohn aus Home Improvement (Hör' mal wer da hämmert) und einer jungen Jessica Biel, stellt dieser Film eine wahre Foltersitzung dar. Ich war Heiligabend bei Oma und wollte einfach nur ganz undankbar meine Geschenke haben, aber die sollte es erst nach dem Film geben. Und so zog sich dieser eigentlich kurze Mistfilm gefühlt fünf Stunden hin. So, don't try this at home!
Christian
Bildquelle: AL!VE, Warner, 20th Century Fox, Universal