Brauerei in Villa General Belgrano (©Van Pelt, wikimedia commons, N2.0-Lizenz)
Südamerika feiert das Oktoberfest. Ob in Brasilien, Argentinien oder Venezuela: „O’zapft is“ heißt es in diesen Tagen nicht nur in München. In Südamerika leben viele Nachkommen deutscher Einwanderer. Die Kolonisten gründeten Städte, die noch heute eine deutsche Handschrift erkennen lassen. Besonders in Zeiten des Oktoberfestes besinnen sich die Bewohner ihrer deutschen Vergangenheit. In verschiedenen südamerikanischen Städten feiern die Menschen auch dieses Jahr wieder das Oktoberfest. Wir stellen Ihnen die bekanntesten Nachahmungen vor.
Oktoberfest Blumenau (©Tome, wikimedia commons, GNU-Lizenz)
1. Blumenau, Brasilien
Das größte Oktoberfest außerhalb Europas findet jährlich in Blumenau im Süden Brasiliens statt. Mit etwa einer halben Million Besuchern pro Jahr ist es auch das zweitgrößte Volksfest Brasiliens nach dem Karneval in Rio. Dieses Jahr steigt das Oktoberfest in Blumenau vom 5.- 23. Oktober.
Blumenau wurde 1850 von deutschen Einwanderern gegründet und zählt etwa 300.ooo Einwohner. Heute sprechen in der Stadt nur noch wenige Menschen Deutsch. Allerdings weisen die Fachwerkhäuser und Geschäfte mit deutschen Namen auf die Geschichte Blumenaus hin. Das Oktoberfest fand dort erstmals 1984 statt und sollte nach einer Überschwemmung im Vorjahr Geld für den Wiederaufbau einbringen. Seitdem ist das Fest stetig gewachsen. Ein Umzug, traditionelle deutsche und brasilianische Küche und der Auftritt von Schützenvereinen und Tanzgruppen gehören zum festen Bestandteil des Blumenauer Oktoberfestes. In Blumenau fühlen Sie sich ein wenig wie in Bayern, besonders im Oktober.
Colonia Tovar
2. Colonia Tovar, Venezuela
Die 14.000 Einwohner-Gemeinde Colonia Tovar ist alljährlich im Oktober Schauplatz des bedeutendsten Oktoberfestes in Venezuela. Der Großteil der dort lebenden Bevölkerung ist deutscher Abstammung.
Wenn Sie einen Ort in Südamerika suchen, an dem deutsche Aussiedler noch heute eine authentische, mit der ehemaligen Heimat verbundene Lebensweise haben, sind Sie in Colonia Tovar richtig. Die Gemeinde verfügt über eine beeindruckende Geschichte. 1843 siedelten sich etwa 350 deutsche Einwanderer aus Baden im Küstengebirge Venezuelas an. Durch jahrzehntelange Abgeschiedenheit erhielten sich Sitten und Sprache der Bewohner. Die alt eingesessene Bevölkerung spricht noch durchweg den alten alemannischen Dialekt. Auch wenn sich die Bevölkerung inzwischen stark vermischt hat, lebt die deutsche Tradition weiter. Dies spiegelt sich auch während des viertägigen Oktoberfestes wieder. Bratwürste, Sauerkraut und Schäufele kommen zu diesem Anlass auf den Tisch. Während des Festes wächst die Zahl der Menschen in der Kleinstadt auf das Doppelte an. Der Bierkonsum pro Besucher soll sogar höher sein als auf dem Münchner Original. Na dann, Prost!
3. Villa General Belgrano, Argentinien
Im kleinen Bergdorf Villa General Belgrano findet das bekannteste Oktoberfest Argentiniens statt. Der beliebte Touristenort wird aufgrund seiner Umgebung und Architektur auch als „alpine Enklave“ bezeichnet. Die Gemeinde wurde von deutschen und schweizerischen Einwanderern gegründet. Unter ihnen waren auch die Überlebenden des deutschen Panzerkreuzers Graf Spee, der 1939 vor der Küste Uruguays versenkt wurde.
Das Oktoberfest in Villa General Belgrano, auch „Fiesta Nacional de la cerveza“ (nationales Bierfest) genannt, entstand in den 1960er Jahren. Inzwischen kommen jährlich etwa 150.000 Besucher in 11 Tagen in die Gemeinde 70 Kilometer südlich von Cordoba. Zum Programm gehören neben deutscher Musik auch Schwarzwälder Kirschtorte, Apfelstrudel und Frankfurter Würstchen. Das Oktoberfest erinnert an die Wurzeln der Gemeinde. Auch wenn die deutsche Sprache immer seltener zu hören ist, haftet an Villa General Belgrano wegen seiner Gründungsgeschichte in Verbindung mit dem Nationalsozialismus noch immer ein etwas zwiespältiger Ruf. Jedenfalls fühlen Sie sich beim Besuch des argentinischen Oktoberfestes fast wie in Bayern. Es gibt Bier in Maßkrügen und das inmitten einer alpinen Berglandschaft.
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