Die besten Filmreihen mit verunglücktem Finale: Star Wars und Alien

Von Pressplay Magazin @pressplayAT
Features

Veröffentlicht am 20. April 2014 | von Christoph Stachowetz

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Die besten Filmreihen mit verunglücktem Finale: Star Wars und Alien

Science Fiction der Superlative…mit nicht ganz so tollem Abschluss. Unser Feature behandelt diesmal zwei absolute Klassikerreihen der Filmgeschichte: Star Wars  und Alien

Die Star Wars Trilogie – Episode IV bis Episode VI

“I’m rather embarrassed, General Solo, but it appears that you are to be the main course at a banquet in my honor.”

Science Fiction im Jahr 1977 – ein schwieriger Fall. Dank gerade in diesem Genre als fatal zu bezeichnendem begrenztem Budget; dem Glauben daran, das der Film garantiert floppen wird und zudem noch aufgrund der Tatsache, das der Regisseur auf die Auszahlung seines vollen Gehaltes gleich mal verzichtet standen die Zeichen eher nicht ganz so günstig für das schräge Werk namens Star Wars. Glücklicherweise entpuppte sich George Lucas’ Annahme als fehlgeleitet und der Film wurde zu einem gigantischen Erfolg, erhielt zudem als erstes Werk seines Genres eine Nominierung bei den Oscars als “Bester Film”. Lucas selbst wurde zudem durch die Rechte am Merchandise (die er statt seines vollen Gehalts zugesichtert bekam) schnell recht wohlhabend, um hier etwas zu untertreiben.

Der Erfolg von Star Wars (und in weiterer Folge auch der Serie/Trilogie) leitet sich aus verschiedensten, perfekt aufeinander abgestimmten Elementen ab: Da wäre etwa die gekonnte Vermischung aus Genre-Versatzstücken der sogenannten “Swashbuckler”-Filme (also Mantel und Degen-Actionfilme) der Ära Errol Flynn und Douglas Fairbanks mit futuristischen Merkmalen; ein unglaublicher Score von John Williams; eine klassische Gut-Böse Konstellation mit originären Charakteren und natürlich Spezialeffekten, die zuvor noch nicht in dieser Form auf der Leinwand zu sehen waren. Vom Lichtschwert zur Cantina Bar, von Chewbacca zum Millenium Falken bis hin zum Todesstern waren die Ideen, Szenarien und funktionierenden Figurenkonstellationen, die Regisseur George Lucas erfolgreich auf Film gebannt hatte, nur durch den (von allen Seiten aus unerwarteten) finanziellen Erfolg übertrumpfbar – und auch heute noch legendär.

Es hat zwar einige Jahrzehnte gedauert, doch nun steht dank einiger fantastischer (allerdings nicht finanzieller) Misserfolge fest, das Lucas wohl eher weniger Talent als Regisseur hatte. Glücklicherweise durfte ein gewisser Irvin Kershner (ein ehemaliger Lehrer und Vertrauter Lucas’ während seiner Zeit auf der USC, der Universität von Süd-Kalifornien) das Ruder bei der Fortsetzung Star Wars – The Empire Strikes Back (1980) übernehmen und den zweiten Teil der als  Trilogie angelegten Reihe zum bislang Besten, Stimmigsten werden lassen. Die ohnehin überwältigende Technik wurde verfeinert, die actionreichen Szenarien bombastischer und zunehmend komplexer; den Charakteren wurde mehr Zeit gelassen um innerhalb der Story zu wachsen und einer der wohl schockierensten Twists der Filmgeschichte (die Vater-Sohn-Sachen) konnte das Kinopublikum begeistern. Vollgepackt mit unterhaltsamen Dialogen, One-Linern (“I Love You.” – “I Know.“) und eine konsequente Weiterführung der tatsächlich als “episch” zu bezeichnenden Handlung steigt The Empire Strikes Back auch heute noch zum Favoriten der meisten Fans auf – auch wenn das düstere Ende nicht jedermanns Geschmack treffen sollte.

Der dritte Teil der Reihe, Star Wars – Return of the Jedi (1983), unter der Regie des unbekannten Walisers Richard Marquand, sollte – heutzutage angesichts des finanziellen Erfolges der vorhergehenden Filme absolut ungewöhnlich – auch der Abschließende sein, natürlich mit entsprechend gewaltiger Erwartungshaltung seitens der schon massiv angewachsenen Gruppe an Fans. Doch so nachgiebig man auch sein konnte, der schale Geschmack von Wiederholung oder vergleichsweise unsinnigen Szenerien bzw. Handlungen war nicht abzulegen: Allen voran das Auftreten der Ewoks – und ein erneuter Angriff auf den Todesstern nebst abermaligen Besuchs von Dagobath – sollte schon in Sachen Story nicht unbedingt vom Geschick des Drehbuchautors zeugen. Die enormen Möglichkeiten des auslaufenden Handlungsgefüges des Vorgängers sollte nicht genutzt werden, Return of the Jedi zeigte sich nun eher als zunehmend kantenloses Spektakel oder besonderen Tiefgang oder Experimentierfreudigkeit – was auch in den Jahrzehnte später folgenden Fortsetzungen (oder korrekterweise Vorläufern, der Chronologie der Erzählung gehorchend) leicht ersichtlich sein sollte. Das Werk dürfte auch ein erster Hinweis auf die mangelnde Kreativität und zunehmende Kommerzialisierung der Filmreihe sein, auch wenn sein Ruf bei weitem schlechter ist als befürchtet: Noch immer können Effekte und Sets als (seinerzeit) konkurrenzlos innovativ und ausgereift betitelt werden, auch angesichts des enormen Erfolgs der beiden Vorgänger darf man durchaus etwas Nachsicht walten lassen. Dennoch: Im direkten Vergleich mit Star Wars und Star Wars – The Empire Strikes Back wird Return of the Jedi wohl immer den kürzeren ziehen.

Und mit Episode I bis III wollen wir hier – man lese bitte nochmal den Titel des Features – gleich gar nicht beginnen, Diskussion ausgeschlossen.

Die Alien Tetralogie plus Prometheus

“In an insane world, a sane man must appear insane.”

Vier Regisseure. Fünf Filme. Eine Reihe. Den Anfang machte Ridley Scott mit Alien (1979). Er entfesselte darin nicht nur zum ersten Mal das titelgebende Monster auf ein nichtsahnendes Kinopublikum, sondern startete damit auch seine Karriere als internationaler Filmemacher, der auch danach noch der Sci-Fi treu blieb und mit Blade Runner gleich einen weiteren bahnbrechenden Genrevertreter schuf. Alien besticht zum einen durch seine grandiose Mischung aus klassischen Science-Fiction Elementen und unvorhergesehenen Horrormomenten. Durch die Mischung aus bekannten und relativ unbekannten Darstellern und deren jeweilige Eliminierung, gelingt es Scott zudem ein Gefühl der Ungewissheit zu erzeugen, der Zuschauer kann sich nie sicher fühlen. Zuletzt erschafft er mit der Figur der Ellen Ripley (Sigourney Weaver) eine (der wenigen) weiblichen Ikonen des Actiongenres. Erst über drei Jahrzehnte später würde Ridley Scott wieder zur Franchise, als einziger Regisseur der Alien-Reihe, zurück kehren.

Mit Aliens (1986) lieferte James Cameron, nach dem Erfolg seines vorigen Sci-Fi Actionfilms Terminator (1984), die direkte Fortsetzung von Scotts ersten Film. Mit der Vorstellung, dass er der Reihe durch Horrorelemente nichts neues hinzufügen und den Vorgänger unter keinen Umständen übertreffen konnte (und eventuell auch, weil er, trotzdem es sich um eine Fortsetzung handelte, nicht in direkter Konkurrenz mit Scotts Alien stehen wollte), vollzog Cameron einen mutigen Wechsel von Horror zu Action. Einem Genre, das ihm auch weitaus mehr lag, als Angst und Schrecken zu verbreiten. Durch die Idee die Geschichte auf dem Planeten der Xenomorphs anzusiedeln und damit ihre Anzahl um eine vielfaches zu vergrößeren, gelang es Cameron auch das Gefühl von Gefahr und die Möglichkeit spannender Konfrontationen zu erhöhen. Zusätzlich stellte er seiner Heldin Ellen Ripley eine ganze Horde Marines zur Seite. Aliens war nun weitaus actionreicher als der Vorgänger, von Stil und Figuren seinem Vorgänger verschieden, wodurch eine direkte Konkurrenz ausgeschlossen wurde. Objektiv betrachtet, sind beide Teile nach wie vor Meilensteine des Genres und erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit und werden oft zitiert. Welcher der beiden Teile nun tatsächlich der Bessere ist, liegt ganz alleine am Geschmack des Zuschauers. Wer mehr Lust auf Horror hat, wird sich eher zum ersten Teil von Ridley Scott hingezogen fühlen, wer sich lieber von einem düsteren Actionfilm unterhalten lassen will, der greift zu Camerons Aliens. So oder so, sind beide Teile unangefochtene Meisterwerke.

Wie zuvor Ridley Scott und James Cameron, bekam bei Alien3 (1992) ein weiterer junger Regisseur seine Chance der Filmreihe eine neue Dimension hinzuzufügen: David Fincher. Wie er dann auch in seinen späteren Filmen Sieben (1995) und Fight Club (1999) beweisen würde, zeigt Fincher auch schon hier sein Händchen für düstere, charakterorientierte Geschichten mit dem Mut zu kontroversen und überraschenden Wendepunkten. Leider war die Produktion des Films von zahlreichen Problemen überschattet, allen voran die Angst der Produzenten mit Fincher nicht den richtigen Regisseur für die Reihe gefunden zu haben. Alien3 wurde angeblich umgeschnitten und gegen die Vorstellungen von Fincher verändert, bis zu dem Punkt, dass er nichts mehr mit dem Film zu tun haben wollte. Dennoch scheint in manchen Momenten Finchers beeindruckende Bildsprache und Gespür für düstere Settings, die den inneren Konflikt der Figuren durch visuelle Mittel für den Zuschauer sichtbar machen. Dennoch ist das Endprodukt weit von dem entfernt, wozu Fincher fähig gewesen wäre. Alien3 wird immer konfuser und verkommt letztlich zu einem spannungsarmen und stellenweise unfreiwillig komischen Zusatz zur Alien-Reihe. Das Ende weiß zwar zu schockieren, lässt aber den Zuschauer aufgrund der, aus der verwirrenden Inszenierung entstandenen Distanzierung zur Figur, vollkommen kalt.

1997 versuchte dann der französische Filmemacher Jean-Pierre Jeunet, der zuvor mit den Sci-Fi Filmen Delicatessen (1991) und Die Stadt der verlorenen Kinder (1995, Oiriginaltitel: La cité des enfants perdus) auf sich aufmerksam machte, mit Alien: Resurrection (1997) der Reihe seinen Stempel aufzudrücken. In gewisser Hinsicht gelang es ihm auch durch die Einführung der damals brisanten Thematik von Gentechnik und -Manipulation, die in finaler Instanz zur Erschaffung eines lächerlichen Alien-Mensch-Hybriden führte. Das Resultat war eher unfreiwillige Komik, als Angst und Schrecken verbreitender Horror. Das absurde Geschöpf sorgte daher eher für amüsantes Kopfschütteln, wodurch die Alien-Reihe offensichtlich zugrabe getragen wurde, denn der ursprüngliche Horror und die düstere Action der ersten beiden Teile war verschwunden und einer immer skurriler werdenden Kreaturenschöpfung gewichen, die jegliche Originalität vermissen ließ.

Als klar wurde, dass mit Prometheus (2012) der “originale” Regisseur Ridley Scott zur Reihe, fünfzehn Jahre nach dem letzten Alien-Teil, zurück kehrt, war die Vorfreude groß. Am Anfang hieß es, dass es sich dabei auch noch um ein Prequel handeln würde, was später jedoch heftig bestritten wurde. Regisseur und Besetzung schienen schon für einen großartigen neuen Sci-Fi Film zu garantieren, doch das endgültige Resultat war ein haarsträubendes Konvolut an Logikfehlern, sinnlosen Handlungen und schlichtweg dümmlichen Figuren. Prometheus wurde nicht die erhoffte Auferstehung einer ikonischen, furchteinflößenden cinematischen Sci-Fi Kreaturen, sondern wirkt viel mehr wie ein trauriger Abgesang und der verzweifelte Versuch an einstige Glanzleistungen anzuschließen. Die Vorfreude auf einen bereits angekündigten zweiten Teil von Prometheus hält sich durch die Ernüchterung des Films in bescheidene Grenzen.

Tags:Filmreihe


Über den Autor

Christoph Stachowetz Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.