Die besten Filmreihen mit verunglücktem Finale: Spider-Man und Desperado

Features Desperado-©-1995-Columbia-Pictures

Veröffentlicht am 22. Juni 2014 | von Christoph Stachowetz

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Die besten Filmreihen mit verunglücktem Finale: Spider-Man und Desperado

Unser letzter regulärer Beitrag zu Filmreihen mit miesem Finale, diesmal mit Sam Raimis Spider-Man-Teilen und Robert Rodriguez’ Mexico- bzw. Mariachi-Trilogie.

Die Spider-Man Trilogie – von Sam Raimi
Spider-Man-©-2004-Sony-Pictures

“You want forgiveness? Get Religion.”

Nach X-Men (2000) von Bryan Singer, war Spider-Man (2002) von Sam Raimi mitverantwortlich für die Renaissance groß-budgetierter Comicverfilmungen, die auch gleichzeitig inhaltliche Qualitäten vorzuweisen hatten. Mit Tobey Maguire, Willem Dafoe, Kirsten Dunst und James Franco war eine durchmischte Besetzung aus etablierten Schauspielern und aufstrebenden Jungstars gegeben, die ihre zugewiesenen Rollen perfekt ausfüllten. Spider-Man war einerseits ein großer Blockbuster und andererseits ein typischer Raimi. Der Filmemacher bewies damit, nach seiner kultigen Evil-Dead Trilogie oder einfachen, aber handwerklich großartigen Genrewerken wie Schneller als der Tod (1995, OT: The Quick and the Dead) und Ein einfacher Plan (1998, OT: A Simple Plan), dass er auch bei großen Studioproduktionen seine eigene Handschrift konsequent durchsetzen und filmische Vorstellung umzusetzen vermochte. Spider-Man glänzt durch eine gelungene Mischung von Humor, Action und überdrehten, comicartigen Figuren (allen voran Willem Dafoes Green Goblin vollführt eine schmale Gratwanderung zwischen genial-diabolischer Figur und übertriebenem Overacting). Der Grundstein für eine erfolgreiche und auch dramaturgisch und inhaltlich vielversprechende Filmreihe war gelegt.

Nur zwei Jahre später erschien auch schon Spider-Man 2 (2004) und hatte mit Dr. Otto Octavius bzw. Doc Ock (Alfred Molina) auch einen der beliebtesten Schurken Spider-Mans als Antagonisten. Gleichzeitig war durch die Beweglichkeit Spider-Mans und Doc Ocks Tentakel die Möglichkeit zu atemberaubenden Actionsequenzen gegeben. Raimi gelang es erneut eine homogene Mischung aus dramatischen Konflikten und mitreißender Action zu erzielen, obwohl auch deutlich zu merken war, dass die Handlung beinahe identisch mit dem ersten Teil war. Dahingehend war Spider-Man 2 zumindest inhaltlich dem Vorgänger nicht überlegen, wenngleich auch nicht unterlegen. Denn die Geschichte trat eindeutig in den Hintergrund zu Gunsten der Action, wodurch die gleichartige Handlungsstruktur großteils unbemerkt blieb. Spider-Man 2 war dadurch weder eine nennenswerte Steigerung im Verlauf der Trilogie, noch ein bedeutender Rückschritt in der Qualität des Films. Es war Unterhaltungskino auf hohem Niveau, ohne jedoch der Geschichte um Spider-Man, Mary Jane und Harry Osborne etwas Neues abzugewinnen.

Erst als Spider-Man 3 (2007) in die Kinos kam wurde offensichtlich, was Rückblickend im zweiten Teil bereits unterschwellig zu spüren war, nämlich der Mangel an neuen Ideen. Vergangen schien auch die Lust und das Interesse Raimis (manch einer kann auch das Argument anführen, dass er und die Produzenten sich zerstritten hatten, wodurch Raimi den Film “absichtlich” sabotiert hatte) an der Trilogie zu sein. Fehler und geradezu lächerliche Figurenwandlungen (Emo Peter Parker) durchzogen die Handlung des dritten Teils. Zu allem Übel wurde der Film auch hoffnungslos mit Figuren und vor allem Antagonisten überladen (Venom, Sandman und der New Goblin), wodurch nicht nur das Handlungsgerüst in sich zusammenbrach, sondern auch die Actionszenen zu einem unübersichtlichen und unlogischen Konvolut an Sinnlosigkeit degenerierte. Leider überschattet das grauenhafte Finale den durchaus gelungenen ersten Teil oftmals, der für eine Comicverfilmung zur damaligen Zeit eigentlich alles Richtig machte. Wenn es tatsächlich Raimis Absicht war, sich mit Spider-Man 3 an den Produzenten zu rächen, so lässt der fertige Film nur ein Resümee zu: Mission gelungen (was ihn dahingehend zumindest zu einem Erfolg werden lässt!).

Es bleibt abzuwarten, wie sich das Reboot The Amazing Spider-Man (2012) von Marc Webb und mit Andrew Garfield als Peter Parker weiterentwickelt. Der erste Teil erzählte im Grunde eine altbekannte Geschichte, ohne ihr wirklich Neues abzugewinnen und hält sich stattdessen viel genauer an die Vorlagen und The Amazing Spider-Man 2 (2014) blieb hinter den Erwartungen zurück. Auch wenn Raimi für solch Sachen wie das organische produzieren des Spinnenetzes gescholten wurde, zeigt es doch, dass er sich Gedanken über die Figur gemacht hat und ihr etwas eigenes hinzufügen wollte, indem er unbekannte oder neue Elemente einfügte und sich das Material einverleibt hatte. Ein Aspekt, den man Marc Webb bisher noch nicht zugestehen kann und der Spider-Man zumindest in gleichem Maße zu einer Comicverfilmung und einem waschechten Sam Raimi-Film gemacht hat.

Die Mexico- (oder: Mariachi-) Trilogie
Once-Upon-a-Time-in-Mexico-©-2011-Sony-Pictures

“The man who wants nothing is invincible, cabron.”

Zugegeben, zu einem legendären Indie-Filmemacher zu werden, indem man mit minimalsten Budget einen kompletten Spielfilm produziert, ist auch heutzutage schwer vorstellbar. Bedenkt man aber, wie “einfach” man heute mit jeder x-beliebigen Spiegelreflexkamera und mittels YouTube-Bauanleitung angefertigtem Dolly zumindest in rein optischen Belangen einen Film herstellen und auch gleich kostenfrei für ein (potentielles) Millionenpublikum veröffentlichen kann, so darf erneut der Hut vor Robert Rodriguez gezogen werden.

Wie bei einigen anderen Regisseuren in diesem fortlaufenden Feature startet auch der (übrigens in San Antonio, Texas geborene) Rodriguez mit einer kleinen, aber ambitionierten Produktion nicht nur seine – hier darf, sieht man sich sein bisheriges Schaffen an, ruhig eine blumige Umschreibung eingefügt werden – kometenhafte Karriere, sondern auch eine Filmtrilogie.

El Mariachi (Übersetzt: Der Gitarren-Spieler) nennt sich der 1992 erschienene Actionfilm der später als Mexico-Trilogie bekannten Serie, in dem der Filmemacher neben der Regie auch die Rolle des Produzenten, Drehbuchautors und Special-Effects Verantwortlicher übernehmen sollte. Ohne Storyboard, meist improvisierend (für Tonaufnahmen wurde ein normaler Kassettenrekorder genutzt, Dolly-Shots wurden via ausgemusterten Rollstuhl geschossen, Wasserpistolen etc.) und mit lediglich 7000 US-Dollar Budget, die Rodriguez größtenteils als Versuchskaninchen für Cholesterin-senkende Medikamente erwirtschaftet hat, vermag allein die Machart des Film zu begeistern. Doch El Maraichi kann sich auch als harter Actionfilm rund um einen harmlosen Musiker mit Gitarrenkoffer, der mit einem ebenfalls mit selbigem Handgepäck ausgestatteten Auftragskiller verwechselt sowie gejagt wird, behaupten. Hier wird einmal mehr vor Augen führt, das mit Ambition, Geschick und einem Auge für effektvoll in Szene gesetzte Action oftmals mehr erreicht werden kann als mit größtenteils sinnlos verpulvertem Budget – ökonomisches Filmschaffen in Reinkultur sozusagen.

Drei Jahre später und mit drei Nullen mehr beim Produktionsbudget (in Zeiten, wo auch schon 100-Millionen-Dollar Blockbuster wie etwa die Comicverfilmung Batman Forever in den Kinos starteten) folgte schließlich Rodriguez’ internationaler Durchbruch Desperado, dessen Erfolg wohl auch in gewisser Hinsicht einem anderen Filmemacher geschuldet ist – Quentin Tarantino. Als Freund, Kollege und Weggefährte ebnete Tarantino mit seinen brutalen Meisterstücken Reservoir Dogs (1992) und Pulp Fiction (1994) denn Weg in die Kinosäle, den Rodriguez mit seinem gelungenen Sequel perfekt auszementierte, sozusagen. Eine ebenso gut zusammengestellte wie auch harmonierende Besetzung – Antonio Banderas, Salma Hayek, Steve Buscemi und natürlich Danny “Machete” Trejo – sollte in dem hochstilisierten Spektakel sondergleichen das Talent des Regisseurs für schweißtreibende Action nochmals hervorheben.

Es sollten einige Jahre vergehen, ehe sich Robert Rodriguez erneut mit seiner unvollendeten Trilogie beschäftigen sollte: Bereits 2001 fertig gestellt und erst zwei Jahre danach veröffentlicht, erscheint der bislang letzte, vermutlich aber aufgrund mangelnder Einspielergebnisse abschließenden Teil Once Upon a Time in Mexico (deutscher Titel: Irgendwann in Mexico). Ein Großteil der Besetzung feiert seine Rückkehr (Banderas, Hayek, Cheech Marin) und zusätzliche Starpower mit klingenden Namen wie Johnny Depp und Willem Dafoe sollten dem mit 29 Millionen Dollar budgetierten Actioner zusammen mit Rodriguez’ Reputation im Vorhinein Aufwind und das gewisse “je ne sais quoi” verleihen. Angesichts einer mehr als konvoluten, übermäßig beliebig zusammengewürftelt wirkenden und zunehmend lachhafteren Handlung samt ebensolcher Actionsequenzen war der Erfolg von Once Upon a Time in Mexico auch überschaubar; der über den Titel gezogene Vergleich mit Western-Koryphäe Sergio Leone (Once Upon a Time in the West) wirkt auch heute noch eher beschämend, wohl für beide.

So kreativ, technisch versiert und Budget-schonend Rodriguez auch arbeiten kann – genau jener Abschluss der Trilogie führt sehr gut vor Augen, das der Regisseur als Drehbuchautor weniger Geschick vorzuweisen hat. Sieht man sich die Filmographie an (hier der IMDB-Link), so zeigt sich, das, abgesehen eben von El Mariachi und Desperado, seine herausragenden Erfolge wie Sin City und From Dusk Till Dawn auf den Vorlagen anderer Autoren basiert. Aber das soll ja auch nichts schlechtes bedeuten.

Marco Rauch und Christoph Stachowetz

Tags:Filmreihe


Über den Autor

Die besten Filmreihen mit verunglücktem Finale: Spider-Man und Desperado

Christoph Stachowetz Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.



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