Die besten Filmreihen mit verunglücktem Finale: Mad Max und Fluch der Karibik

Erstellt am 16. Februar 2014 von Pressplay Magazin @pressplayAT

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Veröffentlicht am 16. Februar 2014 | von Christoph Stachowetz

Einmal alter und einmal neuer Klassiker: In diesem Feature sehen wir uns die Mad Max-Trilogie und die vier Fluch der Karibik-Teile mal etwas genauer an.

Die Mad Max Trilogie

“The arrangement was I wouldn’t kill you.”

Der postapokalyptische Film ist leider ein relativ ungeliebtes Sub-Genre der Science Fiction. Viel zu oft muss das düstere Setting für lächerliche Handlungen und banale Figuren herhalten, wodurch es vorwiegend von trashigen Filmen bevölkert wird. Ein damals unbekannter George Miller und ein blutjunger, ebenso unbekannter Mel Gibson fügten 1979 dem Genre jedoch einen Meilenstein hinzu: Mad Max. Alleine die Einführung des Titelgebenden Helden, der im australischen Outback am Rande des endgültigen Chaos vergeblich versucht als Polizist zumindest einen Funken Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten, stimmt bereits perfekt auf das Folgende ein. Max Rockatansky (Mel Gibson) zerbricht an der Welt, an der willkürlichen Gewalt auf den Straßen und wird im Verlauf zu einem wahnsinnigen Einzelgänger. Sein seelischer und emotionaler Abstieg spiegeln den Niedergang der Welt um ihn herum perfekt wieder.

Gerade als man denkt, dass Miller und Gibson den grandiosen ersten Teil, der überraschend Actionarm und vorwiegend dramatisch aufgebaut war, niemals übertreffen können, kommt zwei Jahre später mit Mad Max 2 – Der Vollstrecker (The Road Warrior) die nach wie vor unübertroffene Krönung des postapokalyptischen Films in die Kinos. Bis heute ist es einer jener Filme des Genres, an dem sich andere Messen müssen, mit dem nachfolgende Filme verglichen werden. Dies ist nicht nur seiner dynamischen, mitreißenden Inszenierung zu verdanken, sondern auch der Konsequenten Fortsetzung und Durchführung von Mad Max Odyssee. Während der erste Teil mehr actionreiches Drama (mit klarem Schwerpunkt auf Letzteres) war, ist die Fortsetzung klug genug den Fokus auf einen dramatischen Actionfilm zu verschieben. Mad Max 2 – Der Vollstrecker verweigert seinem Protagonisten zwar jegliche Erlösung aus seiner ganz privaten Hölle, erhebt ihn – vor allem dank des brillant einfachen Einfalls des Erzählers – dafür aber zu einer mythologischen Figur, einem überlebensgroßen Antihelden, ultimativ versinnbildlicht in der finalen Einstellung.

Es ist in weiterer Folge bezeichnend, dass dann Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel (Mad Max Beyond Thunderdome) ursprünglich gar nicht als Teil der Mad Max-Reihe geplant war und das Drehbuch erst relativ spät zum dritten Teil umgeschrieben wurde. Am stärksten merkt man das dann auch ab der Hälfte des Films. Plötzlich wird Max zum Helden einer Gruppe Kinder, die im australischen Ödland leben und ihn als Heilsbringer sehen, der sie in ein besseres Land führt. Ein kompletter Bruch in Atmosphäre und Charakterzeichnung, die von den ersten beiden Teilen etabliert wurde und nicht wieder gut zu machen war. Da hilft auch eine Tina Turner als skurril überzeichneter Antagonist nichts, im Gegenteil sie fördert bloß die Dekonstruktion des größten postapokalyptischen Antihelden und macht aus dem einsamen, mythischen Mad Max eine unglaubwürdige Comicfigur.

Die Fluch der Karibik Tetralogie

“Well! I’m actually feeling rather good about this. I think we all arrived at a very special place eh?”

Als Walt Disney Pictures vor etwas mehr als einer Dekade ankündigte, einen Film über Piraten und deren Treiben zu veröffentlichen, der einerseits auf einer beliebten Attraktion der diversen Disneyland-Ableger basierte und andererseits einem noch recht unerfahrenen Regisseur mit gigantischem Budget (etwa 140 Millionen US-Dollar) anvertraut wurde, so hätte wohl niemand vermutet, das damit eines des finanziell ertragreichsten Filmfranchises der letzten Jahrzehnte ins Leben gerufen werden sollte. Mit der Veröffentlichung von Gore Verbinskis Fluch der Karibik (oder bedeutend “klassischer” anmutend im Original: Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl) wurde 2003 auch der Fluch rund um das bisher eher desaströse Piratenfilm-Genre aufgehoben: Vergessen sind nun endlich die Zeiten von Cutthroat Island, einem der größten finanziellen Flops der bisherigen Filmgeschichte. Allein die enigmatische Figur Jack Sparrow, die so glorios von Johnny Depp mit all seinem liebgewonnen Eigenheiten auf die Leinwand gebannt wurde, verleiht dem Start der Filmserie Schauwerte; ebenso überraschend erscheint die Tatsache, das der doch spürbar düstere, teil überaus ironisch anmutende Ton der Filmreihe diese auch zu einem genießbaren Erlebnis für ältere Semester macht (zieht man etwa Vergleiche mit dem nahegelegenen Transformers-Franchise) – trotz der banalen, aber Genre-entsprechenden Liebesgeschichte, die anfangs noch Basis der Erzählung ist.

Etwas ruppiger in Sachen Story und Charakterentwicklung – bei gleichzeitiger Beibehaltung der Fortsetzungregel “mehr Budget, mehr Action, mehr Spezialeffekte” – wird die Serie drei Jahre später mit Fluch der Karibik 2 (wieder besser im Original: Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest) fortgesetzt, Fans dürfen sich auf mehr Absurditäten liebgewonnener Figuren freuen, Filmfans schütteln angesichts einer kaum nachvollziehbaren Rahmenhandlung planlos den Kopf. Die Verwirrung der Drehbuchautoren geht dabei so weit, das Jahre später auch der Fixstern in der Besetzung, Johnny Depp, anmerkt, teilweise nicht wirklich gewusst zu haben, worum es eigentlich tatsächlich in der Fortsetzung bzw. in vielen seiner Dialogen geht. Aber egal: Bombastische Aufnahmen, eindrucksvolle Spezialeffekte und eine mittlerweile treue Fanbasis führen erneut zu finanzieller Glückseligkeit seitens der Produzenten, eine Fortsetzung folgt aufgrund der Back-to-Back Filmsituation (gedreht wurden ohne längere Drehpausen zwischen beiden Teilen) gleich im darauf folgendem Jahr.

Fluch der Karibik – Am Ende der Welt (Pirates of the Caribbean: At World’s End) verliert zwar seine nummerische Betitelung, setzt aber gekonnter als noch der direkte Vorgänger sein Potential aus: Das Liebesdreieck aus Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley erhält seinen würdigen Abschluss; die sich beständig zuspitzende, finale Auseinandersetzung geht schlussendlich mit viel Rechenpower aus der Spezialeffekt-Werkstatt über die Bühne und Produzenten, Kinogänger sowie Kritiker sind erleichtert, das die Trilogie mit einer dem Verhältnis entsprechenden, nachvollziehbaren und zugleich recht befriedigenden Fügung der Handlung sein Ende nimmt. Wäre da nicht noch ein Zusatz beizufügen – man könnte glatt anmerken, das es sich um eine Filmreihe mit durchwegs gelungenen Einträgen handelt.

Das man ein so bekanntes wie auch beliebtes Franchise nicht einfach so auslaufen lässt, nur weil der romantische Unterbau der Story sein mehr oder minder glückliches Ende findet, zeigt die Veröffentlichung von Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten (Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides) im Jahr 2011 – und zugleich auch, das die Filmindustrie eben zuallerst eine Industrie ist die Produkte herstellt, für die (eventuell noch) Nachfrage besteht. Jack Sparrow ist in den Kanon popkultureller Filmfiguren eingegangen und sein wohl unnachahmlicher Darsteller noch in der Blüte seiner Schaffenskunst – warum also nicht auf Basis dieses (eigentlich Neben-)Charakters eine weitere Trilogie starten? Der Erfolg des vierten Films steht im Gleichklang mit dem Grundkonzept: Beides ist zum Scheitern verurteilt. Als Nebenfigur stellt Sparrow eine ebenso mysteriöse wie auch erheiternde Erscheinung dar, die vor allem aufgrund der Dynamik im Zwischenspiel mit anderen Charakteren seine Anziehungskraft erhält. Als Hauptfigur stützt sich der gesamte Handlungsverlauf auf ihn, Sparrow muss einfach eine Entwicklung seiner selbst erfahren – und damit auch den Verlust seiner Rätselhaftigkeit hinnehmen. Das Ergebnis zeigt sich eben in jenem gescheiterten Addendum, das auch mit tatkräftiger Unterstützung namhafter Schauspieler wie Penélope Cruz, Geoffrey Rush und Ian McShane kaum mehr als einen schalen Aufguss altbekannter Vermarktungsmechanismen darstellt.

Tags:Filmreihe

Über den Autor

Christoph Stachowetz Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.