Die Attentäter | Antonia Michaelis | 19,99 € | 978-3789104565 | Amazon |
Obwohl sie aus grundverschiedenen Verhältnissen stammen, sind Cliff und Alain fasziniert voneinander. Zwischen ihnen steht Margarete, die beide von klein auf kennen. Dann konvertiert Cliff zum Islam und verschwindet. Als er zurückkehrt, wird klar: Er soll für den IS einen „Tag des Blutes“ planen. Alain will seinen Freund retten – doch wie lange kann er noch zu ihm halten?
Erst „Grenzlandtage“ – ein Buch über das Flüchtlingsthema. Jetzt ein weiteres schwer greifbares Thema: Attentäter und der IS. Wie kommt eine Autorin dazu, sich solche Themen auszusuchen? Wie schafft sie es darüber zu schreiben und dann fast noch poetische Sätze in eine schreckliche Handlung einzubauen?
Ich habe von diesem Buch sehr viel erwartet. Zum einen die poetische, liebliche Schreibweise von Antonia Michaelis, die auch schwierige Handlungen leicht erscheinen lässt. Zum anderen einen unverstellten Blick auf ein Thema, damit es aufgriffen wird und nicht nur in anderen Medien ein Thema ist.
Kann ein Jugendbuch und kann eine Autorin einen Attentäter verstehen? Ihm glaubhaft Gefühle verleihen, zeigen warum er zum IS geht und am Ende zu einem Selbstmordattentäter werden möchte? Antonia Michaelis versucht es – mit aller Macht.
Die Geschichte dreht sich um Cliff und Alain. Zwei sehr verschiedene Kinder, die trotzdem zueinander finden. Alain, der Ruhige, der Raupen betrachtet, Blumen malt und ein nettes Elternhaus hat. Cliff, der in einer zerrütteten Familie aufwächst, alles zeichnen kann und Alain oft verletzt. Dazwischen steht Margarete, ein Mädchen, das beide Jungs auf ihre Art liebt und später noch das Bindeglied sein wird, wenn fast alles verloren scheint.
Die Konstellation ist von Anfang an verhext und mit zu vielen Dingen aufgeladen. Einige muss ich ansprechen, da sie auch der Grund sind, warum ich denke, dass das Buch besser hätte sein können. Cliff hat nur Ärger. Er ist ein Problemkind, hat keine Mutter, ist bereits zu Beginn gefangen zwischen zwei Religionen. Ist das eine Ausrede, um später zum Kämpfer zu werden?
Alain behütet, mit der Welt seltsam unzufrieden, kämpft mit unterdrückten Gefühlen, denn Liebe zwischen Jungs? Tabu in der Familie, zur Not Margarete? Seine Gefühle werden zum Wahn, fast bis zur Grenze zum Stalking, obwohl er seinen Freund nur retten möchte. Aber gibt es eine Rettung vor etwas, was dem Anderen als Lösung erscheint?
Es ist schwierig das Buch zu beurteilen. Ich glaube nicht, dass wir wissen können, was in den Menschen, die sich zum Attentäter ausbilden lassen vorgeht. Gleichzeitig versucht die Autorin fast krampfhaft ihn liebenswert wirken zu lassen, seine Fehler sind nicht seine Fehler. Die Umwelt, die Menschen, das Leben. Ich bin nicht zufrieden mit der Lösung am Ende, die sehr pathetisch ist und unausweichlich. Margarete hat es am Ende so schwer, dass sie meine ganze Trauer erhält und es bleibt ein poetischer Geschmack von grünen Vögeln zurück, der mich nicht zufrieden stellt.
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