Die Arschlöcher des Universums

Von Guidorohm

Habe gerade den neuen Roman überarbeitet, ist ein ganz neuer, der ist noch neuer wie neu, der ist noch neuer wie der Neue, der noch nicht bei den Kulturmaschinen erschienen ist, Bombenwarnung im Kanzleramt, dank sei der Spiegelseite, jetzt bin ich im Bilde, was für eine Welt, in der Küche brutzelt Fleisch, die Seraphe hängt Wäsche auf, Frauen sind ja nun wirklich, und das sagt ein Gegner, nein, ein ausgesprochener Feind des Feminismus, wo war ich, ach da, Frauen sind ja nun wirklich die Arschlöcher des Universums, ausgenutzt, ausgerungen und in der Küche ausgesetzt, bitte ein Runde kochen, der Rohm macht das nicht anders, schließlich muss ja einer schreiben, was bei Ihnen zuhause schreibt keiner, dann suchen sie sich aber mal schnell einen Schreiberling, warum, keine Ahnung, fragen Sie die Seraphe, die hat sich einen gesucht, der Vogel nervt, ich liebe seine abgefuckten Schreie, denn ohne die könnte ich nicht mehr leben, geschweige denn schreiben, wo war ich, ach gerade kommt das Töchterchen, nö, die ist nicht von mir, ich lieb sie aber wie eine Tochter, die kommt also vom Lernen, erzählt der Mama, kommen Sie noch klar, erzählt also der Seraphe etwas über das eben Gelernte, die beugt sich über das Heft, kocht nebenher, Multitasking nennen das die Fachleute, ich sage, die haben sich zu den Arschlöchern des Universums machen lassen, zurück zu Spiegel-Online, Fuck, da grinst mich Berlusconi an, widerlich, sieht mir nach einer uneingestandenen und nicht ausgelebten Homosexualität aus, Essen ist fertig, bin gleich wieder da, worüber schreibst du, fragt die Seraphe, über dich, nenn es, Die Arschlöcher des Universums, danke, sagt die Seraphe, Wumm, Teller weg, Essen erledigt, Strafe muss sein, klar, zurück an die Tastatur, der Vogel kreischt noch immer, I love it, wir waren bei Politikern, gut, dass ich nichts gegessen habe, das hätte hier nämlich sonst eine Riesensauerei gegeben, Flachschippen, Arschgeigen, wen ich meine, verrat ich nicht, Ätschbätsch, der Vogel schweigt, Schweinerei, rufe ich ihm zu, er fängt wieder an, geht doch, Mama und Tochter sind im Kinderzimmer, denn die Seraphe lernt jetzt mit dem Kind, nachher muss sie noch den Abwasch erledigen, sag doch, Frauen sind die Arschlöcher des Universums, was, habe ich Sie gerade richtig verstanden, ich könnte das Geschirr mal einräumen, na, hören Sie mal, da habe ich überhaupt keine Zeit für, schreibe gerade einen Bericht über die Ausbeutung der Frauen, und überhaupt, da muss man richtig drüber nachdenken, warum bekommen Frauen die Kinder, klar, Gott hat das Ding ausgeknobelt, ist ein Mann, also ein Schwein wie alle anderen Männer, ich wisch mir den Schweiß von der Stirn, Gott und Fuck, da habe ich aber wieder mal eine paar echte Hämmer rausgehauen, apropos Hämmer, mit denen habe ich es nicht so, da muss dann die Seraphe ran, die ist Techniker, Putzfrau, Lehrerin, Gesellschafterin, Liebhaberin in einer Person, wie soll ich der Seraphe jetzt nur erklären, wie gut sie es eigentlich hat, ich ruf sie, zeig ihr den Bericht über Berlusconi, sieht aus als hätte der sich nicht geoutet, sagt die Seraphe, nein, nein, sage ich, das ist ein richtig übler Weiberheld, aha, sagt die, da hast du es mit mir doch gut getroffen, sage ich, strahle sie an, der Vogel schweigt, nennt man eine theatralische Pause, die Seraphe schweigt, nennt man einen peinlichen Moment, oder, frage ich schon unsicherer nach, du könntest die Spülmaschine einräumen, sagt sie, klar, winke ich ab, mach ich gleich nach dem Bericht hier, der Schweiß läuft mir über die Stirn, verflucht, denke ich, der Text muss heute wohl etwas länger werden, also noch einmal zum Mitschreiben, Frauen sind die Arschlöcher des Universums, die Seraphe kümmert sich um den Vogel, die Tochter kommt vorbei und sieht ihr zu, sie sprechen mit dem Vogel, Mensch, Freddie, sagen sie, gute Frauen, denke ich, schreibe mich von der Spülmachine weg, die Seraphe dreht sich um, ich räum sie selbst ein, sagt sie, ich komm gleich, rufe ich, tippe noch ein paar Buchstaben, die ich nachher einfach wieder entfernen werde, ich bin beschäftigt, murmele ich, Gott, bin ich beschäftigt, und eine Moral sollte das Ding jetzt auch noch bekommen, also hier ist sie: ÜNERSTÜTZEN SIE IHRE FRAU! Ja, denke ich, das Ding kann ich so absenden, da habe ich mal etwas für die Seraphe und all die anderen Frauen getan. Wurde ja auch mal Zeit.

(Erschienen bei Getidan)