Veröffentlicht am 9. August 2014 | von Brigitte Forster
0Die Armstrong Lüge
Die Armstrong Lüge Brigitte ForsterWertung
Summary: Fokus nicht nur auf Armstrong, sondern auf gesamten Radsport, leider nur kurzes Interview nach seinem Geständnis
3.5
Dokumentation
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Alex Gibney betrachtet in seiner Dokumentation Die Armstrong Lüge den tiefen Fall eines amerikanischen Helden. Nach sieben Tour de France-Siegen avancierte Lance Armstrong in Amerika zu einem nationalen Mythos. Jahre später gestand er, in einem Interview bei Oprah Winfrey, bei allen Siegen unter Einfluss von Leistungssteigernden Mitteln gestanden zu haben. Als Folge davon wurden ihm alle Titel entzogen.
Gibney fokussiert sich auf den Rennradfahrer von seinem Aufstieg in den 1990er Jahren bis hin zu seinem Fall im Jahr 2013. Der Film zeigt die ersten Schritte Armstrongs in eine Profikarriere, seine Krebserkrankung, bei der ihm seine Ärzte eine 50-prozentige Überlebenschance prognostiziert hatten, seine unglaubliche Siegesserie bei der Tour de France zwischen 1999 und 2005 und schließlich das Eingeständnis während dieser Zeit Doping eingenommen zu haben.
Ursprünglich wollte der Regisseur im Jahr 2009 einen Dokumentarfilm über das Comeback von Lance Armstrong drehen. Als er Anfang 2013 jedoch beinahe fertig war, überraschte Armstrong die Öffentlichkeit mit seinem Geständnis bei allen Tour de France Siegen gedoped zu haben. Gibney musste seine Arbeit noch einmal überdenken und entschloss sich den Fokus der Dokumentation auf das Doping im Rennradsport zu legen.
Gibney bemüht sich dennoch Die Armstrong Lüge sehr neutral aufzubauen. Er lässt sowohl Armstrong selbst, seine damaligen Begleiter und auch seine Kritiker zu Wort kommen. Keineswegs versucht der Regisseur Entschuldigungen für Armstrong zu suchen. Vielmehr wird der Sportler als überergeiziger, ruchloser und arroganter Mensch dargestellt. Gezeigt wird ein Mann, der alles tun und alle Grenzen überschreiten würde, nur um zu gewinnen. Viele seiner damaligen Teamkollegen erzählen, wie er sie jahrelang benutzt hat und als sein Lügenkonstrukt begann in die Brüche zu gehen auch diskreditierte.
Dabei stellt Gibney Armstrong keineswegs als Einzelfall dar. Der Film zeigt, wie tief das Doping im Radsport verankert ist, oder zumindest zum damaligen Zeitpunkt war. “Alle hätten damals gedoped“, ist Armstrongs Ausrede. Sogar die Mitglieder der “International Cycling Unit” haben es gewusst und Armstrong davor gewarnt, dass er beim Dopingtest beinahe erwischt worden wäre. Auch die Beziehung zwischen Armstrong und dem italienischen Doktor Michele Ferrari wird in Die Armstrong Lüge beleuchtet. Ferrari half dem amerikanischen Team mit immer neuen Methoden, wie dem damals nicht nachweisbaren EPO, ihre Leistungen zu verbessern.
Am Ende werden die Zuschauer desillusioniert zurück gelassen, zweifelnd, ob es sauberen Radsport überhaupt gibt. Armstrong bleibt bis zu letzt ohne Einsicht und beteuert immer wieder, dass er nur gemacht habe, was alle anderen auch gemacht hätten. Vielleicht war es eine glückliche Fügung für Gibney, dass Armstrong noch kurz vor der Veröffentlichung des Films mit der Wahrheit rausgerückt ist. Ansonsten wäre Die Armstrong Lüge wohl bloß eine langweilige Dokumentation über einen amerikanischen Helden geworden.
Regie und Drehbuch: Alex Gibney
Darsteller: Lance Armstrong, Reed Albergotti, Betsy Andreu, Frankie Andreu
Laufzeit: 119 Minuten, DVD-/Blue-Ray Release: 03.07.2014
Tags:3.5 von 5Alex GibneyDokumentationLance ArmstrongSony Pictures Home Entertainment
Über den Autor
Brigitte Forster