Autor: Ally Condie
Originaltitel: Reached
Übersetzer: Stefanie Schäfer
Erscheinungsdatum: 07. Januar 2013
ISBN-13: 978-3841421517
Verlag: FISCHER FJB
Gebundene Ausgabe: 608 Seiten
Klappentext:
In den zerklüfteten Schluchten der Canyons hat Cassia nicht nur ihre große Liebe Ky wiedergefunden – sondern auch die Erhebung, eine Untergrundbewegung, die das System stürzen will. Als sich beide der Erhebung anschließen, müssen sie sich jedoch trennen. Ky wird auf einem Stützpunkt in einer äußeren Provinz zum Piloten ausgebildet und Cassia in die Hauptstadt beordert. Dort trifft sie auf Xander, der als Funktionär für die Gesellschaft arbeitet. Kann sie sich ihm anvertrauen?
Als eine tödliche Seuche ausbricht und die gesamte Bevölkerung zu vernichten droht, muss Cassia eine Entscheidung treffen …
Nachdem ich die ersten beiden Teile von Cassia und Ky gelesen hatte, wollte ich gerne auch das Ende der Trilogie erfahren. Ich finde es gibt nichts Schlimmeres, als nicht zu wissen, wie es ausgeht (außer das Buch ist so schlecht, das man das Ende gar nicht mehr lesen will)
Während Cassia und Xander in die Gesellschaft zurückkehren, um dort ihre Aufgabe zur Unterstützung der Erhebung zu übernehmen, wird Ky bei den Rebellen zum Piloten ausgebildet. Eine Seuche bricht aus, unter der die gesamte Bevölkerung leidet und aus der ‘die Erhebung’ als Retter hervor geht und ‘die Gesellschaft’ stürzen kann. Als aber das Virus mutiert, und der neue Erreger gegen das Serum immun zu sein scheint, müssen Cassia, Ky und Xander alles dafür tun, um ein neues Heilmittel zu finden.
Erster Satz:
Jeden Morgen geht die Sonne auf, färbt die Erde rot, und ich denke: Dies könnte der Tag sein, an dem sich alles verändert.
Idee: Dies ist der letzte Teil einer äußerst vielversprechenden Dystopie-Trilogie. Ich mochte von Beginn an, die Idee hinter ‘der Gesellschaft’. Sich vorzustellen, dass so etwas möglich ist, ist auf der einen Seite sehr faszinierend, auf der anderen Seite aber auch höchst erschreckend. Alleine der Gedanke vorgeschrieben zu bekommen wen man lieben und heiraten soll, das Essen kein “Vergnügen” mehr ist, sondern lediglich dazu dient dem Körper die wichtigsten Nährstoffe zuzuführen, hat mich fasziniert. Und das sich aller Diktatur zum Trotz eine zarte Liebe zwischen zwei Menschen entwickelt, hat mein kleines romantisches Herz zum ‘glühen’ gebracht.
Die Poesie, die im ersten Buch als der Schlüssel der Verbundenheit für die beiden Charaktere galt, hat mich eingefangen und bis zur letzten Seite nicht mehr los gelassen.
Eigentlich bin ich kein Fan von poetischen und tiefgründigen Texten. Ich kann damit einfach nichts anfangen, und oft bin ich auch einfach hoffnungslos überfordert mit dem was mir die Gedichte sagen wollen. Ally Condie hat es aber im ersten Buch geschafft, das ich als “Elefant im Porzellanladen” die Doppeldeutung verstanden habe.
Somit habe ich der Veröffentlichung des zweiten Bandes entgegengefiebert … und wurde enttäuscht.
Das zweite Buch war langweilig. Von der Liebe und auch Romantik aus dem ersten Teil war nichts mehr zu spüren. Sondern es wurde im Großen und Ganzen darüber berichtet, wie Cassia Ky durch die Wildnis folgt, und selbst fast dabei drauf geht.
Also bin ich mit sehr gemischten Gefühlen in den dritten Teil gestartet. Was würde mich erwarten? Romantik oder noch ein langweiliger Text, bei dem ich hoffe, so schnell wie möglich fertig zu sein? Tja … Leider war es wenig von dem einen und eine Menge von dem anderen.
Plot: Cassia wird, genauso wie Xander, am Ende des zweiten Teils in ‘die Gesellschaft’ zurück geschickt um dort ihre ‘Aufgabe’ zu übernehmen. Ky hingegen bleibt bei den Rebellen und wird zum Piloten ausgebildet. Seine vornehmliche Aufgabe wird sein, das Heilmittel zu den einzelnen Städten und Provinzen zu transportieren.
Xander und Cassia werden Funktionäre. Cassia als Sortiererin in Central, Xander als Medic in Camas.
Alle warten darauf, wie ‘die Erhebung’ ‘die Gesellschaft’ zu stürzen gedenkt. Bei einem Routinebesuch von Xander und zwei Funktionärskollegen werden sie mit einer unbekannten Krankheit konfrontiert, die – kaum das sie im Krankenhaus ankommen – gar nicht mehr so unbekannt ist. Es handelt sich um eine geheimnisvolle Seuche, welche ‘die Gesellschaft’ nicht in der Lage ist zu heilen.
‘Die Erhebung’ hingegen hat ein Serum entwickelt, womit die breite Öffentlichkeit geimpft wird, um die Krankheit zu bekämpfen. Somit kann ‘die Gesellschaft’ gestürzt werden.
Von da an wird es (leider) langweilig und zäh. Es reihen sich Erzählungen von Ky und Cassia, die die Geschichte (nur bedingt) voranbringen. Eher hatte ich das Gefühl, nur wenn aus Xanders Sicht erzählt wurde, gingen auch die Geschehnisse voran. Was sicher aber auch daran liegt, dass er durch die Erhebung zum Arzt ernannt wurde, und direkten Kontakt mit der Seuche hat.
Spannung kommt erst auf, als Cassia, Ky und Xander ausgeflogen werden, um ein Heilmittel für das mutierte Virus zu finden. Endlich scheint auch Cassia ihren Teil beizutragen, hat sie doch das ganze Buch vorher im Auftrag der Archivisten Handel betrieben und eine ‘Galerie’ für ‘Selbsterschaffenes’ (Bilder, Gedichte, Geschichten usw.) eröffnet (und im Grunde nichts ‘Geschichten Vorantreibendes’ erlebt).
Schreibstil: Ally Condies Schreibstil wurde von Band zu Band poetischer. Im dritten Band geht es um sehr viel Poesie und dessen Bedeutung. Aber nicht nur die Gedichtspassagen sind mehr geworden, sondern der gesamte Stil poetischer und tiefgründiger.
Etwas zu poetisch und tiefgründig für mich.
Im dritten Band kommt neben der Erzählsicht von Cassia und Ky auch noch die von Xander hinzu, die meiner Meinung nach auch die Spannendste ist. Wenn die Dinge aus seiner Sicht geschildert werden, passiert etwas und die Geschichte kommt voran.
Charaktere: Bei einem dritten Teil kann man nicht mehr viel von Charakterentwicklung sprechen. Die Story schreitet (mal mehr und mal weniger) voran und im Grunde wollte ich nur noch wissen – kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht.
Die Geschehnisse aus Xanders Sicht zu erleben, war neu und erfrischend und hat mir von allen drei Perspektiven am besten gefallen. Xanders Charakter hat in diesem Teil eine Menge an Aspekten gewonnen und die ihn mir als höchst anständigen Kerl präsentieren. Ich habe ihn regelrecht liebgewonnen und habe mich am Ende der Geschichte sehr für ihn gefreut. Er ist für mich der Held des dritten Teils.
Hintergrund: Die Gesellschaft und ihr diktatorisches, fehlerfreies System werden gestürzt. Was zurückbleibt ist eine Seuche mit einem mutierten Virus und Menschen, die dran sterben.
Ein todbringendes Zukunftsvirus ist nichts Neues bei Dystopien. Die Autorin hat gute Recherche bei der Entstehung und Mutation von Viren und deren Stämmen betrieben und hat das Wissen schön verpackt, sodass es auch ein Leihe wie ich verstehen konnte.
Interessant ist aber zu sehen, wie sich die Ereignisse aus Band eins und drei plötzlich zusammenfügen. (Band Zwei habe ich bewusst nicht genannt).
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Fazit: Was bleibt? Eine Dystopie, bei der die Romantik als zartes Pflänzchen entsteht, am Ende des ersten Teils zu einem jungen Baum gewachsen ist, der dann im zweiten Buch im Zuge anhaltender Langeweile welkt und am Ende des dritten Teils der Seuche zum Opfer fällt.
Wie gesagt, ich kann nicht poetisch sein, geschweige in Metaphern schreiben.
Kurz: Von der Romantik aus dem ersten Buch ist am Ende des Dritten nichts mehr zu spüren, was ich persönlich sehr schade finde, denn es war das, was diese Geschichte für mich lesenswert gemacht hat. Stattdessen wird der Leser mit einer geheimnisvollen Krankheit konfrontiert, die dann aufgrund eines mutierenden Virus zu einer Seuche wird und die gesamte Bevölkerung zu infizieren und töten droht.
Wo kommt auf einmal diese mysteriöse Krankheit her? In keinem der anderen beiden Teile wurde auch nur ein Hauch von einer Information gestreut, was den Leser zurückdenken lässt. Als Erklärung wird die Gesellschaft genannt, die ihre eigenen Leute vergiftet hat, aber dann der Krankheit machtlos gegenübersteht. Wie auf Kommando steht plötzlich die Erhebung auf dem Plan und sagt: “Hey kommt alle her, ich habe ein Gegenmittel!” Feiner Zug sowohl von der Erhebung als auch von der Autorin, der scheinbar eine Möglichkeit gefehlt hat, die Erhebung auferstehen zu lassen.
Vom Klappentext erwartet man viel mehr, als was man am Ende bekommt – was von einem guten Werbetexter zeugt und leider die Erwartungen weit hinten anstellt. Aber diese Erfahrung habe ich in der letzten Zeit häufiger gemacht, und das nicht nur bei Mehrteilern.
Weder habe ich von einer Entscheidung Cassias gelesen, weiterhin ist mir ihre die Aufgabe für die Erhebung schleierhaft.
Auch wenn ich die Rolle Xanders in diesem Buch sehr schätze und es toll finde, dass die Autorin diesem Charakter mehr Platz eingeräumt hat, finde ich es schade, dass Cassia und Ky schon fast ‘Randfiguren’ sind. Ky der Pilot, der das Heilmittel transportiert und Cassia, die als ‘Nebenverdienst’ für die Archivisten arbeitet und sonst im Grunde nichts weiter tut, als erst für die Gesellschaft, und dann für die Erhebung, zu sortieren.
Ich bin froh, dass die Autorin da keine Dreiecksbeziehungskiste draus gemacht hat, sondern Xander die Möglichkeit gegeben hat, sich unabhängig von Cassias Entscheidung zu verlieben. Das macht die gesamte Geschichte (und auch das Ende) (für mich) zufriedenstellend.
Am Ende bleibt eine weitere Trilogie mit hübschen Covern und einem etwas enttäuschenden Ende, die ich wohl nicht nochmal lesen werde, und sich somit zu “Panem” und “Biss” gesellt.
Dennoch hat diese Geschichte ihren Platz in meinem Herzen gefunden, nicht wegen der beiden Hauptcharaktere, sondern vielmehr wegen der Zukunftsversion, die dahintersteckt.
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