Die Angst vor Wälzern und wie ich sie besiegt habe.

Schon länger habe ich mir Gedanken darüber gemacht, einmal einen Beitrag zu schreiben, der sich mit Wälzern beschäftigt.
Für mich sind richtige Wälzer Bücher, die mindestens 600 Seiten haben. Und bis vor ein / zwei Jahren habe ich sehr selten Bücher gelesen, die wirklich so viele Seiten hatten. Mich hat die Dicke eines Buches immer abgeschreckt. Man muss schließlich das ganze Buch lesen, sich so lange damit auseinandersetzen und es ist eben dann nur ein Buch und keine zwei oder drei, die eben weniger Seiten haben.
Warum ist das so? Wieso hat man „Angst“ vor dicken Büchern? Und wie kann man dem entgegen wirken?

walzerangst

Der Hauptgrund, weshalb ich vor einigen Jahren noch keine dicken Bücher gelesen habe, sehe ich darin, dass ich dachte, ich hätte in einem Monat dann keine Zeit mehr andere Bücher zu lesen.
Die Dicke der Bücher hat mich einfach abgeschreckt, weil ich ja vielleicht dann nur in einem Buch lesen kann, obwohl es noch so viele andere in meinem Regal gibt.
Und was sagt denn dann die Statistik? Nur ein Buch? Das geht doch eigentlich überhaupt nicht!
Dass mir dadurch so viele tolle Geschichten entgangen sind, habe ich noch nicht realisiert. Es ging eher darum, so viel wie möglich zu lesen und dicke Bücher behindern das eben.

Dann gibt es natürlich noch die praktischen Gründe, weshalb ich Wälzer ungern gelesen habe. Zum einen sind sie unglaublich schwer. Es ist wirklich unmöglich ein Buch von 600+ Seiten mit in der Schultasche bzw. Studiumstasche mitzunehmen. Das ist viel zu schwer für den Weg, den ich zurücklegen muss. Dadurch hat sich mein „früheres Ich“ sehr gestört, da ich dann gezwungenermaßen ein anderes Buch mitnehmen musste, wenn ich ein Buch mitnehmen wollte. Zwei Bücher gleichzeitig lesen: daran musste ich mich erst einmal gewöhnen.

Nicht nur um so einen Wälzer irgendwohin mitzunehmen, sind sie unfassbar schwer, sondern auch, um sie zu Hause zu lesen. Liegend? Das geht nicht, sonst fällt dir das fette Buch nach zehn Sekunden ins Gesicht, weil deine Arme schwer werden. Man kann nur sitzend lesen, egal wie müde man dann auch ist. Manchmal ist das einfach zu unbequem..

Und zu guter Letzt natürlich noch einen Grund, der für uns Buchmenschen wohl der schlimmste ist. Leserillen. Wenn ein Buch richtig dick ist, dann muss man sooo aufpassen, dass keine Leserillen rein kommen, wenn man das nicht möchte. Da braucht man schon ordentlich Erfahrung im Leserillen-vermeiden, wenn man das auch bei Wälzern schaffen will. Und eben das hat mich auch sehr gestört, schließlich will ich nicht, dass meine Bücher mit Leserillen voll sind.

Tja und wie bin ich da jetzt wieder heraus gekommen? Denn wie ihr vielleicht wisst, habe ich mittlerweile einige Wälzer verschlungen und geliebt.

walzerangst2

Es gibt zwei ganz wichtige Gründe, die mir geholfen haben über diese „Wälzerangst“ hinweg zu kommen. Diese kann ich euch wirklich nur empfehlen, wenn ihr selbst Probleme damit habt, euch für dickere Bücher zu erwärmen. Probiert es vielleicht einmal selbst aus und schaut, ob es für euch dann auch besser funktioniert.

Die erste Möglichkeit, die ich für mich entdeckt habe, ist audible.*

audible

Ich habe mich eigentlich nie sonderlich für Hörbücher interessiert, weil ich oft eingeschlafen bin, wenn ich mir über Kopfhörer oder nur über das Handy etwas vorlesen lassen habe.
Irgendwann habe ich allerdings gemerkt, dass ich neben dem Hörbuch hören viele andere Dinge machen kann und trotzdem voll in der Geschichte aufgehe.
Wenn ich ungekürzt Geschichten höre, dann fehlt mir auch nichts, was im Buch steht. Gerade wenn ich mit dem Auto unterwegs bin oder zu Fuß weitere Strecken alleine zurücklegen muss, dann stelle ich die audible App ein und höre mir mein aktuelles Buch an.
So habe ich es beispielsweise mit Outlander gemacht. Diese Bücher haben über 1000 Seiten, die irgendwohin mitzunehmen geht für mich einfach nicht, aber die Geschichte ist sooo gut, dass ich immer darauf zurückgreifen möchte.
Also habe ich mir die Hörbücher von Band 1 und Band 2 heruntergeladen. So kann ich wann immer ich möchte etwas Outlander hören oder dann im Buch weiter lesen, wenn ich die exakte Stelle herausgesucht habe, an der ich mit dem Hörbuch gestoppt habe.

Es gibt keine Leserillen, wenn ich hauptsächlich Hörbuch höre.
Es gibt keine Schlepperei, durch die audible App.
Die Dicke des Buches fällt überhaupt nicht mehr auf.

Diese Lösung war super für mich, vor allem als ich in Griechenland im Urlaub war. Ich hatte das Buch trotzdem dabei und habe so super viel lesen können ohne wirklich lesen zu müssen.
Probiert es für euch aus, ich dachte immer, Hörbücher sind nichts für mich und bin damit ziemlich falsch gelegen.

Die zweite Möglichkeit, die mir unheimlich geholfen hat, durch Wälzer hindurch zu kommen war, gemeinsam mit jemand anderem zu lesen.

Vor kurzem habe ich erst „Der Übergang“ gemeinsam mit einer Freundin gelesen und wir haben uns gegenseitig immer wieder motiviert weiter zu lesen. Das Buch hat es uns natürlich auch recht leicht gemacht, denn es war super spannend. Trotzdem sind wir beide sehr viel schneller durch diesen Wälzer gekommen, als wir es allein geschafft hätten. Wir wären beide wahrscheinlich lange nicht dazu gekommen, das Buch zu lesen, wenn man aber ein „Lese-Date“ hat, dann wird man sozusagen dazu „gezwungen“ es endlich zu tun. Und es hat wunderbar geklappt. Es macht nicht nur Spaß sich über Leseabschnitte auszutauschen, Theorien durchzusprechen und sich über Charaktere zu unterhalten. Das Leseerlebnis ist viel intensiver und macht fast ein bisschen mehr Spaß, als alleine durch ein Buch zu reisen.
Die Dicke eines Buches ist für mich dann weniger relevant, wenn ich weiß, dass jemand anderes darauf wartet, dass ich endlich beim anderen Abschnitt angekommen bin, um endlich mit mir über das Gelesene zu sprechen. Trotz dieser sagen wir mal „Bestimmungen“ fühlt sich das Lesen für mich nicht wie ein Zwang an und die Freude an einem Wälzer steigt stetig an.

Sucht euch einen Lese-Buddy, der denselben Wälzer auf seinem SuB hat wie ihr. Fragt einfach nach, ob derjenige sich vorstellen könnte, das Buch gemeinsam zu lesen und schon könnt ihr genau das erleben, was ich erlebt habe. Ein Wälzer, der super schnell und trotzdem intensiv und aufmerksam gelesen wird.


Mittlerweile kann ich Wälzer auch ohne diese beiden „Hilfsmittel“ lesen, denn ich habe für mich entdeckt, dass es fast nur positive Seiten hat, wenn ein Buch über 600 Seiten hat. Man hat so viel mehr Zeit sich mit den Charakteren, der Welt und den Handlungen auseinander zu setzen, als mit einem Buch das gerade einmal 300 Seiten hat. Natürlich braucht man länger, einen Wälzer zu lesen, aber was für Welten einem da eröffnet werden, wenn man sich so lange und intensiv mit einem Buch auseinandersetzen muss, geht eben nur mit einem dicken Buch.
Dann ist es auch nicht nötig, dass es eine Fortsetzung gibt (was es trotzdem fast immer gibt :D) weil man alles in ein Buch packen kann. All die Charakterentwicklungen, all die verworrenen Handlungsstränge, alles kann (wenn ein Autor das will) in einem einzigen Buch passieren und das liebe ich.
Ich habe es endlich lieben gelernt so lange wie möglich in einem Buch zu verweilen und greife super gerne zu Wälzern, um mich mal länger als drei Tage in einem Buch verlieren zu können.

Wenn es euch aber so geht wie mir vor einigen Jahren, dann versucht es doch einmal mit meinen beiden Tipps. Natürlich sind das recht spezielle Vorschläge aber für mich hat sich das gelohnt und das wollte ich euch nicht vorenthalten.
Ich würde mich super freuen, zu hören, wenn ihr einen der Tipps mal für euch getestet habt.

Ich wünsche euch noch einen tollen Tag!

anna_blog

*Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Trust Agents und Audible. Herzlichen Dank!


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