Wir haben ja hier im Blog viel über unsere Erfahrungen mit Kultur, Lebensweise und Organisation als Deutsche in Neuseeland geschrieben. Nun haben wir vom Blog studieren-in-deutschland.org die Möglichkeit bekommen, mal von einem waschechten Neuseeländer, Sam (21), zu hören, wie es einem Kiwi hier in Deutschland ergeht.
Michi: Hi Sam, schön dass du da bist. Am besten fangen wir einfach damit an, dass du ein kleines bisschen über dich erzählst.
Sam: Hey! Ja gerne also ich bin Sam ich bin 21 Jahre alt und komme aus Stratford Neuseeland und studiere seit 2 Jahren in Konstanz Deutschland. Ich mache hier meinen Bachelor in Elektrotechnik, Ansonsten bin ich ein sehr sportlicher Mensch, in Neuseeland war ich regelmäßig Surfen und Klettern, seit ich hier in Deutschland bin, habe ich angefangen Fußball zu spielen und gehe auch immer noch gerne mit Freunden Klettern.
Michi: Für uns ist natürlich interessant, warum du gerade nach Deutschland gekommen bist. Die atemberaubende neuseeländische Landschaft und das Meer klingt für die meisten Deutschen sehr viel verlockender und man fragt sich, was einen denn von dort ins beschauliche Konstanz lockt.
Sam: Für mich gab es viele Gründe dafür, nach Deutschland zu kommen. Klar war die Entscheidung zumindest am Anfang nicht einfach aber das lag eher daran, dass es so weit weg ist und ich wusste, ich werde meine Familie und Freunde nur selten sehen. Als Ort zum Studieren ist Deutschland jedoch sehr verlockend und auch landschaftlich gibt es hier einiges zu entdecken. Für mich stand schon während der Schulzeit fest, dass ich gerne Elektrotechnik studieren möchte, ich finde das ein sehr spannendes Feld, welches auch sehr gefragt ist. Als es dann um die Wahl der Uni ging habe ich mich zuerst auch nach neuseeländischen oder australischen Unis umgeschaut. Doch Europa und ganz besonders Deutschland und die deutschen Unis besitzen einen sehr guten Ruf auf diesem Gebiet.
Michi: Bist du daher auf Deutschland gekommen oder hatte das noch einen anderen Grund?
Sam: Nicht nur… ein guter Freund von mir hat ein Studium in Frankreich angefangen und kam nach einem Jahr zu Besuch nach Neuseeland. Mit ihm habe ich lange geredet und bin so überhaupt erst auf die Idee gekommen, im Ausland zu studieren. Er hat jedoch gemeint, für den Studiengang, den ich mir ausgesucht hatte, wäre Deutschland besser.
Michi: Und so hast du beschlossen, den Pazifik gegen den Bodensee zu tauschen?
Sam: Ja im Prinzip schon. Ich habe angefangen, mich über deutsche Unis zu informieren und Konstanz hat nicht nur einen sehr guten Ruf, sondern auch eine tolle Lage. Man hat den Bodensee und auch die Alpen sind direkt vor der Türe. Als ich in Kontakt mit den Unis getreten bin, ist mir noch ein weiteres wichtiges Argument aufgefallen. Die Praktikumsmöglichkeiten in Deutschland sind auf dem Gebiet Ingenieurswesen und Elektrotechnik wirklich gut. Es gibt viele deutsche Firmen, die weltweit agieren und auch sehr geschätzt sind. Die Möglichkeit in einem solchen Unternehmen Praxiserfahrung zu sammeln ist auf jeden Fall etwas wert. Ich habe mich bei mehreren Universitäten beworben, doch Konstanz hat mir von Anfang an sehr gut gefallen und ich bin auch jetzt froh, hier zu sein. Die Uni ist toll und die Stadt ist wirklich schön. Im Gegensatz zu Stratford ist Konstanz eine richtige Großstadt, jedoch ist es nicht so riesig wie zum Beispiel München und Berlin. Für mich ist die Größe genau richtig.
Michi: Vielleicht kannst du uns noch ein bisschen was darüber erzählen, wie dein Weg nach Deutschland verlaufen ist. War es sehr stressig, sich für ein Studium im Ausland zu bewerben und auf was musstest du besonders achten?
Sam: Es war schon viel Arbeit und eine Bewerbung an einer neuseeländischen Uni wäre sicherlich stressfreier gewesen aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt und war auch machbar. Schwierig war vor allen Dingen, dass die meisten Infos nur auf Deutsch zugänglich waren. Ich habe zwar in der Schule ein wenig Deutsch gelernt, da meine Eltern auch deutsche Freunde haben und ich die Sprache gerne lernen wollte aber das war schon eine Herausforderung. Man muss sich dann versichern, dass alle Dokumente und Zeugnisse anerkannt werden und an den meisten Universitäten muss man auch eine Deutschprüfung ablegen. Ansonsten ist die Bewerbung in Deutschland jedoch auch nicht viel anders als in Neuseeland und das Akademische Auslandsamt an der Uni hilft einem bei Fragen auch wirklich gut weiter. Ein weiterer großer Pluspunkt in Deutschland sind die Studiengebühren, man zahlt ja lediglich den Verwaltungsbeitrag und verglichen mit den Gebühren in Neuseeland und Australien ist das wirklich günstig. Zusätzlich muss man dann auch Dinge wie Visum und Krankenversicherung beachten und auch die Wohnungssuche im Ausland ist nicht so einfach.
Michi: Was genau gab es da noch zu beachten?
Sam: In Deutschland gibt es eine gesetzliche Krankenversicherungspflicht, das heißt als Student muss man eine Versicherung vorweisen können, sonst kann die Zusage von der Universität zurückgezogen oder verweigert werden wobei man dann auch kein Visum erhält. Ich musste mich daher also auch über das Thema Auslandskrankenversicherungen informieren. Meine Uni hat mir Mawista empfohlen da es auch meine Reise nach Neuseeland deckt. Ich habe gleich mit meinen Vertragsunterlagen ein Dokument bekommen, welches man als ausländischer Student in Deutschland bei der Uni und beim Einwohnermeldeamt vorzeigen muss. Jeder der in Deutschland studieren will sollte solche kleingedruckte Gesetze wirklich durchlesen.
Michi: Dann kommen wir mal zu einem ganz anderen Thema. Du bist jetzt seit 2 Jahren in Deutschland. Wie oft hast du seither deine Familie und Freunde gesehen bzw. warst du zwischendurch öfters zuhause? Was vermisst du am Meisten in Neuseeland?
Sam: Die weite Distanz ist natürlich schon ein Problem. Die ersten Wochen war hier in Deutschland noch alles neu, ich habe so viele neue Leute kennen gelernt und es gab so viel zu tun. Doch nachdem ich hier eine gewisse Routine entwickelt habe und der Alltag eingekehrt ist, kam auch das Heimweh. Ich war über Weihnachten und auch einmal in den Sommersemesterferien zuhause und meine Eltern sowie einige Freunde haben mich schon in Deutschland besucht. Jedoch sieht man sich natürlich nicht oft. Bei einem so langen Flug muss man es sich gut überlegen, ob es sich lohnt und auch die Kosten sind natürlich relativ hoch. Am meisten vermisse ich die Landschaft im Whanganui-Nationalpark. Der ist ziemlich nahe an meinem Heimatort und ich war dort oft für Wanderungen oder zum Klettern. Draußen in der Natur kann man super abschalten, wenn es mal stressig ist. Das kann ich zwar in Deutschland auch aber die Landschaft ist eben komplett anders.
Michi: Und zum Abschluss: Wie gefällt dir Deutschland und was magst du am Meisten an Deutschland.
Sam: Mir gefällt Deutschland wirklich super. Konstanz ist eine tolle Stadt, ich habe hier wahnsinnig nette Leute kennen gelernt und Deutschland ist auch sehr vielseitig. Man kann viele Dinge entdecken. Ich habe schon einige Städte angeschaut, Berlin natürlich und auch Köln und München. Ich fand jedoch bisher alles toll und habe noch nicht wirklich eine absolute Lieblingsstadt, dafür fehlen mir noch einige auf der Liste. Außerdem finde ich an Deutschland toll, dass man so schnell in allen anderen europäischen Ländern ist. Und natürlich das Bier. Jedes Mal, wenn ich nach Hause fliege, muss ich deutsches Bier für meine Freunde mitbringen.
Michi: Hast du vielleicht noch einen Tipp für andere, die in Deutschland studieren möchten?
Sam: Sie sollen sich auf keinen Fall von der etwas aufwendigeren Bewerbung abschrecken lassen, die Arbeit ist es wert und mit der richtigen Vorbereitung auch nicht weiter schlimm. Die Seite studieren-in-deutschland.org bietet einen guten Überblick und nützliche Infos über das Studium in Deutschland.
Michi: Super dann vielen Dank für deine Infos und noch eine tolle Zeit in Deutschland!