Die andere Seite der Hoffnung (2017)

Die andere Seite der Hoffnung (2017)

OT: Toivon tuolla puolen
Finnland 2017
Mit Sherwan Haji, Sakari Kuosmanen, Niroz Haji, Kati Outinen u.a.
Drehbuch und Regie: Aki Kaurismäki
Dauer: 100 min

Ich habe hier bereits zu Protokoll gegeben, weshalb ich am liebsten englischsprachige Filme schaue: Die Amis und die Briten haben ein weitaus unverkrampfteres Verhältnis zum Geschichtenerzählen als die Europäer; sie verstehen darüberhinaus das Medium Film in erster Linie als Mittel des Geschichtenerzählens. Bei den Europäern ist es immer gleich und von Beginn weg Kunst. Ich mag die Kopflastigkeit und die Kompliziertheit der Europäer nicht. Kopflastigkeit geht meist zu Lasten der Erzählkunst.

Das heisst nicht, dass ich es mit dem europäischen Kino nicht immer mal wieder versuche, ihm nicht immer wieder eine Chance gebe. Schliesslich will man sich nicht der Verallgemeinerung schuldig machen.

Und so habe ich es nun wieder einmal versucht. Mit dem letzten Werk des finnischen Regisseurs/Autors Aki Kaurismäki, Toivon tuolla puolen.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe meine guten Vorätze in der Hälfte des Werks über Bold geworfen und es nicht zu Ende geschaut.

Das reicht natürlich nicht für eine seriöse Rezension – deshalb wird das hier auch keine. Ich gebe nur meine Eindrücke zu Protokoll.

Erstens: Kaurismäki ist stehengeblieben! Seit seinen Anfängen, die ich im Kino Film für Film mitverfolgt hatte, ist seine Filmsprache noch immer genau dieselbe – oder sollte ich stattdessen lieber von „Masche“ sprechen? Sämtliche seiner Figuren agieren noch immer wie Abbilder Buster Keatons: Der Regisseur treibt ihnen aus keinem erfindlichen Grund konsequent jegliche mimische Regung aus. Dadurch wirken sie charakter- und leblos, gleichförmig – und weil der trockene kaurismäk’sche Humor hier fehlt, langweilig. Auch schauspielerische Leistungen findet man aus demselben Grund in diesem Film keine – ausser der „dead pan“ gibt es keinen weiteren Gesichtsausdruck. Bei niemandem!
Weshalb tut Kaurismäki das? Ein, zwei Mal vermag das ja zu faszinieren, aber mit endlos wiederholter Anwendung läuft die Masche schliesslich ins Leere.
Zweitens: Die Erzählung bewegt sich im Schneckentempo vorwärts, was den Eindruck der Langeweile um ein Vielfaches potenziert. Besässen die Figuren Tiefe, fiele dies nicht ins Gewicht.
Drittens: Kaurismäkis Bilder geben einiges über den inneren Zustand seiner Figuren wieder – genauer: Über deren innere Leere.

Toivon tuolla puolen trägt natürlich, wie alle seriösen europäischen Filme, den Stempel der Kunst. Und ist schon deshalb unangreifbar. Wer etwas dagegen sagt, darf als Kunstbanause bezeichnet werden. So einfach ist das.
Muss ich den Film deshalb gut finden? Nein! Ich bin lieber ein Kunstbanause – wenn Ihr wollt gerne auch aus Überzeugung!

Schade – ein weiterer europäischer Film, der mich in meiner Vorliebe für den englischsprachigen Film bestärkt.
Es wäre mal interessant, zu untersuchen, weshalb gerade das englischsprachige Kino – von Grossbritannien über die USA zu Australien und Neuseeland – eine derart starke Erzähl-Tradition hat und soviele Erzähltalente hervorbringt und -brachte!

Achso, ja – der Inhalt: Der Film zeichnet die Odyssee zweier Flüchlinge nach, eines Kriegsflüchtlings aus Syrien (Haji) und eines Eheflüchtlings aus Finnland (Kuosmanen), deren Wege sich kreuzen.

Keine Wertung!

Verfügbarkeit:
Die andere Seite der Hoffnung gibt es im deutschsprachigen Raum auf DVD (deutsche Synchro und finnische Originalfassung mit dt. Untertiteln). Gestreamt werden kann er bei amazon, Google Play, Pantaflix und iTunes (jeweils Deutsch oder Finnisch mit dt. UT); maxdome, iTunes und Videoload haben die deutsche Fassung im Programm.

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