Die Akte Kachelmann – Anatomie eines Skandals von Thomas Knellwolf

Die Akte Kachelmann – Anatomie eines Skandals von Thomas Knellwolf

© ingo anstötz / pixelio.de

Nun habe ich die letzten Tage mal wieder mit einem grippalen Infekt auf der Nase – will heissen im Bett – gelegen (irgendwie habe ich ein Seuchenjahr, was das betrifft), doch hat ja jede Medaille 2 Seiten: so konnte ich den Bücherstau bei mir wenigstens ein bisschen abarbeiten.

Zunächst habe ich einen ausgesprochen lesenswerten Hansekrimi „ausgelesen“, und dann ein religiös-wissenschaftliches Traktat, welches mich mehr als nur am Rande innerlich berührt hat – doch ist dies noch viel zu persönlich, als das es hier Gegenstand des Blogs sein soll.

Zuletzt habe ich in wenigen Stunden durch das Buch von Thomas Knellwolf geschmökert: Die Akte Kachelmann – Anatomie eines Skandals.

Da die Rezension wortgleich von mir sein könnte, zitiere ich den Eintrag von „TheRock „Groucho“ aus Amazon unter dem Titel:

„Gute Zusammenfassung, aber nicht mehr!

Da mich der Fall von Anfang an sehr interessiert hat, habe ich an meinem freien Tag gestern das Buch in einem Rutsch bis zum Ende gelesen. 

Es stellt eine ordentlich geschriebene Zusammenfassung des Falls Kachelmann da. 
Zwei Punkte Abzug gebe ich aber aus drei Gründen. 

Erstens vermisse ich die angekündigten neuen Fakten. Wer regelmäßig online und in Zeitungen die Sache verfolgt hat, hat mindestens 98 Prozent von dem Dargestellten schon gewusst. Viel Neues und schon gar nichts beeindruckendes Neues bietet das Buch nicht. 

Zweitens wird das Buch gegen Ende oberflächlicher, wahrscheinlich weil man so schnell wie möglich mit dem Buch auf den Markt wollte. Und drittens stören mich die teilweise persönlichen Wertungen des Autors, die in einer objektiven Darstellung eines Journalismusprofis nichts zu suchen haben. 

Ich frage mich auch, mit wem der Autor die vielen Stunden Interviews geführt hat, mit Jörg Kachelmann und der Anzeigeerstatterin, oder mit Leuten im Gerichtscafé, wo er seine Stunden überbrücken musste, wo er wie alle anderen von den Zeugenaussagen ausgeschlossen war;)? 

Fazit: Da mich der Fall wirklich brennend interessiert, habe ich den Kauf des Buchs als Nachschlagewerk für später fürs Regal nicht bereut, und es lässt sich flüssig lesen. Es bietet einen guten Überblick, aber leider nicht mehr. Bin auf das von Kachelmann selbst angekündigte Buch gespannt, auch wenn es natürlich eine einseitige Beschreibung aus seiner Sicht sein wird.“

(Klick)

Insbesondere das Vorverfahren bis zum Beginn des Prozesses wird in dem Buch sehr nachvollziehbar dargestellt – und dabei eines erkennbar: dass irgendwann die Ereignisse des Falls Kachelmann über den Beteiligten insbesondere auf Seiten der Justiz zusammen gebrochen sind. So erklärt sich auch, dass die Staatsanwaltschaft bis zum Ende an dem Vergewaltigungsvorwurf auch im Rechtssinne festgehalten hat: es waren die Geister, die man selbst gerufen hatte, die man nicht mehr kontrollieren konnte und die man nun nicht mehr los wurde…

Aber all dies würde den Blogeintrag nicht provoziert haben; eigentlich ist es etwas Anderes:

Thomas Knellwolf wird – vielleicht, ohne es selbst zu merken – Zeuge für eine Aussage des Vorsitzenden Richter Seidling in seiner mündlichen Urteilsbegründung, die dann, wenn sie tatsächlich so gefallen sein sollte, doch mir in ihrer vielleicht ungewollten Dreistigkeit den Atem verschlagen hat; Knellwolf führt immerhin in wörtlicher Rede Folgendes aus (S.252):

„… Doch nichts davon ist, so schliesst Seidling seine Begründung, für sich “gesehen geeignet, die Schuld  oder gar die Unschuld des Angeklagten zu belegen“.

Da zitiere ich dann mal einen berühmten Fussballtrainer in abgewandelter Form und gehe davon aus, dass die geneigten Leser ähnlich sprachlos sind wie ich:

Was erlauben Seidling!


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