Heute fand an der Universität Potsdam eine Diskussion zum Thema Studiengebühren statt. Also nein, eigentlich war es eine Diskussion zum Thema Studienkonten. Nein. Eine Diskussion zum Thema "Bildung als Menschenrecht."
Anlass: 52 Millionen Einsparungen in der Bildung und Wissenschaft in Brandenburg. Antwort des Uni-Präsidenten: Man müsse sich vom Dogma der kostenfreien Bildung befreien.
Und man sind die Studierenden und die dogmabefreite Bildung erfolge auf Zeit, zum Beispiel mit einem Kontingent auf einem Studienkonto. Wer es verbraucht, muss zahlen.
Aber alles nur ein Missverständnis! Eigentlich hatte der Präsident Grünewald doch nur provozieren wollen, räumte er gleich im ersten Statement zu dieser Aussage ein. Um den Dogmatimus, dass Bildung etwas geschütztes sei, vor allem die Bildung an der Universität, in Frage zu stellen.
Er hatte die Studierenden zur Verantwortung rufen wollen, endlich einmal Bewusstsein dafür zu bekommen, was ihnen kostenlos jeden Tag Gutes widerfährt. Dozentin für Ökonomie und Bildung, Dr. Franziska Birke, bekräftigt ihn, indem sie bemerkt, sie habe während ihres Studiums nicht das Bewusstsein gehabt, sie verbrauche Geld.
"Es kann halt nicht jeder studieren", hätte Grünewald einer Studentin erläutert, als sie sich über die Doppelbelastung Arbeit und Studium beschwert.
Bestimmt in einem größeren Kontext, er könne sich nicht erinnern.
Wir, das Publikum, Studierende und Dozentinnen, dürfen keine Ko-Referate halten. Wir dürfen nur fragen. Sprachwissenschaftlerin Ute Sändig fragt gleich ganz viel, zum Beispiel, was denn mit dem Dogma sei, der ideale Akademiker sei ein weißer Mann ohne Bindung.
Promotionsstudierende Sabine Volk verteidigt die Dringlichkeit der Bildung als Menschenrecht, eine Dringlichkeit, die zu Chancengleichheit führt, nur mal so als Beispiel. Wem noch unklar, wofür das Bildung und alles.
Aber wir sollen ja nicht aus Prinzip blechen, sondern, um schön jung zu sein, beim fertig werden. Jung und schnell und schön. Wer kann daran Böses finden?
Ich möchte auch gern. Jung und schön und erfolgreich sein. Wenn ich weine, hole ich mir Anti-Ageing Creme. Habe ich Liebeskummer, verliebe ich mich nicht mehr. Stirbt jemand, stürze ich mich in die Arbeit, um zu vergessen.
Ein Student spricht von einer Akkumulation des Wahnsinns in einem Studium voller Leistungsdruck.
Sei nie anders gewesen. So die früher Geborenen.
Provokation, um eine Debatte zum Thema Bildungsfinanzierung anzuheizen. Hat super geklappt. Provokation am besten immer mitten ins Herz.
Sie wollen mich provozieren? Sie wollen uns provozieren? Wir Dogmatiker sollen einmal umdenken? Überlegen, was wir dem Staat da eigentlich antun? Ihm und den Kindern?
(Denn die kriegen keine freien Kitaplätze, weil wir ihnen das Geld dafür aus der Latzhose klauten)
Endlich Verantwortung übernehmen!
Danke. Jetzt weiß ich, warum ich so scheiße bin. Ich weiß mein Leben nicht zu schätzen. Es ist kostenlos. Ich muss ein bisschen Geld zahlen, um meine Seele aus dem Fegefeuer der Akkumulation des Wahnsinns zu ziehen.