Vor drei Jahren beschrieb ich hier den Unterschied zwischen einem Experten und Berater, so wie er sich aus Kundensicht anfühlt (Link).
So schrieb z. B. Professor Heinz Haber im Vorwort zu obiger Anleitung:
Denn es gibt auch schlechte Konjunkturzeiten, die den Ingenieur fast zur vollständigen Selbstentwertung bedrängen. So fielen meine ersten Berufsjahre in die Mitte der 90er Jahre. Der Rausch von Mauerfall und Wiedervereinigung lag hinter uns. Die größte Nachfrage in Ostdeutschland war befriedigt. Die Binnennachfrage ging steil zurück und in den Unternehmen herrschten die Controller.
Das Alte war zu der Zeit der Feind des Neuen, sogar des Besseren. Weil FuE Geld kostete. Inzwischen wissen wir ja, was es bewirkt, wenn man lange genug an der Infrastruktur spart. Aber damals taten wir Ingenieure so, als hätten wir verstanden, als seien wir eigentlich auch Controller.
Anders als der Experimentierkasten damals hat heute fast jeder junge Mensch einen PC. Zum Experimentieren braucht er dann nur Software, die er sich als SDK Paket von den Betriebssystemeanbietern meist sogar kostenlos herunterladen kann. Und auf seinem PC kann er damit lernen, nachbauen und experimentieren. Er kann sogar selbst testen und sogar selbst zum Anbieter werden, wenn der Shopinhaber sein Produkt akzeptiert.
Kreative Lust muss die Sturheit der herrschenden Ingenieurshandwerker ablösen, die die Ursache dafür ist, warum aus Deutschland nur noch Verbesserung des Bestehenden aber keine wirkliche Innovation mehr kommt. Die FAZ zitierte vor ein paar Wochen eine Studie, nach der der deutsche Mittelstand glaubt, dass ihn die Digitalisierung nichts angehe. Dass viele Großunternehmen so denken, weiß ich. Aber dass der Mittelstand auch so denkt, war eine negative Überraschung.
Die Hoffnung liegt auf dem Nachwuchs. Mögen die Uploads beginnen!
Ingenieure - Kreativ oder folgsam?
Etwas ähnliches kann ich auch über den Ingenieursberuf sagen, den ich seit 18 Jahren ausübe. Ein Onkel von mir gab mir im Kindesalter den Anstoß, der mich später zu diesem Beruf führte. Allerdings auf Basis eines krassen Missverständnisses, von dem jeder Abiturient wissen sollte, der mit dem Gedanken eines solchen Studiums spielt:Die 70er - Zeit der Experimentierkästen
Bei mir war es damals so, dass man in Spielzeugläden sogenannte Experimentierkästen kaufen konnte. Firmen wie Cosmos und Philips, aber auch Fischertechnik boten oder bieten bis heute solche Kästen an. Kinder lernten hier wie Technik funktioniert und das war das Gute daran. Ich hatte einen Onkel, der nicht nur äußerlich Ähnlichkeit mit dem Computerclub Moderator Wolfgang Rudolph (Link) hatte, sondern auch so tickte er wie er. (Leider ist er vor einigen Wochen viel zu früh verstorben.) Las man die beiliegende Literatur wirklich durch, suggerierte sie einem jedoch ein irreführendes Berufsfeld eines Ingenieurs. Sie suggeriert, ein Ingenieur verbringe den Tag damit, mit Technik herum experimentieren zu können, um neue Effekte oder gar Produktideen auszuprobieren.So schrieb z. B. Professor Heinz Haber im Vorwort zu obiger Anleitung:
Junge Menschen haben immer schon ein Gespür dafür gehabt, was in ihrer eigenen Generation und vor allem für die Zukunft wichtig ist. Viele Eltern wundern sich darüber, daß ihre knapp 10- oder 12jährigen Kinder über Weltraumfahrt, Autos, über Elektronik, Tonbandgeräte und Farbfernsehen viel besser bescheid wissen als sie selbst. Die ältere Generation hat vor 50 Jahren den Wecker auseinander genommen, weil man wissen mußte, weshalb er tickt.Die Betonung lag hier auf "Verstehen durch Nachbauen". Was selbstverständlich legitim und didaktisch sinnvoll war und ist. Aber vom Experimentieren fiel hier kein Wort. Nur der Anbieter Philips schrieb in seinem Vorwort:
Wenn dir etwas besonders gut gefällt oder du dir eine neue Schaltung ausgedacht hast, schreib uns bitte.Hier steckte mehr Ehrlichkeit drin, als dem Autor sicher bewusst war: Wir animieren dich nicht, aber wenn du trotzdem kreativ werden solltest, lass es uns zwecks Verwertung wissen.
Wichtigstes Element: die Bauanleitung
Das wichtigste Element dieser Baukästen war die Bauanleitung. Man baute sozusagen nach, was beauftragt wurde. Und das ist bis heute der wichtigste Job eines Ingenieurs, zumindest in Großunternehmen. Man darf ergänzen: Wenn er Glück hat.Denn es gibt auch schlechte Konjunkturzeiten, die den Ingenieur fast zur vollständigen Selbstentwertung bedrängen. So fielen meine ersten Berufsjahre in die Mitte der 90er Jahre. Der Rausch von Mauerfall und Wiedervereinigung lag hinter uns. Die größte Nachfrage in Ostdeutschland war befriedigt. Die Binnennachfrage ging steil zurück und in den Unternehmen herrschten die Controller.
Das Alte war zu der Zeit der Feind des Neuen, sogar des Besseren. Weil FuE Geld kostete. Inzwischen wissen wir ja, was es bewirkt, wenn man lange genug an der Infrastruktur spart. Aber damals taten wir Ingenieure so, als hätten wir verstanden, als seien wir eigentlich auch Controller.
Controller beherrschen Ingenieure
Dann kam aus den USA das Internet und der Softwareboom. Die Zeit verdrahteter Elektronik war erst mal vorbei. Sie kam später wieder hoch, als Software in Produkte einzog, wie z. B. das Auto. Und demnächst das Internet der Dinge.Anders als der Experimentierkasten damals hat heute fast jeder junge Mensch einen PC. Zum Experimentieren braucht er dann nur Software, die er sich als SDK Paket von den Betriebssystemeanbietern meist sogar kostenlos herunterladen kann. Und auf seinem PC kann er damit lernen, nachbauen und experimentieren. Er kann sogar selbst testen und sogar selbst zum Anbieter werden, wenn der Shopinhaber sein Produkt akzeptiert.
Wir brauchen: Lust am Experimentieren
Das finde ich richtig. Der Ingenieursberuf soll sich nicht nach dem Ressourcenbedarf der konservativen Industrie richten. Er soll vor allem zur Kreativität bzw. Lust am Experimentieren schüren.Kreative Lust muss die Sturheit der herrschenden Ingenieurshandwerker ablösen, die die Ursache dafür ist, warum aus Deutschland nur noch Verbesserung des Bestehenden aber keine wirkliche Innovation mehr kommt. Die FAZ zitierte vor ein paar Wochen eine Studie, nach der der deutsche Mittelstand glaubt, dass ihn die Digitalisierung nichts angehe. Dass viele Großunternehmen so denken, weiß ich. Aber dass der Mittelstand auch so denkt, war eine negative Überraschung.
Die Hoffnung liegt auf dem Nachwuchs. Mögen die Uploads beginnen!