Wer als Junge zu einer Zeit aufwuchs, in der youtube noch nicht einmal eine Utopie war, wartete auf sie jede Woche aufgeregt: die supercoolen Fernsehserien aus der USA, spannend, lustig und männlich. Top 5 der 80-Jahre-Serien, die das Männerbild mehr prägten als jeder Vater es konnte. Vertrauen Sie mir - ich weiß, was ich tue!
5. Ein Colt für alle Fälle
Ein bisschen war es ja wie Dick und Doof, garniert mit einem hübschen Mädchen. Da war Colt Seavers, zugegeben ein bisschen abgehangen, aber doch ein sehr cooler Stuntman, der chefmäßig als routinierter Asphaltcowboy auch mal mit Zigarre im Mund in einem Holzbottich badete, und da war sein Cousin Howie Munston, ein Schönling und klassischer sympathischer Tollplatsch, der immer unbedingt wollte, aber leider nie richtig konnte. Zusammen mit der blonden Möchtegern Stuntfrau Jody machten die beiden Jagd auf Kautionsflüchtlinge. Weil dabei regelmäßig tollkühne, lustig anzusehende Rettungsaktionen zu leisten waren, verschwammen dabei auch immer die beiden Berufsbilder. Ein netter Nebeneffekt für kleine Gucker: Man(n) lernte, dass Kopfgeldjäger keine Kopf-ab-Killer, sondern auch nur ganz gewöhnliche Glücksritter auf der Suche nach bisschen mehr Geld waren.
„Er kommt - Knight Rider - Ein Auto, ein Computer, ein Mann. (Pause) Knight Rider - Ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht". Ja, ein Mann und sein Auto- kann es eine schönere Kombination für Jungs geben, um gegen das Böse und Schlechte in der Welt kämpfen zu können? Doch wohl kaum. Da war es dann auch nicht schlimm, dass David Hasselhoff dieser Mann war; denn wir sollten ja erst viel später erfahren, dass er eigentlich nur die Freiheit suchte und dafür sogar Mauern zersingen half. Zumal der eigentliche Star sowieso das Auto mit dem hübschen Name K.I.T.T. war, das so ziemlich alle Gadgets aus den James-Bond-Filmen vereinigte. Es begann ja auch nicht ein so sonderbares Eigenleben zu entwickeln wie Hal in „2001", wo auch die Technik auf die böse Bahn geriet.
Dass es kein Bier auf Hawaii gibt, wussten die Eltern. Dass es dort aber trotzdem sehr schön und vor allem warm ist und coole Fahnder auch dort wie der deutsche Ruhrpott-Prollkönig Schimanski eine Rotzbremse tragen, wussten wir durch diese fantastische Dauerserie der 1980er-Jahre. In der Hauptrolle ein immer etwas frustrierende Ex-Marinesoldat Thomas Magnum, der als Gast auf dem luxuriösen Grundstück eines vermögenden, nie auftauchenden Schriftstellers lebt und sich als Privatdetektiv verdingt. Witzig vor allem die dauernden Frozzeleien zwischen dem amerikanischen Magnum und dem englischen Verwalter Jonathan Higgins, wobei teils subtil, teils plakativ mit allen gängigen Klischees gespielt wurde: hier der lockere amerikanische Sunnyboy mit Sinn für Frauen und schnelle Autos, dort der gebildete stocksteife Pedant aus der britischen Oberschicht, der nicht aus seiner Ordnung ausbrechen kann.
2. Miami ViceSie waren nicht nur die coolsten Drogenfahnder auf den Prachtboulevards von Miami Beach, sondern auch die modischen Trendsetter der Achtziger Jahre. Sunny Crockett, gespielt von Don Johnson, und Ricardo Tubbs, gespielt von Philip Michael Thomas, ein Weißer und ein Schwarzer politisch korrekt vereint, machten das weißes T-Shirt unter Armani-Jacke und die unvermeidlichen Ray-Ban-Sonnenbrillen zu unabdingbaren Accessoires für den In-Look seiner Zeit. Dazu kamen die rasanten Schnitten, die an die Ästhetik von Videoclips des schwer angesagten MTV-Kanals erinnerten. Ja, so musste sie aussehen, die Welt von Freiheit und Abenteuer in den USA
1. Sledge HammerUnd doch war alles nichts gegen Susi, den dicken weißen Revolver auf dem Samtkissen, der zu Mittagszeit immer auf RTL den Anfang der vielleicht bizarrsten Serie der 1980er-Jahre markierte: Sledge Hammer, so hieß der Chaos Polizist, eine Art Vorläufer von Frank Drebin aus der „nackten Kanone". Ein unfähiger Polizist, der ein inzestuöses Verhältnis zu seiner Waffe pflegt, hochmotiviert das Böse aus der Welt eliminieren will und sich dabei haargenau immer für das Schlecht- und Dummmöglichste entscheidet. „Vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue". Und ein Chef, der immer kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht. „Haaammmmeeeerrrr". Das war schreiend komisch und auf gewisse Weise sogar lehrreich: Sie persiflierte das eigene coole Jungs-Genre auf sehr unterhaltsame Weise und zeigte damit einem Jugendlichen, wie blödsinnig dieses Männergetue eigentlich ist -ohne Zeigefinger.
Der Münchner Christoph Marx ist Publizist und Lektor und lebt in Berlin. Er arbeitet als Redakteur bei Palmedia Berlin und veröffentlichte bzw. verantwortete inhaltlich zahlreiche Werke, v.a. zu historisch-politischen, gesellschaftlichen, sportlichen und kulturellen Themen.Referenzliste unter Autor und Redakteur/Lektor.