Die 24. Kölner Aidsgala – “Don’t be a drag just be a queen”

Die 24. Kölner Aidsgala – “Don’t be a drag just be a queen”

Hallo, ihr Lieben!

Gestern abend wurde es in Köln richtig bunt, denn die 24. Aidsgala öffnete (leider zum vorerst letzten Mal) ihre Pforten und begrüßte unter anderem Stars und Sternchen, Politiker und Initiatoren. Die Gäste betraten den Saal mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Kostensteigerungen in Kombination mit einer gleichbleibenden Förderung der öffentlichen Hand hatten dazu geführt, dass das Event seit gestern abend auf Eis gelegt werden musste.

"Bevor wir in Bezug auf Forschung, Aufklärung oder Prävention sparen müssen, haben wir uns dazu entschlossen, dass dies heute die letzte Aidsgala sein wird." erklärt Michael Schumacher von der Aidshilfe. Trotz aller Melancholie verabschiedete sich das Event jedoch mit einem Paukenschlag und schloss damit mit einer langen und traditionsreichen Geschichte ab, in der in den letzten Jahren unter anderem der unvergessene Dirk Bach und Punk-Urgestein Nina Hagen für unvergessliche Momente sorgten.

Marcella Rockefeller, die "Das Supertalent"-Gewinnerin, die laut der Moderatorin des gestrigen Abends, Andreja Schneider, Dieter Bohlen trotz seiner homophobischen Neigungen bewies, dass das Publikum eine Drag Queen auf dem Thron sehen wollte, eröffnete mit ihrer Version von Lady Gagas "Born this way" die circa dreistündige Gala.

Das Programm war bunt gemischt und bot für jeden das ein oder andere Highlight. So durften wir zum Beispiel Christian Steiffen bewundern, der mit seinem Refrain "Ich sehn' mich so sehr nach Sexualverkehr!" das Publikum zum Tanzen brachte und lachten über Edith Schröder, die uns in ihrem Helene Fischer-Outfit und ihrem "Atemlos"-Cover definitiv noch lange in Erinnerung bleiben wird. Bei allem Spaß blieb jedoch auch der Ernst des Themas nicht auf der Strecke. Immer wieder wurden die verschwimmenden Grenzen der Geschlechter, die Genderproblematik und die teilweise fehelnde Toleranz in der Gesellschaft angesprochen. Besonders bewegt hat uns in diesem Zusammenhang die Rede der kleinsten Drag Queen der Welt, Babyjane. "Was bin ich? Mann? Frau? Es ist egal, denn ich bin ein Mensch. Ich atme." erklärte sie dem Publimkum im ausverkauften Maritim Hotel in Bonn in einem Outfit, dass an den klassischen Rokoko Stil erinnerte.

Einen Streifzug durch die Welt der Geschlechter durften wir auch mit der unvergleichlichen Bridge Markland erleben. Sie eroberte in einem schillernden Goldpailetten-Kleid die Bühne, strippte im Stil der 50er Jahre, um sich in einen Vamp zu verwandeln, dessen Brustwarzen nur mit Klebeband bedeckt waren. Frei nach dem Motto: "Zunge raus á la Kiss und ab durchs Publikum!" setzte sie sich bei Jung und Alt auf den Schoß, tanzte und provozierte, um sich danach wieder in ein klassisches Männeroutfit inklusive Krawatte zu hüllen und "This is a men's world!" zu performen. Spätestens hier wird klar: Mann oder Frau? Egal. Jeder kann das sein, was er möchte... und das innerhalb weniger Minuten.

Das Programm neigte sich nach weiteren Highlights wie Marcella Rockefellers Auftritt zu "One Moment in time", den er einem vor Kurzem verstorbenen Freund widmete und einer Top-Performance von Ralph Morgenstern und Stefan Runge in einem Duett aus "Hair", dem Ende.

Dennoch lag Spannung in der Luft. Das Publikum wusste: SIE ist da. SIE, Conchita Wurst, die im letzten Jahr den ESC gewann, sollte gestern abend einen ganz besonderen Preis bekommen. Der Jean-Claude-Letist Preis richtet sich an Menschen, die sich im Laufe ihres Lebens für die Rechte der Schwulen und Lesben einsetzen, damit bestehende Konventionen durchbrechen und neue Wege gehen. Die Laudatio am gestrigen Abend hielt Bettina Böttinger, die Conchita gestern schon im Rahmen des "Kölner Treff" begrüßen durfte. Sie skizzierte den Weg des Jungen Tom aus einer kleinen Stadt in Österreich hin zum gefeierten Star. Dieser Junge war "anders" als andere, wurde gehänselt, ausgeschlossen und ist heute ESC-Gewinnerin und Ehrenbürgerin seines ehemaligen Heimatortes. Conchita zeigte sich während der gesamten Laudatio sichtlich gerührt.

"Als ich erfahren habe, dass ich einen Preis bekommen soll, habe ich mich danach erkundigt, welcher Preis es sei. Als ich dann hörte, wofür ich ihn bekommen solle, war ich ebenso erstaunt, da das, was ich tue, für mich selbstverständlich ist.". Tosender Applaus, stehende Ovationen für Conchita, die heimliche Königin des gestrigen Abends, die, wie wir erkennen durften, nicht nur sympathisch, sondern wirklich, wirklich wunderschön ist. Bettina Böttinger spricht daher vielen Anwesenden aus dem Herzen, als sie sagt: "Conchita, du strahlst und lässt uns an deinem Strahlen teilhaben. Danke."

Bevor der Vorhang zum letzten Mal fiel, performte sie sowohl "You are unstoppable", sowie ihren ESC-Hit "Rise like a Phoenix". Gänsehaut pur. Vor allem dann, als sich der Saal beim letzten Refrain in ein Meer von Glitzerregen verwandelt. Der "Rolling Stone" bezeichnet Conchita in seiner aktuellen Ausgabe als die derzeit einflussreichste Künstlerin Europas. Seit gestern wissen wir definitiv, warum.

Liebst,

Conny/ Vanessa und Team

XXL Bildergalerie zur Aidsgala in Köln 2015


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