Am Samstag habe ich mir im Theater eine Aufführung von “Die 12 Geschworenen”, inszeniert von der Musischen Gruppe Auerbach (MGA) in Darmstadt angesehen. Und deswegen gibt es heute mal einen hochintellektuell wertvollen Artikel. Also Vorsicht!
Die 12 Geschworenen von Reginald Rose
Nach einer Gerichtsverhandlung zieht sich die Jury der 12 Geschworenen zurück, um den Urteilsspruch zu fällen. Dabei geht es um einen in den Slums lebenden, 18jährigen Puertoricaner, der angeklagt ist, seinen Vater mit einem Messer erstochen zu haben. Da ein Schuldspruch den Angeklagten auf den elektrischen Stuhl schicken würde, müssen alle 12 einstimmig beschließen:
11 stimmen für schuldig, Geschworener Nr. 8 für unschuldig, weil er, so sagt er, nicht eindeutig bestimmen kann, ob der Junge wirklich diesen Mord begangen hat. Damit zieht er sich de Ärger der anderen Geschworenen zu. Aber er bleibt bei seiner Meinung und zerpflückt nach und nach alle Indizien und Zeugenaussagen.
Während des Stückes decken aber auch die Geschworenen immer mehr ihre persönlichen Hintergründe, ihre Schwächen, Ängste und Vorurteile auf, die sie in ihren Entscheidungen beeinflussen.
Das von dem amerikanischen Autor Reginald Rose geschriebene Stück wurde 1957 mit Henry Fonda in der Rolle des 8. Geschworenen verfilmt und erhielt mehrere Preise.
Es gilt als ein Musterbeispiel zur Anschauung von Rollenverhalten, Gruppenverhalten und gruppendynamischen Prozessen.
Musische Gruppe Auerbach
Die Musische Gruppe Auerbach (MGA) ist eine bunte Gruppierung von Studenten und Studentinnen in Darmstadt, die sich kreativ-künstlerisch beschäftigt. Neben einem Theaterworkshop werden hier Trommelworkshops, Literaturlesungen und mehr angeboten.
Die Aufführung
Die Aufführung fand auf der kleinen Bühne der MGA vor ca. 80 Besuchern statt (womit die Raumkapazität deutlich an ihrer Obergrenze lag).
Das Bühnenbild reflektierte die klaustrophobische Enge eines Geschworenenzimmers und die Schlichtheit eines solchen zweckgebundenen Raums deutlich wieder.
Im Original werden die 12 Geschworenen zeittypisch von 12 Männern gespielt. In dieser Fassung wurden sie von 6 Männer und 6 Frauen verkörpert. Den Schauspielern gelang es eindrucksvoll, die einzelnen Charaktere und Archetypen ihrer Rollen zu gestalten: Die Gassengöre, der Intellektuelle, der emotionslose Börsenmakler, die Karrierefrau, der Zornige, der Sportsfreund und mehr.
Die 12 Laienschauspieler meisterten ihre oftmals sehr schwierigen Dialoge mit Bravour, ohne zu überzeichnen. Sie spielten sich gekonnt die Bälle zu und schafften es immer wieder, die Zuschauer auf die einzelnen Höhepunkte zuzuführen.
Hier noch ein paar Bilder von der Aufführung – leider ist die Qualität nicht so gut, weil ohne Blitz und Stativ gearbeitet worden ist:
Fazit:
Ein anspruchsvolles Theaterstück aufzuführen, ist für das Ensemble, so wie auch für das Publikum immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Der Theatergruppe der MGA ist es hier gelungenen, ihre Zuschauer von den seichten Gewässer bis hin zu den Untiefen der menschlichen Psyche zu führen.
Wenn ihr im Raum Darmstadt wohnt und nun Lust auf diese Aufführung bekommen habt, müsst ihr euch beeilen und ein bisschen Glück haben. Das Stück wird noch einmal am 29.11. und 30.11 aufgeführt werden, ist aber so gut wie ausverkauft.
Aber weitere Stücke sind in Planung, Man sollte also die MGA im Auge behalten.
Mehr Informationen erhaltet ihr HIER
Alle Fotos: Die 12 Geschworenen ©Sabienes mit freundlicher Genehmigung der Theatergruppe der MGA
Text: Die 12 Geschworenen ©Sabienes
