Veröffentlicht am 27. April 2013 | von Christoph Stachowetz
3Die 10 besten Auftragskiller
Die Figur des Auftragskillers kann eine ganze Bandbreite an Darstellungen offenbaren, wie unsere umfangreiche Liste beweist. Kein Mörder gleicht dem anderen, sie alle haben ihre Eigenheiten oder durchaus komplexe Innenleben oder sie sind schlichtweg wahnsinnig oder einfach nur (beinahe) unaufhaltsam. Diese Charaktere, zu dessen Profession es gehört anderen das Leben zu nehmen, sind auf ihre Art einzigartig nicht nur wie sie im Film dargestellt werden, sondern auch dank der Leistungen ihrer Schauspieler, die sie auf die Leinwand gebracht haben. Eines ist jedoch gewiss, man kann selbst nur hoffen, nie auf der Abschussliste einer dieser Gestalten zu stehen.
Anton Chigurh (Javier Bardem in No Country for Old Men)
Trotz schräger, beinahe lächerlicher Frisur wohl ohne Zweifel einer der gefährlichsten Auftragskiller, die je auf Zelluloid gebannt wurden – niemand würde es wagen, sich über seinen Haarschnitt lustig zu machen. Javier Bardem verkörpert den psychotischen Anton Chigurh mit genau jener Präzision, die sich ein Mörder seines Kalibers verdient hat. Wie eine Naturgewalt bricht er über die anderen Figuren herein und lässt nicht locker, bis er sein Ziel erreicht bzw. eliminiert hat. Die Welt ist wahrlich ein gefährlicher und unverständlicher Ort mit einem Mann wie Anton Chigurh, der auf ihr wandelt. Selbst Kollegen wie Carson Wells (Woody Harrelson) halten sich lieber von ihm fern, denn er macht keinen Unterschied zwischen Freund und Feind, wer ihm im Weg steht, für den gibt es keine Hoffnung mehr.
Ghost Dog (Forest Whitaker in Ghost Dog: The Way of the Samurai)
Zugegeben, der Ghost Dog wirkt eher wie ein gemütlicher, pummeliger Bär, doch wenn er mal richtig loslegt, dann haben seine Opfer nichts zu lachen. Ob man es nun versteht oder nicht, seine Willensstärke ist zu bewundern. Es ist auch genau jene Samuraimentalität, die ihn zu diesem unbeugsamen Killer macht. In seiner Willensstärke und Entschlossenheit, für seinen Meister sogar in den Tod zu gehen, steht er dem Terminator in nichts nach. Diese Kraft sucht in der Welt der menschlichen Auftragskiller vergeblich nach seines gleichen, denn es gibt sonst keinen anderen Menschen, der dazu bereit wäre. Das Aussehen des Ghost Dog macht es schwer, dahinter einen derart präzisen Auftragskiller zu vermuten – was wiederum den Schluss zulässt, dass sympathische Menschlichkeit und präzises Töten sich nicht notwendigerweise gegenseitig ausschließen und durchaus in einem einzelnen Menschen vereint werden können. Der Ghost Dog hat Platz genug dafür.
Vincent (Tom Cruise in Collateral)
Collateral ist gebrandmarkt mit Vorurteilen, die bei näherer Betrachtung unangebracht sind. Hauptaugenmerk ist natürlich die Hauptrolle: Tom Cruise als eiskalter Auftragskiller? Warum nicht gleich Adam Sandler als Travis Bickle? Solche Gedankengänge werden aber spätestens im ersten Drittel des Films beiseite geschoben und durch einen großartigen Cruise ersetzt. Vincent ist mit Abstand der realistischste Auftragskiller in dieser Liste. Kaum jemals zuvor wurde ein Auftragskiller derart wahrheitsgetreu auf die Leinwand übersetzt. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk und gnadenlos wie die Schweizer Banken erfüllt er seine Aufträge. In der Konfrontation mit Taxifahrer Max wird zudem klar, dass nichts außergewöhnliches an dem Beruf des Auftragskiller haftet. Für Vincent ist es nur ein Job, den er genauso präzise und geflissentlich erledigt, wie Max den seinen.
Jason Bourne
(Matt Damon in The Bourne Identity, The Bourne Supremacy und The Bourne Ultimatum)
Anders als der zuvor erwähnte Killer ist Jason Bourne eigentlich ziemlich ahnungslos, zumindest in Bezug auf seinen Identität und Fähigkeiten. Allerdings ist Bourne der Inbegriff intuitiven Handelns – man denke an die Szene auf der Parkbank und die binnen Sekunden ausgelöschten Schweizer Polizisten im ersten Teil, The Bourne Identity. Mit zunehmender Dauer der Trilogie werden Bournes (Killer)Instinkte und sein Können zeitgleich mit dem Puls der Zuseher auf die Spitze getrieben. Hierbei entpuppt sich der anfangs wortkarge “Asset” (zu Deutsch: Aktivposten!) als wahnsinnig wirkungsvoll und vor allem: intelligent. Wer die Verfolgungssequenz in Berlin aus dem zweiten Teil The Bourne Supremacy kennt, wird ohne Zweifel zustimmen. Jason Bourne hat zwar die Seiten gewechselt, bedenkt man allerdings, wie präzise und tödlich er als „Good Guy“ agiert, so mag man nur erahnen können, was er als gewissenlose Regierungsmarionette alles zustande gebracht hat.
The Terminator
(Arnold Schwarzenegger in The Terminator, T2: Judgement Day und T3: Rise of the Machines)
Die steirische Eiche als Terminator ist ohne Zweifel die ultimative Killermaschine. Präzise, emotionslos, unaufhaltsam, einsilbig. Um Kyle Reese (Michael Biehn) aus dem ersten Teil zu zitieren: „It can’t be bargained with. It can’t be reasoned with. It doesn’t feel pity, or remorse, or fear. And it absolutely will not stop, ever, until you are dead.” Irgendwelche Fragen? Es gibt keinen anderen Killer in der gesamten Filmwelt, der es mit dem unbarmherzigen Terminator aufnehmen könnte. Selbst Kyle Reese muss sich opfern, um das „organische Gewebe über einem metallischen Endoskelett“ wenigstens in zwei Teile sprengen zu können – doch selbst dann ist er noch nicht tot und versucht weiter Sarah Conner (Linda Hamilton) zu terminieren. Natürlich scheitert er – aber wie! Er wird von einer hydraulischen Presse zerquetscht. Welcher andere Killer kann das schon von sich behaupten?
Die 13 Assassins (in 13 Assassins)
Während Forrest Whitaker als Ghost Dog noch den Code des Samurais eingehalten hat, gehen die 13 Assassins einen Schritt weiter. In Takashi Miikes überraschend fabelhaften 13 Assassins machen sich die Samurai in titelgebender Anzahl auf, um den überaus sadistischen Shogun Matsudaira Naritsugu (Goro Inagaki) zur Strecke zu bringen. Effizient, mit kühlem Kopf und überaus blutig wird der selbst auferlegte Auftrag auch ausgeführt, ohne Rücksicht auf Verluste. In einem sehenswerten, seinen Namen redlich verdienten Showdown, bei dem die 13 Auftragskiller einer Übermacht von mehr als 200 Mann gegenüber stehen, wird auch dem Zuseher bewusst, dass der Geist oftmals über den Körper triumphiert, was in weiterer Floge die Samurai automatisch auf diese Liste katapultierte.
Beatrix Kiddo aka Black Mamba aka The Bride (Uma Thurman in Kill Bill Vol.1 & Vol.2)
Gefoltert, angeschossen, vergewaltigt, lebendig begraben, gedemütigt, vergiftet und verprügelt: In Quentin Tarantinos Kill Bill bleibt der ehemaligen Auftragskillerin kaum etwas erspart. Doch wie schon Schwarzenegger in den diversen Terminator-Rollen lässt sich auch The Bride von nichts und niemanden aufhalten – und teilt ihrerseits auch gewaltig aus, wie man etwa in Kill Bill Vol.1 in der “House of Blue Leaves”-Szene besonders eindrucksvoll vermittelt bekommt. Nicht zu vergessen: Die “Five Finger Death Punch”-Technik beherrscht die agile Killerin zudem auch noch, was sicherlich in vielen Situationen (Warteschlangen im Supermarkt, Elternsprechtage, Telefonierer im Kino etc.) hilfreich sein dürfte.
Rick Deckard (Harrison Ford in Blade Runner)
Zugegeben könnte man damit argumentieren, dass Deckard in dem Sinn ja keine Menschen tötet, sondern “nur” Replikanten. Jedoch sinnieren sowohl er, als auch seine Opfer den großteil des Films darüber, was es denn nun bedeutet ein Mensch und am Leben zu sein. Gerade dieser Widerspruch zwischen dem Anfangs völlig emotionslosen und unterkühlten Deckard, einem Menschen, und dem vor Leben und Emotionen nur so strotzenden Replikanten Roy Batty (Rutger Hauer), macht ihr Duell so spannend und teils auch ambivalent. Auch wenn Deckard am Schluss keinerlei Erfolgsgefühl erlebt, er erfüllt dennoch seinen Auftrag und zieht die abtrünnigen Replikanten aus dem Verkehr, mehr oder weniger zumindest.
Agent Smith(s) (Hugo Weaving in der Matrix-Trilogie)
Wenn alle Stricke reißen, die Feuerkraft wirkungslos verpufft, einprogrammierte Bewegungsabläufe diverser Martial-Arts Kampftechniken nichts mehr nützen und auch besonders eindrucksvoll intonierte Drohungen durch dunkle Sonnenbrillen versagen, dann hilft nur Masse statt Klasse. Bereits im ersten Teil der Matrix-Trilogie hat sich der virtuelle Killer (sofern man ihn als solchen bezeichnen kann) als geradezu übermächtiger Gegner etabliert – in den Sequels entpuppt sich der nunmehr ehemalige Agent als unaufhaltsam duplizierender Virus für die Menschheit. Eine Bedrohung, die kaum zu übertrumpfen ist – und wenn, dann nur durch Selbstaufopferung. Eindrucksvoll.
Jef Costello (Alain Delon in Der eiskalte Engel/Le samouraï)
Mit nahezu krankhafter Methodik arbeitet Jef Costello (grandios: Alain Delon) in Melvilles Krimi-Klassiker Der eiskalte Engel. Obwohl er zwar eine Freundin hat, leidet er dennoch unter massiver Einsamkeit und benutzt sie eher als willkommenes Alibi. Er ist nicht dazu imstande Gefühle zu zeigen, selbst wenn man ihm eine Pistole an den Kopf hält. Somit verwundert es auch nicht, dass er genau so stoisch seine Aufträge ausführt. Aber jemand, dessen Lebensunterhalt durch das Töten anderer Menschen bestritten wird, kann es sich durchaus erlauben keinen Bezug mehr zum Leben zu haben. Gleich mit einem fiktiven, den Film einleitenden Zitat, wird Costellos innere Verlorenheit auf den Punkt gebracht: „Es gibt keine größere Einsamkeit als die eines Samurai, außer vielleicht die eines Tigers im Dschungel.“ Jef Costello ist wahrlich einer der tragischten Auftragskiller.