Die 10 besten Alternativen Comicadaptionen

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Zuerst mal: was macht eine gelungene Comicadaption eigentlich aus? Eine farbenfrohe Optik, übertriebene Gewaltästhetik oder sind es tatsächlich nur erwachsene Männer in kugelsicheren (Latex?)Körperpanzern, die Spinnennetze verschießen können, Adamantiumkrallen haben und grün anlaufen wenn sie wütend werden?

In der breitgefächerten Welt der Comics bzw. Graphic Novels gibt es aber weit mehr als Marvel- oder DC-Superhelden, die gegen das Böse kämpfen. Wir haben einen eigenbrötlerischen Künstler; einen Familienvater, der verzweifelt versucht seiner gewalttätigen Vergangenheit zu entkommen; eine verkommene Stadt, in der man gar nicht mehr weiß, was Gut oder Böse ist und mehr noch vieles mehr auf unserer Liste vereint…

A History of Violence (Comic von John Wagner & Vince Locke)

Der für sehr eigenwillige Filme bekannte Regisseur David Cronenberg nimmt sich einer Comicvorlage an. Ist man mit dem Schaffen des Mannes vertraut, war einem gleich zu Beginn klar, dass entweder ein verdammt grandioses oder ein verdammt mieses Werk heraus kommen wird. Dank seiner souveränen Regie und einer fantastischen Besetzung wurde es zum Glück Ersteres und zeichnet A History of Violence als hartes Gesellschaftsporträt aus. Definitiv nichts für zartbesaitete, aber wer bei diesem Titel eine romantische Liebeskomödie erwartet, hat es ohnehin nicht anders verdient.

American Splendor (Comic von Harvey Pekar & Joyce Brabner)

Frustriert darüber stets nur Superhelden in Comics zu sehen, entschloss sich Harvey Pekar einen Comic über den Alltag zu schreiben, den Alltag eines normalen Menschen. Und sowas soll jemand gefallen? Also wenn man auf existentialistische, philosophische und überaus humorvolle (weil auch sehr selbstironische) Alltagsgeschichten steht, dann kommt man um dieses Kultcomic nicht umhin. Dem Film gelingt das Kunststück die Stimmung des Comicbuchs (bzw. der Comicbücher) perfekt einzufangen und auf Leinwand zu bannen.

Sin City (Comic von Frank Miller)

Wohl kaum ein Film hat es geschafft die Bildersprache eines Comics derart werkgetreu auf der Leinwand zu kopieren. Um das zu erreichen teilte sich Rodriguez sogar mit dem Schöpfer dieser verdorbenen Stadt den Regieposten und benutzte die Comics direkt als Drehbücher. Darüber hinaus zeigte sich eine wahre Armada an Hollywoodgrößen bereit die düsteren, zwielichtigen Figuren zu verkörpern. Wer in Basin City (wie die Stadt ja eigentlich heißt) nach strahlenden Helden sucht, sollte die Stadt lieber schleunigst verlassen, denn dieser Ort ist jenseits von Gut und Böse.

Scott Pilgrim vs. the World (Comic von Bryan Lee O’Malley)

Das Schöne an der ersten Filmsichtung für Nicht-Kenner der Comicvorlage dürfte die große Überraschung an sich sein: Was – zumindest dem Trailer nach – als etwas öde Coming-of-Age Romanze mit einem Hauch Manga-Optik und Milchgesicht Michael Cera in der Hauptrolle verkauft wird, entpuppt sich spätestens nach dem verdammt stimmigen Einstieg bzw. der Creditsequenz als nahezu perfekte Umsetzung eines Comics. Gezwungenermaßen in ein etwas engeres filmisches Korsett gezwängt, vermag Scott Pilgrim vs. the World sowohl mit seinen ausgereiften Charakteren, verrückten Einfällen, dem genialen Soundtrack, unzähliger Kreuzverweise auf die Videospielgemeinde und der famosen Optik zu begeistern. Ein (unverdient) gewaltiger Boxofficeflop, aber vielleicht genau deswegen auch ein Geheimtipp.

Hellboy (Comic von Mike Mignola)

Lange Zeit im Schatten vieler A-Schauspieler versteckt, kann Ron Perlman endlich sein Talent vollends präsentieren: Als titelgebender Hellboy verwandelt sich der sympathische New Yorker in einen großen, roten Affen mit Steinhand und abgeschliffenen Hörnern. Klingt interessant, ist es tatsächlich auch. Unter der Regie des immer wieder durch seine Kreativität verblüffenden Guillermo del Toro begeistert Perlman wie auch die gesamte restliche Besetzung (u.a. Selma Blair, Rupert Evans, John Hurt) Kritiker, Zuseher und Fans der Vorlage. Auch wenn das etwas schwächelnde Sequel die Euphorie zum Thema etwas gemildert hat, so bleibt Hellboy dennoch einer der imaginativsten und dank stimmiger Charakterzeichungen glaubwürdigsten Comicadaptionen jenseits des großen Mainstreams.

Oldboy (Comic von Nobuaki Minegishi & Garon Tsuchiya)

Beim Betrachten des Films ist es schwer sich vorzustellen, dass es sich dabei eigentlich um eine Comicadaption handelt. Naturgemäß um ein sehr düsteres, hartes Comic, nichtsdestotrotz hat der Streifen wenig mit gewohnter Comicfilmästhetik gemeinsam. Ähnliches könnte man auch über die Geschichte an sich sagen. Wer denkt, dass sich Comics immer nur mit strahlenden Helden oder melodramatisch überladenen Emotionen beschäftigt, sollte sich Oldboy zu Gemüte führen und sich eines besseren belehren lassen. Bleibt abzuwarten, ob das von Spike Lee inszenierte US-Remake eine ähnliche emotional tiefgründige und vielschichtige Dimension auf die Leinwand bringt.

Dredd (Comic von John Wagner)

Ein gewaltbereiter Protagonist, der die Gesetze in Mega-City One bis zum Extrem durchsetzt, ohne Rücksicht auf sich und andere. Eine Welt, in der Gewalt und Chaos sich einen ständigen Krieg mit Hierarchie und Ordnung liefern. Eine Zukunft, in der die Judges die omnipotente Macht von Polizei, Gericht und Vollstrecker inne haben. Keine leichte Kost für einen Spielfilm. Dennoch gelang es der zu Unrecht gefloppten Verfilmung  (zur Kritik) von Pete Travis, dank einem tollen Drehbuch von Alex Garland und beeindruckenden Schauspielern, die Atmosphäre der Vorlage einzufangen und dennoch ein eigenständiges (und durchaus komplexes) Werk zu kreieren.

Kick-Ass (Comic von Mark Millar)

Hinter der Maske und dem Namen verbirgt sich diesmal kein knallharter Held, der seine Gegner gnadenlos fertig macht, sondern ein schüchterner, schwächlicher Teenager, der einfach gutes tun will und keine andere Möglichkeit sieht, als sich zu maskieren. Natürlich ist er kein erfahrener Kämpfer oder Multimillionär mit teurem Equipment. Entsprechend oft muss er also mehr einstecken, als austeilen. Dennoch gibt er den Anstoss für Gefolgschaft und Kollegen. Ein moderner Don Quixote ist geboren. Die Frage, was wäre, wenn sich tatsächlich jemand maskiert und gegen Verbrecher vorgeht, wird hier sowohl mit Brutalität, als auch augenzwinkernder Ironie auf den Grund gegangen.

Persepolis (Comic von Marjane Satrapi)

Basierend auf den persönlichen Erlebnissen der Regisseurin Marjane Satrapi nach und während der islamischen Revolution im Iran, konnte schon die exzellente und mitreißende vierteilige Comicvorlage internationales Aufsehen erregen. In der Verfilmung, die 2007 folgen sollte, blieb die Regiedebütantin glücklicherweise ihrer Vorlage treu und wurde – verdient – prompt mit einem Spezialpreis der Jury von Cannes ausgezeichnet. Nicht nur in dieser Liste sticht die Low-Budget-Produktion Persepolis in vielen Belangen heraus: Mit seiner ganz persönlichen Note, die Humor, Tragik und Kritik an vorherrschenden, geschlechterbedingten Einschränkungen auf leicht verdauliche bzw. unterhaltsame Weise in sich vereint, ist das Werk auch heute noch eine große Empfehlung für Filmfreunde.

Constantine (Comic von Alan Moore & Jamie Delano)

Obwohl der britische, überaus exzentrische und gleichermaßen talentierte Autor Alan Moore bisher noch jeden einzelnen der Filme, für dessen Vorlage eine seiner Comics dienten, verdammte, kann man dem auf Hellblazer-basierenden Mystery-Thriller Constantine seinen (finanziellen) Erfolg nicht absprechen. Warum? Abgesehen vom – mit Keanu Reeves überraschend gut besetzten – Protagonisten John Constantine, dessen ewiger Kampf zwischen Erlösung und Verdammung schon genügend Interesse in sich selbst tragen würde, kann sowohl der düstere Ton, die ansprechenden Spezialeffekte und auch die restliche Besetzung (Rachel Weisz, Tilda Swinton, ein genialer Peter Stormare als Luzifer und ein noch nicht nervender Shia LaBeouf) überzeugen.

Tags:ComicverfilmungFeatureSuperheld(en)


Über den Autor

Marco Rauch Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.


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