Diderot als Sommerlektüre

Von Nicsbloghaus @_nbh

Der Tectum-Verlag hat anläss­lich des bevor­ste­hen­den 300. Geburtstags von Denis Diderot das Buch von Werner Raupp neu auf­ge­legt. Unter dem Titel “Ein fun­ken­sprü­hen­der Kopf – 100 Gedanken” ver­sam­melt die­ser Zitate und Auszüge aus dem umfang­rei­chen Werk des fran­zö­si­schen Philosophen.

Diderot darf mit allem Recht als einer der ers­ten und bis heute nach­wir­ken­den Philosophen der Aufklärung gel­ten. Umso erstaun­li­cher ist, wie wenig über die­sen gro­ßen Kopf bekannt ist. Wer Diderot hört oder liest, denkt ver­mut­lich sofort an die Enzyklopädie. Doch Diderot hat viel mehr geschrie­ben.

Die her­vor­ra­gende Einleitung von Werner Raupp zeigt den gan­zen Facettenreichtum die­ses genia­len Denkers, den man mit eini­gem Fug und Recht als Humanisten bezeich­nen kann. Als einen, der das Leben und die Sinnesfreuden ebenso liebt wie das tief­gründ­li­che Nachdenken.

Diderot in sei­ner Gesamtheit dar­zu­stel­len muss ein­fach an der schie­ren Menge sei­ner Veröffentlichungen schei­tern. Und doch gelingt die­ses Kunststück dem Herausgeber, der in einem hpd-Interview sagte: “Es ist der Versuch, den gan­zen Diderot dar­zu­stel­len. Insbesondere war meine Absicht dabei, die Texte für den inter­es­sier­ten Laien auf­zu­be­rei­ten. Man könnte auch sagen, ‘Das Beste von Diderot, mit­samt der Beschreibung, wie seine ver­schie­de­nen Arbeitsgebiete zusam­men­hän­gen’.” Dieser Versuch ist gelun­gen.

Denn auch wenn sich die Einleitung manch­mal etwas kom­pli­ziert liest – was ange­sichts des Themas logisch erscheint – die aus­ge­wähl­ten Texte sind her­vor­ra­gend zusam­men­ge­stellt und zei­gen Diderot als das, was er ist: als einen der ein­fluss­reichs­ten Autoren der Aufklärung und einen bril­lan­ten zudem.

Diderot hat in sei­nem Leben immer wie­der sei­nen Standpunkt ver­än­dert; er lässt sich nicht fest­le­gen auf eine “Denkschule” und jeg­li­chem Dogmatismus abhold. So darf der Satz: “Man soll von mir ver­lan­gen, dass ich die Wahrheit suche, aber nicht, dass ich sie finde”, gern auch als Credo sei­ner Suche ver­stan­den wer­den.

Das, was Diderot aus­zeich­net und was Raupp gelingt, auf­zu­zei­gen, ist die unter ande­rem von Uwe Lehnert immer wie­der gefor­derte “Redlichkeit des Denkens”.

Und nicht nur des­halb macht das Lesen – auch das immer wie­der Durchstöbern – der 100 Textschnipsel, die der Herausgeber aus­ge­wählt hat, wirk­lich Spaß. Denn Diderot fei­ert das Leben und das (Nach)Denken und nimmt weder sich noch andere Menschen zu wich­tig dabei.

Ein ande­rer Rezensent des Buches wünscht sich: “Raupps Würdigung des gro­ßen Diderot [sollte] in mög­lichst viele Hände von Humanisten, Atheisten und ande­ren kri­ti­schen Geistern gelan­gen.” Dem kann ich mich nur anschlie­ßen.

Denn: “Es gibt nur eine Tugend, näm­lich die Gerechtigkeit; nur eine Pflicht, näm­lich das Glücklichsein; und nur eine Folgerung, näm­lich sich aus dem Leben nicht allzu viel zu machen und den Tod nicht zu fürch­ten.”

Wenn das keine Aufforderung ist, den Sommer zu genie­ßen! Vielleicht auch mit die­sem klei­nen Buch.

Nic

Werner Raupp (Hrg.), Denis Diderot – Ein funkensprühender Kopf: 100 Gedanken, Tectum-Verlag 2013, ISBN: 978-3828831643, 8,95 Euro

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