Es gibt mal wieder eine Wortmeldung der Deutschen Diabetes Gesellschaft, die mit einer Studie auf den Tisch klopft, in der ein direkter Zusammenhang zwischen der Zahl der Fast Food Läden, an denen ein Mensch im Laufe eines Tages vorbeigeht und dem Körpergewicht der Vorbeilaufenden besteht. Also, wer in einer Gegend mit hoher Fast Food Dichte lebt, der hat das doppelt hohe Risiko dick zu werden als Menschen, die in einer Gegend wohnen, wo es weniger Fast Food Läden gibt.
Schlussfolgerung, wir brauchen eine Fast Food Steuer. Erst wenn kalorienreiches Essen wirklich so viel kostet, wie es Energie enthält, werden die Leute mehr denken, ehe sie zugreifen.
Erweiterte Schlussfolgerung: Wer dick ist, ist nur dick, weil er sich selbst nicht kontrollieren kann. Dicke sind dumm und “fressen” den ganzen Tag nur Pommes und Hamburger und Döner und Currywurst und und und
Scrollt man den ganzen Artikel runter über die Werbung und die Bildchen unterhalb stößt man auf die Ernte dessen, was so unreflektiert gesäht wurde.
Gehässige Sätze wie jener, den ich in die Überschrift gesetzt habe, sind die direkte Folge dieser Übervereinfachung eines komplexen Sachverhaltes.
Das Ergebnis der Studie in England lässt sich meiner Ansicht nach nicht einen so lockeren direkten Schluss zu und schon gar nicht für andere Länder.
Ich bin selten an so vielen Gelegenheiten fürs schnelle Essen vorbeigekommen wie in Japan. Allein in Osaka hat sich in einer Straße vor dem Kabuki Theater eine Stand für fritierte Oktopusbällchen neben den anderen gereiht.
Fast Food Straße in Osaka
Die Engländer mögen mir verzeihen. Ich kann es den Briten wenig übel nehmen, dass sie ihre Fast Food Buden besuchen, nachdem ich bei einem Sprachaufenthalt dort mit Minzsauce konfrontiert worden bin. Es ist sicher kein Zufall, dass es nirgendwo auf der Welt außer in England typisch Englische Restaurants gibt. Das englische Essen ist sehr speziell.
Aber zurück zum Problem der Verallgemeinerung solcher Ergebnisse: Sie blicken nur in eine Richtung. Es fehlt der Schritt zurück und eine distanzierte Sicht auf die Dinge.
Fast Food Tempel sind in Gegenden , wo das durschnittliche Einkommen hoch genug ist, um regelmäßigen Besuch in besseren Restaurants zu finanzieren weniger oft anzutreffen. Damit wäre die Richtung: Arme sind Dick, weil dumm und ungebildet wieder vorgegeben, doch warum sieht es niemand umgekehrt? Dicke bekommen oft trotz guter Fachqualifikation und Intelligenz die Jobs nicht, für die sie sich bewerben. Das Vorurteil, sie wären ohne Disziplin und ständig krank und sowieso hässlich, dass man sie nicht den ganzen Tag um sich haben will, hat dazu geführt, dass nicht Arme automatisch oft Dicke sind, sondern, dass Dicke öfters in die Armutsfalle gedrängt werden. Daher sind sie gezwungen dort zu leben, wo die Bevölkerung sich nach Feierabend nicht im Restaurant zum Dreigängemenü trifft, sondern eben vor der Currybude ein Schwätzchen hält. Ein Beispiel, dass ein brillanter Geist auch in einem Körper mit großem Volumen zuhause sein kann, ist Werner Gruber. In meinem Freundeskreis ist es ebenso, meine dickeren Freunde sind nicht dümmer als meine dünneren und ich (die dickere) bin nicht dümmer als meine dünnere Schwester. Soviel zu dem “dummen” Argument, dass das Körpervolumen etwas mit Intelligenz zu tun hat.
Warum will die deutsche Diabetesgesellschaft überhaupt, dass eine Steuer auf Fast Food kommt? Gibt es denn schon gesicherte Daten aus den Ländern wie Finnland, Ungarn und Frankreich, dass es signifikant wenger Menschen mit Übergewicht gibt, seitdem die Steuer eingeführt wurde? Man sollte meinen, eine seriöse Wortmeldung wäre mit unwidersprüchlichen Fakten gekoppelt, ist sie hier jedoch nicht. Das einzige, was so eine Steuer bringt, sind Mehreinnahmen für den Staat. Vielleicht gibt es dann auch mehr Geld für die Deutsche Diabetesgesellschaft? Zweckgebunden sozusagen? Das könnte erklären, weshalb Studie wie jene aus England lautstark verkündet werden, andere, welche ein längeres Leben für ältere dicke Diabetiker im Vergleich zu älteren dünnen Diabetikern gefunden hat, jedoch totgeschwiegen wird. Dass eine Steuer auf Fett total daneben gehen kann, wie in Dänemark, wird dabei auch ausgeblendet.