Dich kenn ich doch – Online-Dating reloaded

Diverse Geschehnisse bewegen mich dazu, diesen Beitrag zu schreiben. Nun habe ich wohl irgendwie alles durch. Ich hatte die Phase, in der ich mich (nur zum Üben) mit jedem einigermaßen normal wirkenden Mann, der meinen Online-Dating-Radar kreuzte, getroffen habe. Der Erfolg war mäßig bis schlecht. Dann treffe ich diesen Mann im echten Leben, in den ich mich verliebe. Erfolg erneut mäßig bis schlecht. Da muss ich mal eben innehalten. Wie bekommen wir Frauen es eigentlich immer hin, einer Sache dermaßen lange hinterherzuhinken? Als Tim mich abgesägt hat ging’s mir echt nicht gut, was aber nach einer annehmbaren Zeit wieder vorbei war. Auch wenn ich danach nicht mehr übermäßig viel an ihn gedacht habe, war er und der Gedanke daran, dass es ja doch vielleicht noch irgendwann mal was werden könnte, immer noch irgendwie da. Hat sich in meinen Gehirnwindungen versteckt. Nun hat es über ein Jahr gedauert, bis ich bei einem Treffen feststellen konnte, dass ich ihn gar nicht mehr will – zumindest nicht im momentanen Geisteszustand. Das ist doch Wahnsinn! Es soll ja auch Männer geben, die lange brauchen, um eine Frau zu überwinden, aber das Weibchen im Allgemeinen hat diese Fähigkeit scheinbar perfektioniert. Nun gut. Währen der “ich-denke-nicht-mehr-viel-an-Tim-Phase” habe ich dem Dating die kalte Schulter gezeigt. Ich hatte keine Lust, jemanden mühsam durch viel Schreiberei kennenzulernen und war zudem viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Und jetzt… jetzt ist diese Zeit im Jahr, in der sich alle nochmal auf etwas Neues besinnen, Veränderung wollen. Bei mir macht sich das dadurch bemerkbar, dass ich wieder ins Fitnessstudio gehe, meine Wohnung umräume, und beschlossen habe, es lohne sich nicht, 50€ im Monat für ein Hormonpräparat auszugeben, von dem ich keinen Nutzen habe. Bei meinen Freunden macht es sich insofern bemerkbar, als dass sie immer wieder vorsichtig von der Seite anmerken, dass es mir ja schon auch gut tun würde, mal so ein Beziehungsding zu haben. Lange Rede kurzer Sinn: In einem Moment der Langeweile ertappe ich mich also dabei, wie ich mich wieder bei einer Dating-App anmelde. Tolle Wurst.

Du auch hier?

Ich gebe zu, meine Einstellung dieser Sache gegenüber könnte positiver sein, jedoch ist es immer noch so, dass ich keine große Lust auf aktive Partnersuche habe. Trotzdem will ich es wenigstens versuchen. Ich flippe also so durch die Profile, und mir gefällt nicht was ich sehe. Die schlaue Frau von heute weiß sich zu helfen. Also wechsle ich einfach die App. Zwar ist dieses Lovoo laut Aussage mehrerer Freunde eher ein Ort, an dem jetzt nicht so sehr nach der großen Liebe gesucht wird, aber immerhin sind die Männer um einiges gutaussehender. Immerhin habe ich hier das Gefühl, dass nicht alle, die jetzt noch übrig sind, kaum mehr Zähne im Mund haben und mit ihren Wampen vor dem Computer sitzen, um eine Frau zu finden, die ihre dreckigen Klamotten, die man deutlich im Bildhintergrund sehen kann, endlich mal aufräumt. Irgendwie lässt mich das aufatmen. Ich schaue mir eben lieber schöne Männer an als… nun ja. Es dauert keine fünf Minuten und ich muss breit grinsen. Da zwinkert mir schelmisch vom Bildschirm meines Mobiltelefons ein bekanntes Gesicht entgegen. Die Frage, ob dies nun eine peinliche, oder eine lustige Situation sei, muss ich mir im Grunde gar nicht mehr stellen, denn nachdem ich damals einen großen Teil meiner Freunde und Kollegen auf Tinder wiedergefunden habe, habe ich beschlossen, das sei mittlerweile ganz normal (und habe dann die App panisch gelöscht). Also schreibe ich ihn an, da ich sonst sowieso nur die Option habe, mit 21-jährigen Bengeln zu kommunizieren und ihnen zu erklären, dass es zwar schön für sie ist, dass sie auf “reife Frauen” stehen (wehe wenn ich den einmal in die Finger bekomme, der kassiert gleich mal einen Tritt für diese Aussage), ich aber lieber nicht mit einem Jungen ausgehen möchte, der der Sohn meiner großen Schwester sein könnte wenn ich eine hätte. Statt wie gewohnt auf Whatsapp füllen wir nun also den Chatverlauf unserer Dating App, und irgendwie gibt es mir das Gefühl, über der ganzen Sache zu stehen, dieses ewige Gesuche nicht nötig zu haben. Keinen Tag später finde ich den schönen Mike an eben genau dieser Stelle wieder, wie er mir in seinem besten Hochzeitssmoking entgegenstrahlt. Nun haben wir vor einer ganzen Weile immer mal wieder unser Bett geteilt, sind für übermorgen zum Sport verabredet und da läuft er mir hier über den Weg. Irgendwie wie so ein kleines Déja Vu. Findet er auch. Immerhin habe ich nun wenigstens zwei Chatverläufe mit gutaussehenden Männern in Petto, die ich vorweisen kann, wenn mal die Frage aufkommt, was ich eigentlich gegen mein Single-Dasein tun würde.

Ich finde dies war genug Initative meinerseits. Die Männer, die mir lieber wären, nämlich die in einem gewissen Alter, die zumindest einen großen Teil ihrer Gehirnfürze schon hinter sich haben, finde ich hier sowieso nicht. Spannend finde ich ja, dass sich der Trend mit dem Online-Dating scheinbar doch so durchgesetzt hat, dass man hier mittlerweile tatsächlich auf bekannte Gesichter trifft. Irgendwie dachte ich, das würde wieder verfliegen wenn die Menschen merken, dass sie zu oberflächlichen Spinnern mutieren. Man lernt nie aus :-)

xoxo_Carrie_2

 

© Shutterstock / karen roach


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