Die katalanischen Separatisten wollten die Unabhängigkeit damals „ganz auf die Schnelle“: Am 5. April 2014 verabschiedeten sie ein Papier, in dem innerhalb eines Jahres, bis zum 23. April 2015, also bis Heute(!) die Unabhängigkeit verwirklicht werden sollte:
„Die spanische Flagge wird niedergeholt von den Gebäuden an denen sie zuletzt nocht wehte, der Generalitat, den Rathäusern und der Marine-Kommandantur von Barcelona. Die letzten spanischen Truppen verlassen ihre Kaserne El Bruc in Pedralbes, Barcelona, der Akademie Talarn in Lérida und die Guardia Civil verlässt die Häfen und Flughäfen und löst sich zusammen mit der Policía Nacional in Luft auf. KATALONIEN IST FREI!“
Der 23. April 2015 sei ein plausibler und wünschenswerter Zeithorizont für die Unabhängigkeit, tönte der ANC 2014.
San Jordi* würde künftig der Unabhängigkeitstag sein!
Ein Jahr später und mit der damaligen ANC-Vorsitzenden Carme Forcadell seit Ende März nur noch kommissarisch im Amt, da ihre Amtszeit unwiderrufbar abgelaufen ist, sehen die Dinge doch ein klein wenig anders aus.
Morgen, am 24. April und somit einen Tag später, wird es eine Kundgebung des ANC und von OMNIUM CULTURAL
im Palau San Jordi in Barcelona geben. 16 Tausend Eintrittskarten seien vergeben. Man hofft das Olympiagelände auf dem Mont Juic respektabel mit Separatisten-Menschenmaterial füllen zu können für die TV-Cameras. In genau einem Monat, am 24. Mai werden Kommunalwahlen in Katalonien sein. Man will diese Wahl nach bewährter Manier umwidmen in separatistische Statements, die irgend etwas beweisen sollen…
Mit Äusserlichkeiten soll Eigenstaatlichkeit gespielt werden. Das erinnert ein wenig an Kinder-, an Rollenspiele von Erwachsenen, an Gehirnwäsche?
Trotzdem wird heute nicht die Unabhängigkeit gefeiert, sondern es werden deutlich kleinere Brötchen gebacken.
Der 27. September, das (unverbindliche!) Datum der von Artur Mas bisher nur versprochenen, aber nicht formal ausgeschriebenen vorgezogenen Autonomiewahlen in Katalonien, soll nun plebiszitären Charakter erhalten und mit einem ordentlichen Wahlergebnis (51%?) soll dann in den folgenden 18 Monaten die Unabhängigkeit erwirkt werden.
Beim inoffiziellen Referendum des 9. November 2014 waren die Nichtwähler die größte Partei. Nur 38% der Wahlberechtigten gingen in dieser „ach so wichtigen Frage der Nation“ an die selbst gebastelten Urnen und stimmten zu 80% für die Unabhängigkeit, was im Ergebnis nicht einmal ein Drittel der Stimmen der Wahlberechtigten für die Separatisten bedeutete. Anders ausgedrückt: 2 von 7 Millionen Katalanen wollten die Unabhängigkeit! Kein überzeugendes Ergebnis? Die Menschen können rechnen und denken und der Separatismus hat einen spürbaren Dämpfer erhalten, seit jenem 9. November!
Der unbelehrbare ANC hat aber seinen Fieberträumen noch die Krone aufgesetzt: Er will die Beziehungen zwischen DEN TERRITORIEN DER KATALANISCHEN LÄNDER derart verbessern, dass eine WIEDERVEREINIGUNG DER KATALANISCHEN NATION ermöglicht würde!
Diese Begriffe kenne ich von katalanischen Nationalisten und Rassisten schon seit Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Hier werden Gebietsansprüche gegen Frankreich und Italien formuliert und „natürlich“ wegen Valencia und den Baleareninseln, erneut gegen Spanien!
Der französische Staat macht da keine Mätzchen. Er hat eine glasklare Linie und die wird vom derzeitigen Premierminister Valls, einem gebürtigen Katalanen(!) aus Barcelona, ebenso glasklar formuliert und exekutiert. Weder die Italiener noch die Comunidad de Valencia oder die Menschen auf den Balearen wollen von den Katalanen befreit und „heimgeholt ins Reich“ werden…
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* An San Jordi, dem Feiertag des Heiligen Georg, des Drachentöters und Nationalheiligen der Katalanen, bekommen traditionell Frauen überall eine Rose und Männer Bücher überreicht.
Auch der Karrikaturist FERRERES spielt auf den Heiligen Drachentöter an, gespielt von Artur Mas, der auf Oriol Junqueras in die Flucht reitet, vor dem Dreiköpfigen Drachenungeheuer aus spanischem Ministerpräsidenten und dessen Innen- und Außenminister verfolgt: http://www.elperiodico.com/es/opinion/humor/ferreres-23-04-2015/73436.shtml?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=elPeriodico-ed07h