DFB-Team knackt Belgien und den Rekord

DFB-Team knackt Belgien und den Rekord

Es ist zu bezweifeln, dass einer der deutschen Fußball-Nationalspieler tatsächlich eine weiße Weste im Kleiderschrank hängen hat. Im 19. Jahrhundert trugen die Männer der höheren Gesellschaft ein weißes Wams, um ihre Ernsthaftigkeit zum Ausdruck zu bringen. Kein Geringerer als der frühere Reichskanzler Otto von Bismarck soll die weiße Weste einst umgangssprachlich in Umlauf gebracht haben. Dass sein Ausspruch einmal Hochkonjunktur in der deutschen Sportberichterstattung haben würde, hat Bismarck sicher nicht geahnt.

Durch das 3:1 (2:0) gegen Belgien im abschließenden Qualifikationsspiel für die Europameisterschaft 2012 hat die deutsche Nationalmannschaft die sprichwörtliche und dieser Tage überstrapazierte weiße Weste gewahrt. In allen zehn Qualifikationsspielen blieb das Team von Bundestrainer Joachim Löw damit hintereinander ohne Punktverlust. Rekord! Das war bislang noch keiner deutschen Elf gelungen. Mit einem Torverhältnis von 34:7 hat die deutsche Auswahl hinter den Niederlanden die zweitbeste Bilanz vorzuweisen. Eindrucksvoller kann man sich für den Titel im kommenden Jahr kaum empfehlen. Die Belgier hingegen verpassten durch die Niederlage und den Sieg der Türkei gegen Aserbaidschan die Teilnahme an der EM in Polen und der Ukraine.

«Wir wollten unbedingt das letzte Spiel gewinnen. Am Anfang hatten wir ein bisschen Schwierigkeiten, nach dem 1:0 kamen wir wieder ins Spiel und haben verdient gewonnen», sagte Mesut Özil, der an allen drei Toren beteiligt war. Bundestrainer Joachim Löw betonte: «Es war schon wichtig, dass wir dieses Finish durchziehen, einfach auch um zu zeigen: Die Deutschen lassen nicht nach.»

Zunächst aber sah es an diesem nieseligen Abend in Düsseldorf so aus, als hätte da jemand vergessen, eine neue Kassette einzulegen. Löw hatte seine Elf zwar im Vergleich zum 3:1-Sieg in der Türkei auf fünf Positionen verändert, doch die Partie glich in den ersten 30 Minuten einer Kopie der Partie in Istanbul. Wie bereits die Türken begannen auch die Belgier vor mehr als 48.000 Zuschauern druckvoll, während die deutsche Mannschaft zunächst Probleme hatte, ihr Spiel aufzuziehen.

Frühe Sturm-und-Drang-Periode der Belgier

Die mit Höwedes, Mertesacker, Hummels und Lahm neu formierten Abwehrreihe geriet vor allem in den Anfangsminuten durch das starke Pressing der Belgier gehörig unter Druck. Torhüter Manuel Neuer eingeschlossen spielte jeder im Defensivblock seinem Gegner mindestens einmal den Ball in den Fuß, anstatt sicher zu klären. Kapital schlagen konnten die mutigen Belgier aus der frühen Sturm-und-Drang-Periode nicht.

Die erste Großchance des Spiels resultierte wie schon im Spiel gegen die Türken aus einem schnellen Konter. Den abermals zentimetergenauen Pass von Thomas Müller konnte Mario Gomez nach einer halben Stunde noch nicht verwerten. Die anschließende Ecke von Toni Kroos jedoch brachte noch in der gleichen Minute die Führung für das deutsche Team. Sami Khedira legte mustergültig auf Mesut Özil ab, der mit aller Wucht abzog und den Ball unter die Latte drosch (30.), als gelte es neben der Weiße-Westen-Bestmarke auch den Schussgeschwindigkeitsrekord zu brechen – ein Traumtor.

Nun war der Bann gebrochen. Drei Minuten später überrollte die deutsche Kontermaschinerie erneut die tapfer kämpfenden Belgier. Wiederum nach einem Eckstoß – diesmal der Gäste – schaltete der starke Özil am schnellsten um und bediente Gomez, der den Ball zum pfeilschnellen André Schürrle weiterleitete. Der Leverkusener vollendete mit einem Lupfer wunderschön zum 2:0 (33.). «Ich will mich natürlich anbieten, wenn ich die Chance bekomme. Ich glaube, heute habe ich sie genutzt», sagte Schürrle. «Wir können aus dem Nix Tore machen. Mit den drei Toren sind die Belgier noch gut bedient.»

Debüt für Ilkay Gündogan

Nachdem Belgiens Abwehrspieler Jan Vertonghen die beste Chance der Belgier in der ersten Hälfte vergeben hatte (42.), scheiterte abermals Gomez nach einem Doppelpass mit Khedira an Belgiens Schlussmann Simon Mignolet (45.).

Nach der Pause machte es die «Tormaschine» (Zitat Löw) dann besser. Nach toller Vorarbeit von Özil traf Gomez mit links zum dritten Tor (48.). Damit war das Spiel endgültig gelaufen; den Rest der Partie spielten lahm & Co. souverän, aber weitgehend unspektakulär herunter. Das Trainergespann des DFB nutzte die Gelegenheit, um Ilkay Gündogan im DFB-Trikot zu testen. Der Deutsch-Türke kam in der 84. Minute für Kapitän Lahm ins Spiel und ist damit endgültig für den DFB festgespielt. Auch Marco Reus, der für Thomas Müller eingewechselt wurde (71.), und Cacau (77. für Gomez) durften Spielpraxis sammeln. Weil es Löws Mannen in den letzten zehn Minuten doch etwas zu locker angingen, durfte Belgiens Marouane Fellaini noch das 1:3 für die Belgier mit seinem Afro-Lockenkopf erzielen – ein kleiner Wermutstropfen, dass Neuer seinen Kasten abermals nicht sauber halten konnte.

Insgesamt verabschiedete sich das DFB-Team gegen Belgien mit einer höchst souveränen, wenn auch nicht begeisternden Leistung aus der Punktspielsaison 2010/11. Ein spielerisches Feuerwerk durfte man angesichts der Tatsache, dass die Deutschen längst qualifiziert sind, auch nicht erwarten. Vor allem Özil und Schürrle, der den Vorzug vor Lukas Podolski erhalten hatte, aber auch der hoch effektive Sami Khedira hinterließen insgesamt den stärksten Eindruck im DFB-Team. Doch eine weiße Weste, die haben sie jetzt alle.

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Nationalmannschaft – DFB-Team knackt Belgien und den Rekord

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Tags: André Schürrle, Belgien, Deutschland, DFB, EM, Europameisterschaft 2012, Ilkay Gündogan, Jan Vertonghen, Joachim Löw, Lukas Podolski, Manuel Neuer, Marco Reus, Mario Gomez, Marouane Fellaini, Mesut Özil, Sami Khedira, Simon Mignolet, Thomas Müller, Toni Kroos

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