Veröffentlicht am 16. April 2014 | von Lida Bach
0Devil’s Due – Die Teufelsbrut
Devil’s Due – Die Teufelsbrut Lida BachWertung
Summary: Fake-Reality Horrorstreifen mit überaus innovationsloser Story und teil unfreiwillig ironischem Unterton. Belanglose Dutzendware.
2
Horror
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Regisseur Eli Roth lobte den Reality-Grusel in höchsten Tönen. Würdige Wertung oder doch eher wohlmeinendes Zuviel der Begeisterung? “Devil’s Due ist ein echt unheimlicher, cleverer Horrorfilm. So viele klasse Szenen. Ich habe ihn geliebt!“ Ende Zitat Eli Roth.
Im Gegensatz zu ihm habe ich Devil’s Due nicht geliebt. Der Hostel-Regisseur war voll des Lobes für Matt Bettinelli-Olpins und Tyler Gilletts Spielfilmdebüt. Das verwendet die erfolgreiche Paranormal Activity-Formel, um einen geradezu klassischen Plot des Genres neu zu befruchten. Das filmische Resultat ist ein unsäglicher cineastischer Ausbund der den hiesigen Verleihtitel gebenden „Teufelsbrut“.
Letzte wächst unter den üblichen dämonischen Begleiterscheinungen während der knapp 90 Minuten Laufzeit in der jungen Samantha (Allison Miller). Die frisch verheiratete Studentin macht mit Ehemann Zach (Zach Gilford) Flitterwochen in Santo Domingo, augenscheinlich die exotische Hochburg schwarzer Magie. Ein Wahrsagerin ließt Samantha beunruhigend zutreffend aus der Hand und verkündet hexenhaft, sie sei zur richtigen Zeit am richtigen Ort: „Sie warten auf dich!“ Gemeint sind die satanischen Handlanger, denen das Pärchen umgehend in die Arme läuft. In einer fremden Gegend mit hoher Kriminalitätsrate als offenkundiger Tourist in ein unlizenziertes Taxi zu steigen, ist wohl niemals eine schlaue Idee. Solche sind indes ohnehin nicht die Stärke der Hauptfiguren, deren Verhalten von lächerlich unbedacht zu schlichtweg unsinnig changiert.
Um das Klischee von scheinfreundlichen Einheimischen, denen nicht zu trauen ist, noch mehr zu verfestigen, kutschiert der Taxifahrer (Roger Payano) Zach und Samantha zu einem entlegenen Ort „muy autentico“. „Sehr authentisch“ sind in der Dominikanischen Republik geheime Sekten, die in Diskos auf unschuldige amerikanische Opfer lauern.
Etlichen Tequilas später macht das Paar sich tags darauf verkatert auf die Heimreise, im Gepäck ein ganz besonderes Souvenir. Dessen bevorstehende Ankunft verrät ein Schwangerschaftstest, dem zunehmend beängstigende Warnzeichen folgen. Das Ultraschallbild verzerrt, die freundliche Ärztin vertritt plötzlich ein suspekter Kollege, Samantha leidet an unverhältnismäßigen Schmerzen und wandelt sich von der Vegetarierin zum Frischfleischfan. Von dem väterlichen Vertrauten, den teuflisches Einwirken aus dem Weg räumt, bis zur von zudringlichen Teufelsanbetern besetzten Nachbarwohnung kennt man fast jeden einzelnen Einfall so oder ähnlich aus Rosemary’s Baby. Der maßgebliche Unterschied liegt, abgesehen von der künstlerischen Qualität, in der Perspektive.
Sie verfolgt die Handlung in doppelter Weise aus der Sicht Zachs, der alles mit Videokamera aufzeichnet. Trotzdem ist der Satanismus-Streifen kein Found-Footage-Film, da die Montage auch Polizeivideos, Sicherheitskameras, fremde Amateuraufnahmen und heimliche Überwachungsbilder einschließt. Die Frage, wer das Material warum zum vorliegenden Film zusammengefügt hat, stellt das Regie-Duo von vorneherein nicht. Genauso wenig nutzen sie jedoch das dramaturgische Potential der Fake-Reality, die aufzeigt, dass die Summe verschiedener Sichtweisen ein schlüssiges Bild ergibt, das sich aus fragmentarischer Einzelansicht nicht oder zu spät erschließt.
Die Handkamerabilder sind nicht mehr als ein Gimmick, dass dem dreist von Polanski und dessen Nachfolgern abgekupferten Plot den Anstrich von Originalität geben soll. Die Innovations-Fassade bröckelt allerdings so leicht wie das logische Fundament der Story, die sich an ihren dürftigen eigenen Einfällen aufhängt. Ein entscheidendes Spannungsmoment in Rosemary’s Baby ist die Möglichkeit, dass die Gefahr nur eine neurotische Einbildung der Titelfigur ist. Devil’s Due hingegen lässt außer Zweifel, dass infernalische Mächte auf die werdende Mutter wirken. So irritiert es, dass lediglich Zach Samanthas Verhalten nicht geheuer ist.
Die einzige ansatzweise originelle Idee, mit welcher der Fahrwasser-Film aufwartet, wirkt vor diesem Hintergrund wie unfreiwillige Ironie: Nicht einmal der Antichrist ist ein Einzelkind, sondern ein anstrengendes Retortenbaby, das mit Hilfe einer billigen Kameraausrüstung und ein Typen, die für den bösen Zweck ahnungslosen Besuchern etwas vorspielen, wieder und wieder erzeugt werden kann. Genau wie manche um ihn konstruierten Horrorfilme.
Regie: Matt Bettinelli-Olpin, Tyler Gillett, Drehbuch: Lindsay Devlin
Darsteller: Allison Miller, Zach Gilford, Sam Anderson, Vanessa Ray, Bill Martin Williams
Filmlänge: 89 Minuten, Kinostart: 08.05.2014 (D), www.devilsduemovie.com
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Lida Bach