Deutschland und die SPD verlieren einen Kämpfer für die Gerechtigkeit

Am vergangenen Donnerstag starb Hermann Scheer ein großer SPD-Linker, einer der sich auch offen gegen die Linie der Sozialdemokratie gestellt hat und auch keine Konflikte scheute, wenn er sah, dass diese den Menschen helfen würden. Häufig wollten sie ihn aus der Partei schmeißen, da er drastische aber zutreffende Worte wählte.
Den Nato-Einsatz der Bundeswehr auf dem Balkan nannte er ein "Kriegsverbrechen". Der SPD-Kanzler Gerhard Schröder tobte. Raus aus der Partei mit dem, forderte er. Die Energiepolitik der rot-grünen Regierung beeinflusste er maßgeblich, wenn sie ihm auch nicht weit genug ging. 1999 wurde er mit dem alternativen Nobelpreis geehrt, für sein zukunftsgewandtes und gut überlegtes Energiekonzept.
Sein Verlust ist einer der die SPD und die Menschen schmerzen wird, denn mit dem Verlust von Hermann Scheer, scheidet ein Politiker aus der Politik aus, der nie "buckeln wollte" und sich für eine linke SPD und eine gerechte Gesellschaft einsetzte. So schreibt die Taz über Hermann Scheer "Scheer war kein "SPD-Politiker". Er war Weltpolitiker. Drunter machte er es nicht. Und das wäre eben auch nicht gegangen."
Integrationsfiger der Parteilinken
Wir möchten euch auch die Pressemitteilung des Forums DL 21 nicht vorenthalten, in welcher Scheers Bedeutung für die SPD und die gesamte Gesellschaft noch einmal gezeigt wird.
Mit großer Bestürzung haben wir heute vom Tode unseres Freundes, Genossen und Weggefährten Hermann Scheers erfahren. Er war Gründungsmitglied unseres Vereins, Integrationsfigur der Parteilinken und der Sozialdemokratie insgesamt sowie ein unermüdlicher Mitstreiter für eine fortschrittliche, linke Politik für Deutschland. Er hat die Umwelt- und Energiepolitik unserer Partei maßgeblich beeinflusst und war Zeit seines Lebens ein Visionär, der die Themenkomplexe Ökologie, Ökonomie und soziale Gerechtigkeit zusammengeführt hat.
Als überzeugter Linker engagierte er sich bereits während seines Studiums im Sozialdemokratischen Hochschulbund. 1965 trat er in die SPD ein und machte sich für ein linkes Profil der Partei stark. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten gelang es ihm seine Ideen von Fortschritt und Gerechtigkeit in der deutschen Sozialdemokratie zu verankern und war der Erste der eine notwendige „Energiewende“ einforderte. Von 1993 bis 2009 gehörte er dem SPD-Bundesvorstand an und trat immer wieder mit seiner Gradlinigkeit und Aufrichtigkeit für eine fortschrittliche, linke Politik ein. Zuletzt vor allem als Mahner vor einer Privatisierung der Deutschen Bahn, den Gefahren eines entfesselten globalen Finanzmarktes und den zunehmenden Ungleichgewichten einer globalisierten Welt sowie als Fürsprecher eines „Green New Deal“ für Deutschland und Europa und als Mitbegründer des „Instituts Solidarische Moderne“.
Energiepolitik der Zukunft
Seine Gradlinigkeit und seinen unermüdlichen Einsatz für moderne, linke Inhalte bewies er auch im Deutschen Bundestag, dessen Mitglied er seit 1980 war. Über Jahrzehnte hinweg war er der Experte für nachhaltige Energiepolitik und ökologische Industriepolitik. Er gehörte zu den Initiatoren vieler Gesetze zur Förderung erneuerbarer Energien. Unermüdlich setzte sich Hermann auf nationaler und internationaler Ebene für die generelle Ablösung atomarer und fossiler Energien ein und sah hierin auch die Chance, den zunehmenden Konflikte und Kriegen um Energieressourcen ein Ende zu setzen. Einer seiner größten Erfolge auf diesem Gebiet war sicherlich die Gründung der „Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA)“ am 26. Januar 2009 in Bonn, die er seit 1990 vorangetrieben hatte. Sein Engagement für die Solarenergie wurde 1999 mit der Verleihung des Alternativen Nobelpreis gewürdigt.
Mit dem Tode Hermann Scheers verlieren die Parteilinke und die deutsche Sozialdemokratie einen großen Visionär und Streiter für eine gerechtere, nachhaltige Weltordnung. Seinen intellektuellen Input und politischen Einsatz, seine Geradlinigkeit und Aufrichtigkeit werden wir sehr vermissen. Seine Arbeit verpflichtet uns. Herman Scheer wird uns sehr fehlen.
Der Vorstand des Forum DL21 e.V.

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