Die deutschen Exporte schrumpften nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im ersten Halbjahr 2013 um 0,6% auf 547,4 Milliarden Euro. Zwar stiegen die Exporte nach Übersee um 1,0%, doch der Rückgang im Handel mit den anderen EU-Staaten um 1,7% sorgte für das negative Halbjahresergebnis.
Innerhalb der EU sorgten vor allem Deutschlands Haupthandelspartner Frankreich, sowie die Krisenstaaten Südeuropas für die Nachfragedelle bei den Exporten. Man merkt hierbei deutlich, dass die Wirtschaftskrise in Europa noch lange nicht überwunden ist. Aber auch, dass sich Frankreich zum nächsten "Sorgenkind" Europas entwickeln könnte. Angesichts der schwachen Exporte und der steigenden Importe dürfte der Leistungsbilanzüberschuss dieses Jahr deutlich geringer ausfallen.
Hoffnungsmarkt Schwellenländer
Auch wenn sich die Exporte in die Schwellenländer wie China, Brasilien oder Indien nicht wie erwartet entwickelt hatten, so könnte die langsam wieder anziehende chinesische Konjunktur zumindest im zweiten Halbjahr für Wachstumsimulse sorgen. Der Führungswechsel bei der indischen Zentralbank birgt auch große Hoffnungen in sich, zumal die indische Wirtschaft zuletzt mit dem Abzug von ausländischem Kapital zu kämpfen hatte.
In Lateinamerika ist die Situation schwierig, da der chinesische Wachstumsrückgang dort in vielen Staaten auch für eine Abschwächung der Konjunktur sorgte. Und in Brasilien sorgt die anhaltende Deindustriealisierung (siehe hier) auch für Probleme. Wirkliche Wachstumsimpulse dürften von dort jedoch auch nicht kommen, wenn sich die Länder dort nicht auf eine breitere wirtschaftliche Struktur einstellen. Doch selbst dann wären die Auswirkungen erst in einigen Jahren wirklich spürbar.
Risiko Eurozone
Auch wenn die Bedeutung der Eurozone für die deutsche Exportwirtschaft in den letzten Jahren immer weiter abgenommen hat, so spielt sie nach wie vor eine wchtige Rolle. Angesichts der über die Jahre angehäuften Auslandsschulden durch die enormen Leistungsbilanzdefizite, und der im Zuge der letzten Krisenjahre zusammengebrochenen Binnenwirtschaft, fokussieren sich die Krisenstaaten vermehrt auf die Exportindustrie. So soll mehr Geld in die Wirtschaft fließen, um dadurch den stotternden Motor wieder in Gang zu kriegen.
Für das exportstarke Deutschland könnte dies jedoch dazu führen, dass diese Exportmärkte mittelfristig weiter an Absatzvolumen verlieren werden. Die Analysten gehen jedenfalls davon aus, dass das traditionell starke 4. Quartal die Trendwende mit sich bringt. Ich selbst sehe es zwar angesichts des aktuellen globalen Umfelds nicht so stark positiv, lasse mich jedoch gerne positiv überraschen.
Überraschungskandidat USA
Vor allem die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft wirft einige Fragen auf. Angesichts der ständigen Schönfärberei von Wirtschaftsleistung, Inflationsrate und Arbeitslosigkeit (siehe hier), zweifle ich doch an positiven wirtschaftlichen Impulsen. Hinzu kommt noch die Schuldenkrise in hunderten Kommunen und dutzenden Bundesstaaten, sowie die "Fiskalklippe" im Bundeshaushalt. Eine umfassende Analyse habe ich hierbei in meinem Buch "USA – Eine Supermacht zerfällt" erstellt, welches unter Anderem auch die Problemfelder der Vereinigten Staaten deutlich aufzeigt.