Deutschland kriegt den Super-GAUck (Update)

Eigentlich kann es mir egal sein, denn was immer unsere demokratischen Herrscher beschließen, das Volk muss es ja doch ertragen. Nachdem wir den Sparkassendirektor Köhler und dann den Gernegroß Wulff in Bellevue ertragen und bezahlen mussten, hat sich jetzt eine supergroße Koalition zusammengefunden, die nun am Ende doch für die protestantische Ost-Doppelspitze mit Pastor Gauck ist.

Das haben wir ausgerechnet der FDP zu verdanken – als späte Rache einer eigentlich schon toten Partei. Oder eher einer Untoten? Zombies wird man halt nie mehr los. Ganz bewusst haben die richtig demokratischen Parteien die Linke außen vor gelassen. Zwar gab Wolfgang Bosbach von der CDU gestern im Gasometer-Verhör bei Günther Jauch zu, dass die Linke irgendwie schon eine demokratische Partei sei, erklärte aber auch, dass man ihr nicht auch noch Bedeutung verleihen wolle, indem man sie überhaupt fragt, was denn die linke Vorstellung für einen Bundespräsidenten-Kandidaten wäre. Bestimmt nicht Gauck, der Kritik am Kapitalismus “unsäglich albern” und einen Rassisten wie Thilo Sarrazin mutig findet.

Ich bin auch gespannt, wann die Bild oder eine andere Zeitung damit anfängt, über Gaucks tatsächliches Verhältnis zur Stasi zu berichten. Denn ein Opfer der Stasi war er zu DDR-Zeiten ganz gewiss nicht, im Gegenteil, Gauck durfte sich nicht nur frei in der DDR bewegen, sondern auch in den Westen reisen, ein Privileg, das nicht viele seiner Landsleute hatten. Zwar kann man davon ausgehen, dass diese Reisen damals nicht von irgendwelchen dubiosen Unternehmernfreunden bezahlt wurden, so etwas gab es im Osten schließlich nicht, aber er hat sich am Ende von einer fiesen Diktatur (Bewertung Gauck, nicht meine) sponsoren lassen, gegen die er nicht müde wird zu hetzen. So ist Gauck einer der Initiatoren der Erklärung über die Verbrechen des Kommunismus. Und am Ende hatte er der bösen Stasi auch noch den hübschen Job als oberster Hüter der Stasi-Unterlagen-Behörde und damit die Popularität zu verdanken, mit der er es nun zum deutschen Staatsoberhaupt bringen wird. Das ist doch mal eine Karriere.

Kleiner Nachtrag:

Cicero, das Magazin für Politische Kultur, hat sich schon einmal prophylaktisch gegen die Unkultur der Bundespräsidentenschelte gewandt, denn das Tsunami-Warnsystems der tapferen Cicero-Redakteure hat bereits Wellen ungerechter Empörung gegen den Superkandidaten im Internet ausgemacht. Unter dem Titel “Wie das Internet den bösen Gauck erfand” kann man lesen, wie Journalismus im Zeitalter des Web-Zwo-Null funktioniert. Gleichzeitig ist der Artikel ein wunderbares Beispiel dafür, wie sich Sachverhalte mit entsprechender Faktenauswahl nicht nur schlecht, sondern auch wieder recht schreiben lassen. Das Internet muss den bösen Gauck nicht erfinden, genau wie es den verblendenten Wulff nicht erfinden musste, der einen Fehler nach dem anderen macht. Die Frage ist nur, warum gerade welcher Fokus auf welche Details gerichtet wird.

Und wenn man den Leuten jetzt den idealen Bundespräsidenten präsentiert, der vor nicht allzu langer Zeit der weniger ideale Kandidat gewesen sein soll, dann muss man sich nicht wundern, wenn nicht alle ihr Hirn bei Verkündigung der frohen Botschaft deaktivieren, sondern wenigstens ein paar – wenn auch verkürzt und reflexhaft sagen: Nee, wie so der denn, da war doch mal was?!



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