Deutschland ist Weltmeisterin

Von Modesty

Was haben sich Über-Mutter Ursula von der Leyen und Neu-Mutti Kristina Schröder doch für Mühe geben, wenigstens den Trend schön zu reden: Die deutschen Frauen bekommen trotzdem immer weniger Kinder. Deutschland ist sozusagen Weltmeisterin beim Anteil kinderloser Frauen! Da half weder die klitzekleine Erhöhung des Kindergeldes, noch die versprochenen Betreuungsplätze. Und ausgerechnet die jetzt beschlossene Herdprämie macht die Sache noch schlimmer: Natürlich kann frau von den lächerlichen 100 oder 150 Euro im Monat, die Eltern bekommen sollen, wenn sie nicht darauf bestehen, einen der ihnen versprochenen Kitaplätze zu kriegen, kein Kind vernünftig aufziehen – wobei ja gerade die Zielgruppe, die es am dringendsten bräuchte, ohnehin nichts bekommt. Das Betreuungsgeld unterstreicht die überholte Sichtweise, dass ein Kind zur Mutter gehört, und die gefälligst zuhause bleiben soll, um sowohl ihren Nachwuchs, als dessen Erzeuger und ihren Ernährer zu umsorgen.

Deutschland und seine Frauen: Drei Mädchen im Schnee.


Gerade dieses altmodische Familienbild ist es, weswegen Frauen, die halbwegs bei Trost sind, keine Kinder bekommen: Warum den Beruf und damit die Unabhängigkeit aufgeben, um sich um Kinder zu kümmern, wo die Wahrscheinlichkeit heutzutage sehr hoch ist, dass frau mit den Kindern sitzengelassen wird? Dann ist sie nämlich ganz schnell eine alleinerziehende h-4-Empfängerin und das Leben ist vorbei. Jedenfalls so gut wie. Weil unsere asoziale Bundesregierung genau diese Zielgruppe nicht schätzt und sie samt ihren Kindern ihrem Elend überlässt – kein Kindergeld, kein Erziehungsgeld, kein Betreuungsgeld, nur dieses bürokratisch dermaßen aufwendige “Bildungspaket”, das vielleicht gerade ausreichen würde, um die Fahrt zum Sportverein zu bezahlen, aber nie im Leben für irgendwas Vernünftiges. Insofern ist es mehr als verständlich, wenn Frauen sich selbst und potenziellen Kindern ein solches Leben ersparen möchten und deshalb keine Kinder bekommen.

Typisch ist aber an der Studie bzw. der Berichterstattung einmal mehr, dass es immer nur um die Frauen geht, die keine Kinder bekommen – wenn immer weniger Frauen Kinder bekommen, muss es ja auch immer mehr Männer geben, die keinen Nachwuchs haben. Ich kenne durchaus Frauen in meinem Alter, also genau in der ausdrücklich angesprochenen Zielgruppe der Jahrgänge zwischen 1964 und 1968, die schon ganz gern Kinder bekommen hätten, aber keinen Partner dafür gefunden haben. Also haben sie sich auf ihre Karriere konzentriert und sich ohne Kinder eingerichtet – was ja auch völlig in Ordnung ist. Aber eine der Ursachen dafür, dass Frauen sich gegen Kinder entscheiden ist doch ganz offenlichtlich auch, dass Männer immer weniger Bereitschaft zeigen, sich um eine Familie zu kümmern – davon mal abgesehen, dass es heutzutage zwei Normalgehälter braucht, um eine Familie zu versorgen.

Und selbst wenn die Bereitschaft signalisiert wird, heißt das ja nicht, dass sie sich am Ende wirklich kümmern – wenn ihnen das Familienmodell nach einigen Jahren nicht mehr behagt, dann orientieren sie sich halt um, und die Frau bleibt wie oben schon angesprochen, mit den Kindern sitzen. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass das Leben als alleinerziehende berufstätige Mutter in diesem Lande alles andere als ein Zuckerschlecken ist. Aus meiner Perspektive kann ich sagen, dass ich es nicht total bereue, weil ich meine Kinder durchaus liebe und es geschafft habe, beruflich rechtzeitig einen Fuß in die Tür zu bekommen, so dass ich meine Familie von meinem Gehalt ganz gut ernähren kann. Denn die Väter meiner Kinder sind beide auf ihre Art leider Totalsausfälle – die werden ihre Schulden beim Jugendamt in diesem Leben vermutlich nicht mehr bezahlen. Ich finde das Leben mit Kindern okay, insofern hat es mich nicht umgebracht, dass meine Kollegen immer von ihren tollen Urlauben in der Karibik, Asien oder sonstwo erzählen, während mein Urlaub darin besteht, meinen Kindern ihre Klassenfahrten zu bezahlen und Freunde zu besuchen. Was auch schön ist.

Aber ich kann keiner Frau verdenken, sich das nicht anzutun. Hätte ich vermutlich auch nicht getan, wenn ich mit Mitte zwanzig konsequent nachgedacht hätte. Hab ich aber nicht. Und wer weiß, ob ich ohne diesen “Jetzt-erst-recht!”-Trotz mein Studium und meinen Jobeinstieg so konsequent durchgezogen hätte – ich kenne durchaus Menschen, die das auch ohne Kinder nicht auf die Reihe gekriegt haben. Inzwischen ist auch absehbar, dass die Kinder bald aus dem Haus sind – und ich bin froh, dass ich dann weiß, was ich dann den ganzen Tag lang tun kann. Kinder zu haben, ist nämlich wirklich nicht alles in diesem Leben. Millionen frustrierter Hausfrauen haben das leidvoll erfahren müssen.