Egal ob staatliche oder private Krankenkassen: Das deutsche Krankenversicherungssystem steht vor einem Kollaps. Angesichts eines Billionenlochs bei den gesetzlichen, und den fehlenden Rücklagen der privaten Kassen, könnte es in einigen Jahren zu Finanzierungsproblemen bei den Leistungen kommen.
Ständig steigende Beiträge und immer schlechtere Leistungen. So könnte man die aktuelle und zukünftige Entwicklung bei den Krankenkassen beschreiben. Denn nicht nur den Rentenkassen wird die zunehmende Überalterung der Gesellschaft zum Verhängnis, sondern eben auch den Krankenversicherungen. Immerhin steigt mit zunehmendem Alter auch der Bedarf an oftmals teuren Behandlungen, für die auch die Krankenkassen aufkommen müssen.
Teures doppeltes Spiel
Besonders Selbstständige, hohe Beamte, Freiberufler und gut verdienende Angestellte sind bei den privaten Krankenkassen beliebte Kunden. Sie zahlen gerne für Zusatzleistungen wie die Chefarztbehandlung oder ein Einzelzimmer, sind aber seltener krank als die Masse der Arbeitnehmer. Die günstigen Einstiegsprämien am Anfang werden durch spätere saftige Preiserhöhungen kompensiert. Ganz zu schweigen davon, dass die Provisionen für die Versicherungsmakler und die Dividenden für die Aktionäre auch irgendwie bezahlt werden müssen. Benötigte Rücklagen sind deshalb kaum welche vorhanden.
Für die öffentlichen Krankenkassen ist die private Konkurrenz eine üble Sache. Ihnen bleiben die marginalen Beiträge von Minijobbern, Ein-Euro-Jobbern, und dem Millionenheer an Menschen, die derart schlecht verdienen, dass am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig bleibt. Und dafür sind diese Menschen statistisch gesehen öfters krank, und kosten den Krankenkassen eben auch entsprechende Summen. Dies führt dazu, dass die Gesetzlichen Krankenkassen nach Angaben einer Studie des "Instituts für Mikrodatenanalyse" bis zum Jahr 2060 auf einer Finanzierungslücke von 1,1 Billionen Euro sitzen, wie die DWN berichteten.
Einführung einer einheitlichen Krankenversicherung?
Angesichts des deutschen Versicherungsdschungels und des mittelfristig drohenden Kollaps' des Krankenversicherungssystems mehren sich die Stimmen, welche eine einheitliche Krankenversicherung für alle Menschen in Deutschland befürworten. Damit gäbe es keine Sonderbehandlung für Privatkassenpatienten mehr, und jene Teile der Versicherungsprämien welche bislang als Provisionen und Dividenden abflossen, würden der Allgemeinheit zugute kommen.
Die Lobbyisten der Ärzte und der privaten Versicherungsgesellschaften heulen bei solchen Plänen selbstverständlich auf. Immerhin sind sie die Einzigen, welche wirklich davon profitieren. Allerdings wäre eine solche "Bürgerversicherung" langfristig eher finanzierbar, wenn man die Beitragsbemessungsgrenze anhebt, und an die Inflationsrate koppelt (indexiert). Immerhin ist ein Staat auch eine Solidargemeinschaft, aus der sich die Spitzenverdiener nicht einfach auskoppeln können.
Staatliche Krankenversicherungen ineffizient und teuer?
Gerade von liberaler wie konservativer Seite kommt immer wieder der Vorwurf, dass die staatlichen Krankenkassen inffizient und teuer wären. Private Versicherer würden deutlich effizienter und günstiger wirtschaften. Doch ein Blick in die Statistiken zeigt, dass dies absolut nicht der Fall ist.
Im Jahr 2009 hatten die Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) bei Ausgaben in Höhe von 160,9 Milliarden Euro Verwaltungskosten in Höhe von 8,9 Milliarden Euro angegeben. Das sind 5,5%. Im Vergleich dazu gaben die privaten Krankenversicherungen (PKV) im Jahr 2009 immerhin 26,0 Milliarden Euro aus, und veranschlagten hierfür satte 3,7 Milliarden Euro an Verwaltungsausgaben. Das sind ganze 14,3%! Beim selben Leistungsumfang wären die Gesetzlichen Krankenkassen in Sachen Verwaltung demnach sogar um 2,27 Milliarden Euro sparsamer gewesen.
Insofern wäre eine einzige staatliche Krankenkasse vielleicht langfristig die günstigste und effizienteste Lösung.