Deutsche Soldaten unbeliebt in der Türkei

Von Denkbonus

Die deutsche Maistreampresse überschlug sich vor Geheul. Vier deutsche Soldaten seien im türkischen Iskenderum von einem wütenden Mob, mindestens 40 Mann, überfallen worden. Ein Sack mit ‘Inhalt’ sei einem der Soldaten auf den Kopf geschlagen worden. Der ‘Inhalt’ entpuppte sich als weißes Pulver

Entflechten wir das mal kurz. Eine Gruppe junger Leute, allesamt Mitglieder des Bundes Türkischer Jugendlicher (TGB), haben zwei NATO- Soldaten in der türkischen Hafenstadt Säcke über den Kopf gezogen. Diese waren in der Hafenstadt, um Materialen anzunehmen, die per Schiff geliefert worden waren. Die Soldaten waren nach Dienstschluss auf einem Kneipenbummel, als sie den Jugendlichen auffielen. Diese wollten die Soldaten jedoch weder töten, noch verletzen, sondern nur ärgern. Sie stülpten den konsternierten Bundis Säcke über den Kopf, einer der beiden war allerdings ein Niederländer. Und damit das Ganze wenigstens Spaß macht, wurde zuvor etwas Mehl in die Säcke gegeben. Soviel hierzu, aber was steckt dahinter? Davon abgesehen, dass die Türken ziemlich erbost sind über die Gegenwart von NATO- Kämpfern an der türkisch- syrischen Grenze, hat das Ganze auch geschichtliche Hintergründe, die nicht einmal weit zurück reichen. Aufschluss verschafft ein Blick auf den deutschen Facebookauftritt des TGB.

TGB Almanya (TGB Deutschland)

An die deutsche Öffentlichkeit,

der Bund türkischer Jugendlicher (TGB) hat heute als Reaktion gegen den Beschluss des deutschen Bundestags und die damit einhergehende Entsendung der Patriotraketen in die Türkei einem amerikanischen und einem deutschen Soldaten Säcke um den Kopf gestülpt.

Hieraufhin wurden der Vorsitzende İlker Yücel und 42 weitere Mitglieder unserer Vereinigung in Untersuchungshaft genommen. Grund hierfür war, dass sie gegen den Imperialismus und dessen Folgen in unserem Land und in unseren Nachbarländern protestiert haben. Die aus ‘Schutzzwecken’ in Iskenderun stationierten Patriotraketen haben den eigentlichen Zweck den Nahen Osten, insbesondere die Türkei und Syrien, in einen blutigen Krieg zu verwickeln.

Der Bund türkischer Jugendlicher und das türkische Volk werden mit vereinten Kräften getragen von einem kemalistisch revolutionärem Verständnis gegen alle Handlungen imperialistischer Länder, die sie aus Machtgier vornehmen, um ihre eigenen Zwecke zu verwirklichen, Widerstand leisten!

Bund türkischer Jugendlicher Deutschland

Barış Göktepe, ebenfalls vom TGB ergänzt die Geschichte um ein weiteres Statement

Die Sache verhält sich so: der TGB hat verkündet, dass sie allen NATO-Soldaten, die türkischen Boden betreten, einen Sack über den Kopf ziehen werden. Genau das hat der TGB auch gemacht, wie schon vorher bei einem amerikanischen Soldaten. Es handelte sich um einen Deutschen und einen Holländer, dabei ist aber keiner verletzt worden. Das ist und war auch nicht das Ziel der Aktion. Es handelt sich um einen symbolischen Akt und natürlich können die Soldaten nichts persönlich für die ganze Sache. Ich denke es wird zu dieser Aktion noch eine deutsche Presseerklärung geben.

Nun aber zum geschichtlichen Hintergrund des Vorfalls, ebenfall bestens erklärt vom TGB

Bei der heutigen Protestaktion der TGB (Turkish Youth Union, Bund türkischer Jugendlicher) in der türkischen Hafenstadt Iskenderun gegen die Stationierung der Patriot-Raketen in der Türkei wurden türkischen Medien zufolge mehr als 30 TGB-Jugendliche von der Polizei festgenommen – darunter auch der TGB-Vorsitzende Ilker Yücel.

DIE SACK-AFFÄRE:

Im Juli 2003 überfielen US-Soldaten im Nordirak einen türkischen Militärposten, stülpten den türkischen Offizieren Säcke über den Kopf und führten sie ab. Würde der “Verbündeten” – das ist der NATO und der US-Army ein Fremdwort! Nur wer den blutigen Machenschaften der USA dienen kann, darf sich “Verbündeter” nennen!

Für TGB (Turkey Youth Union) steht fest:
Die Türkei darf nicht als Stützpunkt hegemonialer Ziele der USA im Nahen Osten dienen! NATO-Soldaten haben in der Türkei nichts zu suchen!

Die Sack-Affäre ist nicht vergessen!:
Türkischen Medien zufolge haben TGB-Jugendliche heute einem holländischen und einem deutschen Soldat Säcke über den Kopf gezogen. Diese Protestaktion soll so weitergehen, bis die NATO ihre Raketen und Soldaten aus der Türkei abzieht.

TGB-Jugendliche sagen: NEIN ZUR NATO! NEIN ZU PATRIOTS! NEIN zum Blutbad im Nahen Osten! GO YANKEE HOME!

Um es auf den Punkt zu bringen: Die türkische Jugend ist wütend auf die NATO, die innerhalb türkischer Landesgrenzen einen Angriffskrieg betreibt gegen das befreundete Syrien. Es darf nicht vergessen werden, dass auch in der Türkei Alawiten leben. Zudem pflegen beide Länder seit vielen Jahrzehnten intensive Handelsbeziehungen, man kennt und schätzt sich eben. Die türkische Jugend ist zudem äußerst erbost über das idiotische Verhalten von Premier Erdogan, der das einstmal sehr angesehene Land geradewegs in die Katastrophe führt. Die kurdischen Autonomiegebiete, deren Erschaffung die USA Erdogan angedroht hatten, um ihn zum Mitmachen zu zwingen, hat er nun dennoch vor der Nase, diesmal dank Assad, der den Kurden weitreichende Autonomie verschafft hat, um sich für den Opportunismus seines Nachbarn zu revanchieren. Die missglückte Doppelstrategie des türkischen Premiers, sich einerseits mit der NATO gut zu stellen und andererseits seinen Einfluss in Nahost auszubauen, darf als gescheitert angesehen werden. Erdogans politische Karriere ebenfalls.

Quellennachweis und weiterführende Links: